Was haben wir denn hier? Könnte dies ein weiteres Indiz für die baldige Ankündigung von Half-Life 3 sein? Ach, was soll’s! Um die Zeit zu überbrücken, zocke ich einfach mal wieder `ne Runde Half-Life 2.
Jedes noch so kleine Gerücht über Half-Life 3 wird sofort über sämtliche Kanäle verteilt. Man diskutiert und mutmaßt, versucht die wildesten Verbindungen zu erkennen und prophezeit allen anderen dann den Himmel auf Erden, bzw. in diesem Falle, die offizielle Ankündigung von Half-Life 3. Oft reicht dazu, wie im letzten Fall, eine einfache Textdatei, die sich mit einer verdächtigen Bezeichnung in das letzte DOTA 2-Update geschlichen hat.
Natürlich stellt sich nach so einem Fund die Frage: Steckt da mehr dahinter? Ist Valve wirklich ein Fehler unterlaufen oder sind diese Leaks, die quasi in regelmäßigen Abständen auftauchen, eine geschickte PR-Aktion, um die Fangemeinde bei Laune zu halten? Solange Valve Half-Life 3 nicht offiziell bestätigt oder im schlimmsten Falle das Nichterscheinen bestätigt, wird es ewig ein Geheimnis bleiben und die Gerüchteküche auch weiterhin bei jeder Kleinigkeit brodeln. Aber die eigentliche Frage, die sich mir derzeit stellt, lautet: Warum? Warum warten die Spieler so sehr auf den nächsten Ableger? Warum wird jedes noch so kleine Gerücht in der Community gefeiert?
Begeben wir uns mal ganz kurz ein paar Jahre zurück, und zwar zurück in das Jahr 2004. Ich gehörte damals ebenfalls zu den Spielern, die dem Release entgegenfieberten, hatte mir extra das Game aus England vorbestellt, aus Angst, die deutsche Version könnte wie Teil Eins geschnitten sein. Selbst der Rechner wurde kurz vor Release noch aufgerüstet, da ich zu dem Zeitpunkt grafikkartentechnisch nicht ganz auf der Höhe war. Es hätte zwar gereicht, aber hey, man will ja auch auf höchsten Einstellungen zocken.
Und was soll ich sagen, es hatte sich gelohnt…
Die Spieler und Fachpresse waren sich einig, Half-Life 2 war ein Meisterwerk und wird von vielen auch elf Jahre nach Release als eines der besten Spiele der Videospielgeschichte bezeichnet. Was also hatte Half-Life 2, was selbst viele Spiele heute noch nicht haben?
Half-Life 2 back to HDD
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, habe ich mir Half-Life 2 also mal wieder installiert und gleich mal mit der Cinematic Mod von FakeFactory verschönert. Die Mod ersetzt so ziemlich jede Textur im Spiel mit überarbeiteten HD-Texturen und lässt auf Wunsch auch viele NPCs in neuem Glanz erstrahlen. Aber nun genug zu der Mod, uns interessiert doch viel mehr die Frage: Lohnt es sich das Spiel heute nochmal zu zocken?
Schon in der ersten Minuten in City 17 werde ich wieder daran erinnert warum mir das Spiel so sehr in seinen Bann gezogen hat, denn beinahe an jeder Ecke gibt es was zu entdecken. Bürger werden durch die Combine-Soldaten unterdrückt, fliegende Überwachungskameras knipsen fleißig Bilder, Wohnungen werden durchsucht, Leinwände zeigen permanent die gleiche propagierende Ansprache. Man fühlt sich von Beginn an wie in einer absoluten Überwachungsstadt. Und seien wir mal ehrlich, wer hat nach der Aufforderung „Pick up the can“, die Dose ebenfalls nicht in den Abfallbehälter sondern dem Combine direkt ins Gesicht geworfen nur um sich daraufhin eine Tracht Prügel abzuholen?
Es macht einfach Spaß sich Zeit zu lassen und die Welt auf sich wirken zu lassen. Das alles schafft eine sehr glaubhafte Atmosphäre und lässt den Spieler tief in die Welt eintauchen. Auch im weiteren Spielverlauf lässt diese Spieltiefe nicht nach, die Abschnitte sind vielfältig und passen wunderbar zusammen. City 17, Abwasserkanäle, Strände, bis hin zu Nova Prospekt, alles wirkt glaubwürdig und ist super designed.
Ok, hier muss ich aber auch einen Kritikpunkt einwerfen, denn manche Passagen schienen mir eine Spur zu sehr in die Länge gezogen. Als Beispiel habe ich da die Fahrten mit dem Luftboot, eine Art Luftkissenboot nur eben ohne das Kissen. Besonders im späteren Verlauf des Spiels, wenn man das zweite Mal mit dem Boot unterwegs ist, fühlt es sich ein wenig so an als ob man hier und da ein paar Minuten Spielzeit dazu mogeln wollte. Auch diese Stelle war unterhaltsam, gar keine Frage, hätte aber auch ruhig etwas kürzer ausfallen können.
In diese Welt gekonnt integriert sind auch die Rätsel, die, bedingt durch die Möglichkeiten der damaligen neuen Source Engine, meist physikalischer Natur waren. Muss man anfangs nur simpel Kisten stapeln um ein höher gelegtes Fenster zu erreichen, muss man wenig später auch mal leere Fässer unter eine im Wasser schwimmende Rampe befördern, damit sich diese erhöht und man weiter voran kommt.
Eines meiner Rätsel Highlights war der Kran mit dem Magnet am Haken. Mit eben diesen einem großen Container und jeder Menge brachialer Gewalt konnte man eine Brücke dazu „bewegen“ sich zu senken und somit den weiteren Weg freigeben.
Klar, die Rätsel waren nie besonders schwer und sollten niemanden vor ein großes Problem gestellt haben, jedoch waren diese eine willkommene Abwechslung und machten aus Half-Life 2 mehr als nur einen normalen Shooter. Meiner Meinung nach muss man bei heutigen Shootern maximal noch die richtige Schlüsselkarte oder den richtigen Türcode finden, wenn überhaupt.
Auch die Waffen spielen bei einem Shooter eine entscheidende Rolle. Pistolen, Maschinen- und Scharfschützengewehre, all das kennen wir schon aus anderen Spielen, aber welches Spiel hat eine Gravity Gun oder einen Ant-Lions-Pheromon-Beutel, mit denen man seinen Widersachern das Leben zur Hölle machen kann. Verdammt, wieviel Spaß ich mit der Gravity Gun hatte. Erst mit Dog eine Runde Ball spielen, danach in Ravenholm mit Sägeblättern wild um mich schießen und aus einem Gegner zwei Halbe machen. Zudem konnte man auch wunderbar dem Beruf des Malers nachgehen: Einfach mal einen Farbeimer nehmen und an die Wand klatschen, fertig ist der neue Wandanstrich. Na klar, später brauchte man die Gravity Gun auch um kleine Energiekügelchen Zweck zu entfremden oder im überladeten Zustand einfach jeden Gegner quasi aus dem Weg zu sprengen, aber am witzigsten waren doch immer die kleinen Spielereien.
Fast genauso unterhaltsam war der Bugbait, ein kleiner Pheromon-Beutel, der die Ant-Lions anlocken konnte. Schmeißt man diese beispielweise in einen von Combine-Soldaten besetzten Bunker, kann man sich gemütlich zurücklehnen und zusehen, wie die Viecher über die Gegner herfallen, als gäbe es keinen Morgen mehr.
Hypetrain auf Gleis 3
Das alles macht Half-Life 2, meiner Meinung nach, zu einem großartigen Spiel, welches man auch nach vielen Jahren immer mal wieder aus der Steam Bibliothek herauskramen, installieren und zocken sollte.
Kommen wir nun aber zur eigentlichen Frage zurück, ob der Hype gerechtfertigt ist. Ich würde fast sagen: „Ja, ist er!“. Allerdings muss man nun eine Sache bedenken. Falls Half-Life 3 jemals erscheinen sollte, muss es den zweiten Teil in allen Belangen übertreffen um diesen, über die Jahre aufgebauten Hype, gerecht zu werden. Sollte es nur ein überdurchschnittlich guter Shooter werden, wird ein Großteil der Fangemeinde sehr enttäuscht werden. Valve müsste also für den dritten Ableger wieder etwas Neues und Unverbrauchtes erschaffen, einen Shooter kreieren, der wie Teil Zwei neue Maßstäbe setzen kann, wie es bereits vor einigen Monaten im Gespräch war. Dazu vielleicht doch das Thema VR aufgreifen oder, oder, oder…
Ich denke, uns wird nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten und auf den nächsten Leak zu warten. Ich halte euch auf jeden Fall einen Platz auf dem Hypetrain frei.