Das Shooter-Urgestein Wolfenstein ist auf den Koop-Zug aufgesprungen. Mit Wolfenstein: Youngblood erledigt ihr im Duo Nazis, diesmal sogar in Deutschland.
Wolfenstein ist ein Urgestein der Shooter. Bereits 1981 konnten Zocker den ersten Teil des Erfolgstitels spielen. Dann folgten diverse weitere Titel, inklusive neuerer Versionen wie Wolfenstein: The New Order oder Wolfenstein II, die jedoch fast ausschließlich Singleplayer-Spiele sind. Das ändert sich jedoch mit Wolfenstein: Youngblood. Denn hier erledigt ihr gemeinsam mit einem Freund Nazis, im gepflegten Duo. Und falls keiner eurer Freunde Zeit hat, könnt ihr auch mit einem Bot an eurer Seite spielen. Was besonders in Deutschland seit jeher vielen Spielern negativ aufgestoßen ist an der Wolfenstein-Serie, ist die Tatsache, dass viele Teile des Franchises in Deutschland entweder komplett indiziert sind, bzw. waren, und oftmals Hakenkreuze, Runen und andere Nazi-Symbole entfernt oder ersetzt worden waren. Das hat sich mit Wolfenstein: Youngblood jedoch geändert. Denn in Deutschland kann man es als „deutsche“ Version ohne Nazi-Symbole, oder als internationale Version, so wie sie vom Entwickler angedacht war, kaufen.
Story
In Wolfenstein: Youngblood werden Nazis getötet, wie sollte es auch anders sein. Diesmal im besetzten Europa, genauer in Neu-Paris. Wir spielen, also ein guter Freund und ich, die Töchter des berühmten B.J. Blazkowicz, der auf wundersame Weise verschwunden ist. Unsere Aufgabe ist es dabei, ihn in Europa wieder zu finden. Dort einmal angekommen, müsst ihr im Auftrag des Widerstands verschiedenste Aufgaben und Missionen abschließen. So weit, so gut. Die Story selber ist jetzt nichts wirklich Besonderes oder hat viel Tiefgang. Aber das habe ich auch nicht erwartet, und vermisse ich auch nicht. Sie hat lediglich den Zweck, dem Spiel etwas Sinn zu geben.
Koop-Gameplay
Anders hingegen das Koop-Gameplay. Es macht wirklich Spaß, mit einem Freund zusammen Nazis auszuknipsen. Die Wummen machen Laune und gemeinsam sind viel mehr Taktiken möglich. Besonders das Feature, dass man DBNO gehen kann, um dann vom Freund gerettet zu werden, reduziert den Frust-Faktor dann doch erheblich, denn der Schwierigkeitsgrad kann je nach Spielweise dann doch fordernder sein, als unbedingt nötig. So spielen wir von Anfang an ausschließlich auf „Schwer“, da „Mittel“ für erfahrene Zocker doch etwas zu einfach sein kann. Aber wenn wir unser Vorgehen dann doch nicht planen, und uns wenig absprechen, werden die Level schwerer, als sie sein müssten. Denn dann übersieht man schnell mal ein stationäres MG, mit dem eine Welle an Gegnern einfach niedergemäht werden kann, oder man verpeilt es, den schweren Mech-Soldaten lautlos von hinten auszuschalten. Aber spricht man sich ab und plant seine Schritte, dann ist sogar schwer manchmal fast zu leicht. Dennoch finde ich die Schwierigkeitsstufen angemessen, denn selbst für eingefleischte Wolfenstein-Fans gibt es dann ja noch die Stufen „Sehr Schwer“ und „Herausfordernd“, aber auch „Anfänger“ und „Casual“.
Um den Multiplayer-Aspekt ein wenig mehr hervorzuheben, haben die Entwickler sich dazu entschlossen, einen Store einzubauen. Dort können wir unsere Ausrüstung verbessern. Dabei gibt es verschiedene Währungen, die unterschiedliche Sachen freischalten. Die Silbermünzen, die wir in jedem Level verteilt finden können, dürfen wir in Upgrades der Waffen stecken, wie erhöhten Schaden, größere Magazine und mehr. Zahnräder, die wir entweder finden können oder mit einem Level-Aufstieg erhalten, können wir einsetzen, um Fähigkeiten zu erhalten oder zu verbessern, wie zum Beispiel, dass wir mehr Leben haben oder mehr Munition von Gegnern auflesen. Und was natürlich in keinem modernen Spiel mehr fehlen darf, ist Echtgeld-Währung. Mit den Goldbarren, die nur gegen Euro gekauft werden können, sind aber zum Glück nur kosmetische Anpassungen erwerbbar. Dennoch missfällt mir die Einstellung eines jeden Publishers, Echtgame-Währungen wären toll und gehörten zu jedem neuen Spiel, auch wenn sie nur die Taschen der Publisher füllen und Gameplay hinter einer Paywall verstecken.
Großes Lob geht an die Entwickler für den Buddy Pass, den sie mit der Deluxe Version von Wolfenstein: Youngblood ausliefern. Diese kostet zwar rund 10€ mehr als die Standard-Version, sie hat jedoch ihre Vorteile. Mit dem Buddy Pass kann jeder eurer Freunde kostenlos mit euch zusammen das Spiel im Koop spielen. Er benötigt dafür lediglich die Demo-Version des Spiels, welche für jeden kostenlos auf Steam verfügbar ist. Dabei ist es egal, welche Versionen ihr nutzt, denn diese sind untereinander kompatibel. Der Buddy Pass ist dabei beliebig oft nutzbar und nicht auf Freunde oder Anzahl an Sessions limitiert. Da muss ich sagen: Hut ab!
Spiel-Design
Mit was Wolfenstein seit jeher punkten konnte, ist der außergewöhnlich schwarze Humor, der nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Auch diesmal lassen sich die Entwickler nicht lumpen, derbe Witze und versteckte Anspielungen in Wolfenstein: Youngblood zu platzieren, wie zum Beispiel eine spielbare Version von „Elite Hans“. Diese Figur ist ein immer wieder auftauchendes Easter Egg in dem Wolfenstein Franchise. Aber auch die Musik, die die Macher sich haben einfallen lassen, ist wie immer gelungen und fängt den Zeitgeist gut ein. Einige Lieder kommen uns dabei sehr bekannt vor, was daran liegen kann, das berühmte Songs gecovert und die Texte umgeschrieben wurden. Alles in allem passt das Setting von Neu-Paris, sehr gut. Sowohl die elektrifizierte Musik, als auch die Geschäfte, Straßen und Gebäude fügen sich nahtlos in ein gut durchdachtes Gesamtkonzept zusammen, welches zu überzeugen weiß.
Grafik und Performance
Wie bereits die Titel zuvor ist auch Wolfenstein: Youngblood eine wahre Performance-Bombe. Das Spiel läuft äußert flüssig und mit vielen FPS und ohne großartige Einbrüche. Das liegt unter anderem daran, dass die Engine id Tech 6 auf Vulcan basiert und daher besonders effizient arbeitet. Die CPU rückt dabei in den Hintergrund und die Grafikkarte kann und muss die meiste Arbeit leisten. Dadurch steigen die FPS (bei einer guten Grafikkarte) enorm an. Auf der anderen Seite ist die Grafikqualität jedoch nicht ganz Spitzenniveau. Sie kann sich zwar sehen lassen, dennoch reicht sie nicht an ein Ghost Recon: Wildlands oder Battlefield V heran. Was aber auch nicht großartig ins Gewicht fällt, denn ich spiele nicht Wolfenstein, um das triste Grau der besetzten Städte zu genießen, sondern um Nazis umzulegen.
Fazit
Wolfenstein: Youngblood macht in meinen Augen sehr viel richtig. Es spielt sich so schnell und energiegeladen wie die Teile vorher, und setzt auf brachiale Bild- und Tongewalt, gepaart mit fetten Wummen und Nazis als Gegner. Die Performance ist sehr gut, und auch das Setting des besetzten Europas ist gut umgesetzt und kann sich sehen lassen. Vor allem der Vorteil, dass ich die Deluxe-Version dank Buddy Pass mit Freunden spielen kann, ohne dass die sich das Spiel kaufen müssen, ist ein fetter Pluspunkt. Alles in allem kann ich das Spiel jedem Shooter-Fan nur empfehlen.