We Happy Few befindet sich seit kurzem bei Steam im Early Access. Ob sich der Kauf jetzt schon lohnt verraten wir euch in unserer Preview.
We happy Few ist eines dieser Projekte, die es erfolgreich geschafft haben, sich über Kickstarter zu finanzieren. Statt dem eingetragenen Finanzierungsziel von 250.000 $ erreichte die Kampagne letztendlich sogar 334.754 $. Nun steht auch dem Nicht-Unterstützer der Finanzierungskampagne eine spielbare Version zur Verfügung, denn We Happy Few hat seinen Weg in das Early Access Programm gefunden. Wir haben uns natürlich gleich in das Spiel gestürzt und erzählen euch, was ihr für euer Geld derzeit an Inhalten bekommt.
Story
We Happy Few spielt im Jahre 1964 und versetzt euch in das fiktive, englische Städtchen Wellington Wells. Doch dies ist keine normale Stadt wie jede andere, denn hier hat sich eine Droge, das sogenannte Joy, breit gemacht und sorgt dafür, dass die Bewohner permanent mit einem Lächeln unterwegs sind. Joy trägt dazu bei, dass die Menschen nichts mehr so sehen und wahrnehmen wie es in Wirklichkeit ist. Alles schlechte dieser Welt scheint wie weggespült, der langweiligste Job ist wieder das absolute Karriere-Highlight, ja selbst die Farben der Welt sind auf Joy einfach noch viel schöner und bunter anzusehen.
Doch wehe dem, der es wagt, dem regelmäßigen Konsum von Joy zu entsagen. Diesen „Downern“, wie sie schon schön oder eben nicht schön bezeichnet werden, droht ein Leben im Exil und sie werden aus der fröhlichen und lustigen Stadt Wellington Wells verbannt.
Wir spielen nun einen dieser Downer, den netten und eigentlich allzeit zuvorkommenden Arthur Hastings. Durch ein kleines Ereignis während seiner täglichen Arbeit, beschließt er beziehungsweise beschließen wir, von nun an die Finger von Joy zu lassen und uns dem Drogensumpf zu entfliehen. Trotz, dass wir versuchen, weiterhin unsere Tarnung aufrecht zu erhalten, werden wir ziemlich schnell als Downer identifiziert und gejagt und erwachen nach einer Tracht Prügel in einem unterirdischen Raum, welche uns fortan als Unterschlupf dient. Und damit geht die Geschichte dann erst richtig los… sofern dann irgendwann die Vollversion veröffentlicht wird, denn in der Early Access Version ist nicht eine Textzeile der eigentlichen Story und den jeweiligen Missionen vorhanden.
Gameplay
Wie bereits erwähnt, gibt es derzeit noch nichts von der Hauptstory zu sehen beziehungsweise zu spielen. Stattdessen können wir uns hauptsächlich mit den vielen Gameplay Elementen vertraut machen. Außerdem haben die Entwickler bereits einige kleine Nebenmissionen implementiert, welche den Spieler etwas bei Laune halten sollen.
Eines der wichtigsten Gameplayelemente ist der Kampf ums Überleben, denn We Happy Few ist, auch wenn man es als erstes nicht vermuten würde, in erster Linie ein Survival Spiel. Unsere Spielfigur muss sich regelmäßig schlafen legen, um wieder zu Kräften zu kommen, Essen und Trinken zu sich nehmen, um nicht zu verhungern oder zu verdursten und sich vor Erkrankungen und Vergiftungen schützen. Was in der Theorie super spannend klingt und auch in anderen Spielen wunderbar funktioniert, ist hier leider nicht beziehungsweise noch nicht ganz so gut umgesetzt. Statt die Welt erkunden zu können und sich den wenigen Nebenmissionen widmen zu können, fühlt man sich zu sehr unter Druck gesetzt, da die Zeit einfach zu schnell verstreicht und daraus resultierend die eigenen Vitalwerte schnell in den Keller wandern. Vielleicht sollte der Entwickler hier die Zeit etwas langsamer verstreichen lassen, dass man nicht gezwungenermaßen durch die Spielwelt hetzen muss, denn diese bietet einem bei genauerem Hinsehen schon ein paar witzige Momente.
Neben den Survival Elementen gehört auch das Crafting zum Repertoire von We Happy Few. Aus den vielen verschiedenen Dingen, welche man in der Spielwelt findet und im Inventar verstaut, lassen sich so einige Dinge herstellen, angefangen bei ganz einfachen Dingen wie einem Dietrich, Bandagen oder Erste Hilfe Sets bis hin zu speziellen Klamotten wie zum Beispiel besondere Schuhe, die für kurze Zeit ein lautloses Vorgehen ermöglichen. Allerdings brauch man für manche Items erst die dazugehörige Blaupause, welche man unterwegs finden muss. Also lohnt es sich auch hierfür die Augen beim Erkunden der Stadt offen zu haben.
Atmosphäre
Ansonsten spielt sich We Happy Few ziemlich klassisch und erinnert durch sein etwas extravagantes Art Design ein wenig an die Bioshock Reihe. Allerdings ist uns in der derzeitigen Version noch keine Schusswaffe untergekommen. Soll nicht heißen, dass es keine Kämpfe gibt, ganz im Gegenteil. Auch in den Ruinen von Wellington Wells gibt es mehr als genug Mitmenschen, die uns ans Leder wollen. Allerdings wehren wir uns hier vorranging mit den Fäusten und diversen Nahkampfwaffen.
Allerdings gibt es hier auch wieder einen negativen Aspekt, der uns sehr aufgefallen ist. Grundsätzlich sind die meisten NPC’s unserem Arthur wohlgesonnen gegenüber. Dies ändert sich aber sehr schnell, sollte uns jemand bei einer verwerflichen Aktion beobachten. Knacken wir beispielsweise die Kasse einer Telefonzelle erscheint am oberen Rand ein Indikator, dass wir jetzt am besten nicht gesehen werden sollten. So weit so gut. Merkwürdig ist es nur, dass wir nach Herzenslust die Schränke und Kommoden in den Wohnhäusern der Bewohner durchwühlen und plündern können, obwohl sich die Eigentümer direkt neben uns befinden. Erwischen uns die NPC’s jedoch dabei, wie wir in ihren Betten schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen, dann bekommen wir mächtig Ärger und werden mit Schlägen und Steinwürfen aus dem Schlaf gerissen. Vielleicht wird dies ja zum Release beziehungsweise im Laufe der Early Access Phase noch gepatched, so wie es derzeit ist erscheint uns das Ganze noch etwas unlogisch.
Was uns ziemlich von den Socken gehauen hat und dem Spiel unglaublich viel Atmosphäre verleiht sind die tollen Synchronsprecher. Diese sprechen ein so tolles und teilweise leicht überzogenes Oxford Englisch, das zum einen eigentlich jeder mit grundlegenden Englischkenntnissen problemlos den Dialogen folgen kann, zum anderen die Figuren so lebendig und individuell rüberkommen, dass es einfach Spaß macht eben diesen bis zur letzten Silbe zuzuhören.
Wie bereits erwähnt, stehen uns statt der Hauptstory lediglich ein paar Nebenmissionen zur Verfügung. Diese erhalten wir entweder ganz automatisch, durch das Lesen einer der vielen Notizen oder aber auch einfach durch das Erkunden der Stadt. Allerdings ist bei manchen Missionen nicht sofort ersichtlich, was zu tun ist beziehungsweise wo etwas erledigt werden soll. Für manche Aufgaben muss man zum Beispiel was Bestimmtes finden oder sammeln, bekommt aber keinen genauen Hinweis, wo genau man suchen muss, dagegen wirken so manch andere Aufgabe viel zu simpel. Trotzdem haben die meisten Missionen einen gewissen Charme, sind witzig und lassen einen schon das eine oder andere Mal schmunzeln. Allerdings offenbart sich hier auch wieder eine der Schwächen, welche wir jedoch derzeit noch der frühen Entwicklungsphase zu schreiben. Einige Missionen leiden leider unter ärgerlichen Bugs, so war es uns beispielsweise nicht möglich einen erkrankten NPC das gewünschte Heilmittel zu geben, obwohl es sich bei uns im Inventar befunden hat. An andere Stelle konnten wir einen leblosen Körper nicht mehr, wie laut Missionsbeschreibung verlangt, an einen bestimmten Punkt tragen, weil uns einfach diese Funktion bei diesem NPC nicht mehr zur Verfügung stand.
Ansonsten läuft das Spiel bereits sehr stabil und wird auch weitestgehend von Perfomanceproblemen verschont. Zwischendurch gab es zwar auch bei stärkeren Rechner minimale FPS Drops, welche den eigentlichen Spielfluss jedoch nicht wirklich störten. Auch ärgerliche Abstürze traten bei uns nicht einmal aus. Man merkt es in dieser Hinsicht dem Spiel an, dass es ein stabiles technisches Grundgerüst, in diesem Falle die Unreal Engine 4, nutzt.
Fazit
Nach den ersten Infos, Trailern und bewegten Gameplayvideos macht sich die Vorfreude immer mehr bemerkbar. Umso größer war die Freude, als We Happy Few für den Early Access angekündigt wurde. Für jeweils 27,99€ kann man sich die Early Access Version für PC via Steam, GOG.de und dem Humble Store sowie für die XBox One über den XBox Store kaufen und sich ein Bild von dem Spiel machen, ganz ohne die Kickstarter Kampagne damals unterstützt zu haben. Im Humble Store zahlt man derzeit sogar noch einen Euro weniger, 26,99€ muss man hier für das Spiel auf den virtuellen Tresen legen.
Allerdings muss man auch sagen, dass die derzeitige Version des Spiels für knappe 30€ lediglich einen sehr kleinen Eindruck von dem vermitteln kann, was einen später erwarten wird. Man kann sich ein bisschen mit den Gameplaymechaniken vertraut machen, kann sich ein wenig im Crafting versuchen und ein paar Nebenmissionen erledigen, mehr nicht. Auch begegnen einem im Spiel hin und wieder schon einige Bugs, teilweise auch ziemlich ärgerliche Bugs, die beispielsweise den Abschluss einer Mission verhindern. Außerdem gibt es unserer Meinung nach noch einige logische Ungereimtheiten, welche vielleicht ja bis zum Release noch geändert werden könnten.
Insgesamt hatten wir trotzdem bereits einige sehr interessante Stunden in Wellington Wells verbracht und hoffen, dass die Entwickler von Compulsion Games die wenigen Bugs bis zum Release beseitigen können und uns eine spannende und abwechslungsreiche Hauptkampagne bieten. Sollte dies der Fall sein erwartet und allen ein tolles Spiel, welches sich niemand entgehen lassen sollte.