Viele Entwickler bieten Vorbestellern ihrer Spiele an, einige Wochen vor dem Release an einer „Beta“ teilzunehmen. Wirkliche Demos dagegen gibt es kaum noch.
Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als man sich das Computerheftchen seiner Wahl mitnichten für die spannenden Artikel oder die Pornowerbung für Handy auf der letzten Seite, sondern für die beigelegte CD mit irgendeiner coolen Demo zu Spiel XYZ kaufte? Was ist aus diesen Zeiten nur geworden? Gibt es überhaupt noch so etwas wie Demos?
Heutzutage verlangen Entwickler und Publisher, dass ihr euch das Spiel kauft bzw vorbestellt, bevor ihr es in sogenannten Beta (die zu 90% nichts anderes als Demos sind) testen dürft. Man kauft also den Gaul, ohne ihm vorher ins Maul geschaut zu haben. Zwar bietet sich eventuell nach einer Beta noch die Möglichkeit einer Rückerstattung des Spiels, das ist aber weit komplizierter als das Installieren und Deinstallieren einer Demoversion.
Ich verlange ja auch nicht, dass die Demo ewig spielbar bleibt wie beispielsweise die Demos zum jährlich erscheinenden Fifa. Eine Demo oder meinetwegen „Beta“ (am besten in zehn Anführungszeichen) wie zu Battlefield 4 und Battlefield Hardline reicht vollkommen aus, um mich zu entscheiden, ob ich das Endprodukt haben möchte. Spieler dürfen sich nur von dem Marketingbegriff „Beta“ in diesem Fall nicht täuschen lassen. Die Entwickler wollen uns suggerieren, dass wir ein unfertiges Produkt spielen, an dem sich quasi noch fast alles ändern könnte. Da solche Betas aber meist wenige Woche vor dem eigentlichen Erscheinen des besagten Titels stattfinden, ist das Spiel zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon so gut wie fertig.
Die Tendenz geht dahin, Betas zu verkaufen wie fertige Spiele. Du willst Zugang zur Beta von Call of Battlefield: Siege? Bestelle das Spiel vor, kaufe ein anderes Spiel mit garantiertem Beta-Zugang, am besten noch eine Limited Edition oder einen Season Pass – die Publisher sind hier sehr kreativ, wie immer, wenn es darum geht, den Kunden zu täuschen und ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und nur Gott weiß, wohin diese Entwicklung noch geht. Das Beispiel Early Access zeigt uns ja schon, dass Spieler für Games bezahlen müssen, die bei Release – ob und wann auch immer der stattfinden wird – Free-To-Play sein sollen. Also wer kann abschätzen, ob wir nicht demnächst auch für Betas bare Münze zahlen müssen? Es werden sich immer und bei jedem Scheiß, den sich ein Publisher einfallen lässt, Leute finden, die dafür bezahlen.
Und wenn die Firmen merken, dass sie Geld mit etwas verdienen können, dann werden sie das bis zum letzten Cent ausschlachten. Es bleibt uns also nur die Hoffnung, dass wir noch bis in alle Ewigkeit unsere Fifa Demos zocken und für andere Spiele nur noch über Youtube-Videos abschätzen können, ob wir sie denn kaufen wollen. Und das ist, „warum ich wirklich am Rad drehe!“