Crytek’s neuestes Spiel ist gerade in der Mache. In der Alpha dürfen die ersten Spieler sich den unkonventionellen Shooter mal ansehen. Die Frage, die sich nun einem stellt: Hat Hunt: Showdown das Potential, auch auf lange Sicht zu überzeugen?
Ich habe mir zur Ausnahme mal vorgenommen, meine Preview etwas kürzer zu halten. Und Hunt: Showdown macht es mir nicht gerade schwer, dies auch zu tun. Denn nach einigen Runden in Crytek’s 19tem Jahrhundert-Shooter frage ich mich, wie andere den Titel in den Himmel loben können, als wäre es die Inkarnation des Horror-Genres. Dazu muss man sagen, dass ich den Shooter alleine gespielt hab. Dazu gleich mehr.
Nein, Hunt: Showdown ist nicht schlecht. Wenn man Crytek eines nicht vorwerfen kann, dann, dass sie nicht wüssten, wie man einen First Person Shooter zu programmieren hat. Und auch grafisch überzeugt das Spiel, vor allem seit dem letzten Performance-Test. Obwohl es immer wieder zu extrem unpassenden Lags auf meinem Gaming-PC kam, auf dem sonst auch AC: Origins oder gleichwertige Spiele auf maximalen Einstellung mit 50-60 FPS ohne Probleme läuft.
Es macht auch Spaß, sich, egal ob bei Tag oder Nacht, durch den Wald zu „schlagen“ oder, die bessere Alternative in Hunt: Showdown, zu schleichen. Obwohl es nicht all zu viele Spieler auf der Map gibt, muss man stets befürchten, dass in einer dunklen Ecke jemand auf dich lauert. Spätestens bei den sogenannten „Clues“, die du sammeln musst, um am Ende das Monster zu finden, wird man mit Sicherheit jemanden begegnen. Dazu laufen auf der gesamten Map Zombies rum. Größere und kleinere. Doch wirklich gruselig ist das jetzt nicht. Die stehen halt so da, machen ein paar Geräusche und sind auch keine Gefahr. Außer jemand hört, wie du gegen einen Zombie kämpfst. So oder so kann man aber den Zombies ohne Probleme ausweichen.
Da hilft auch die Grafikwucht der CryEngine nicht. Die Atmosphäre ist zwar überzeugend und man kann beinah eintauchen in diesen dunklen Wald, aber es ändert nichts daran, dass einfach der Gruselfaktor nicht da ist. Auch bei Tageslicht macht Hunt: Showdown einen guten Eindruck, jedoch liegt die Stärke eindeutig in der dunklen Szenerie. Mondschein, Nebel und Lichtquellen machen einen realistischen, aber nicht übertriebenen Anschein. Außer die Lichtquelle beim Monster welches man jagt, hier könnte man regelrecht eine Sonnenbrille aufsetzen. Dies scheint aber eher gewollt zu sein.
Die seltsame Fähigkeit, mit der man Hinweisen nachgehen kann.
Es hat durchaus einen gewissen Reiz, sich auf die Suche nach Hinweisen mit seiner übernatürlichen Fähigkeit zu machen, ein wenig Nervenkitzel kommt schon auf, aber der Funke will nicht so ganz überspringen. Horror-Feeling? Da habe ich mich in Resident Evil 7 oder Outlast 2 mehr gegruselt. Nicht mal ordentliche Gore-Effekte können dies wettmachen. Etwas verweste Zombies sind nichts Neues mehr. Wenn sie nicht schon unlängst despawned sind, bevor man, wo auch immer man im Spiel sollte, sie sich genauer anschauen kann. Es ist dann doch eher der gewisse Nervenkitzel, nicht aufzufliegen und von einem Spieler erschossen zu werden. Denn in Hunt: Showdown gibt es einen Semi-Perma-Death Mode, womit all deine Items, dein Fortschritt und dein Hunter einfach weg sind. Lediglich eine „Bloodline“ sorgt dafür, dass ein wenig deines erspielten Fortschritts erhalten bleibt.
Das mag zwar dafür sorgen, dass man im Spiel selbst nicht unbedingt auf Rambo macht, wenn man später seinen Hunter tatsächlich etwas hochgelevelt hat und Crytek damit auch erreichen will, dass man auf die Probe gestellt wird: „Nehme ich jetzt den Loot und riskiere einen Tod oder renn ich zum Ausgang und freue mich über meine EXP“.
Die Spinne war keine Herausforderung, später mit dem Bountey wird es spannend.
„Kurzweilig, mit Betonung auf kurz.“
Das System mag durchaus interessant sein. Doch hier hört Hunt: Showdown eigentlich schon auf. Man versucht Runde pro Runde immer das gleiche. Ein Monster jagen, es ggf. schlachten und schnell mit dem Kopfgeld zum Ausgang rennen. Und bei dem Versuch entweder sterben oder das Kopfgeld kassieren. Und wieder von vorne.
Die einzige Variabilität, die im Spiel aufzufinden wäre, ist die Location des Monsters und natürlich die anderen Spieler. Aber ich, als Einzelspieler der ich nun mal bin, sehe keinen Anreiz, dieses Spiel auch für Stunden, Tage oder Wochen zu spielen. Die Spannung ist schnell raus. Ich habe lange überlegt, was es sein kann, was diesem Spiel fehlt. Ich kann es nicht wirklich sagen. Betrachtet man zum Beispiel spiele wie PUBG, schaffen die es ja auch, trotz ohne große Variabilität, stets einen immer und immer wieder zurückzulocken.
Tagsüber kann man sich die Zombies mal genauer anschauen. Sich im Klo verstecken offenbart hingegen grafische Schwächen.
Und während andere Kollegen bei BILD und Co. die Kämpfe gegen die Bosse als „frisch“ und „anspannend“ empfinden, kann ich nur das Gegenteil behaupten. Man schießt auf den Boss, rennt weg, schießt, rennt weg, schießt… bis es umfällt. Ich fühle mich nicht angespannt, es ist nicht sonderlich gruselig und lediglich die Furcht vor anderen Spielern sorgt für den gewissen Reiz. Das Spiel ist kurzweilig. Mit Betonung auf kurz. Es fehlt leider noch die Langzeitmotivation. Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, für dieses Spiel einen Vollpreis zu zahlen. Und davon kann man ausgehen, dass Hunt: Showdown an die 60 – 70 € kosten wird, wenn es nach einer langen Early Access veröffentlicht wird.
Man muss aber auch bedenken, dass Hunt: Showdown noch in der Alpha ist. Also hier kann und wird hoffentlich noch viel passieren. Deswegen schreibe ich das Spiel auch noch nicht ab, sondern blicke optimistisch in die Zukunft. Denn das Spiel ist, wenn es um PvP geht, durchaus ein guter Meilenstein. Denn hier liegt die Stärke von Hunt: Showdown. Aber bisweilen auch nur hier.
Grafisch ist das Spiel vor allem bei Nacht sehr atmosphärisch.