Heutzutage braucht ein Videospiel einen ordentlichen Multiplayer-Modus, um langfristig erfolgreich zu sein. Warum mir ein spannender Singleplayer-Modus viel wichtiger ist, möchte ich euch erklären.
Mein Freitagabend läuft jede Woche nach dem gleichen Muster ab. Nachdem ich meine Kids ins Bett gebracht habe, wechsel ich noch schnell zwei, drei Worte mit meiner Frau und verabschiede mich im Anschluss bei ihr, da ich den Rest des Abends away from Real-Life sein werde. Dann wird schnell der Rechenknecht zum Leben erweckt, kurz noch ein paar Minuten im Internet gesurft und schon mal das TS angeschmissen. Jetzt nur noch eben schnell dem Krieg 4-Channel joinen und das Battlelog starten, dann kann es losgehen. Jeden Freitag treffen wir uns zum gemeinsamen Fratzengeballer auf den virtuellen Schlachtfeldern von Battlefield 4, mit Freunden und Arbeitskollegen kämpfen wir mit- und füreinander um den Sieg, um das Ace Squad Ribbon zu erringen. Sind genug Leute am Start, mieten wir uns fix fürs Wochenende auch gern mal einen eigenen Server um eine feine geschlossene Runde Deathmatch zu zelebrieren und uns gegenseitig mit neu kreierten Beschimpfung der übelsten Sorte einzudecken. Und das alles auf einer zeitlichen Open End-Basis.
Battlefield 4 ist natürlich nicht das einzige Multiplayer-Game, was wir in unserer Gruppe auf dem Schirm haben. Gern darf es auch mal ein schöner Abend Rocket League sein, auch ein alter Schinken wie S.W.A.T. 4 wird immer mal wieder gerne von uns im Koop gezockt. Das macht natürlich auch Spaß, sonst würde ich es ja auch nicht spielen, aber es macht nur solange Bock, wie ich mit meinen Kollegen zusammen zocke. Bei Battlefield 4 stumpf auf einen Public Server zu joinen, könnte mir nicht passieren, Rocket League mit fremden Leuten zusammen spielen macht überhaupt keinen Spaß, selbst CS:GO spiele ich niemals alleine. Ich denke, mich reizen diese ganzen Titel nur, weil ich sie mit Leuten genieße, die ich kenne, mit denen ich mich gut verstehe und man bei dem ganzen Bullshit, der während des Zockens gelabert wird, richtig schön abschalten kann.
Solo Multiplayer suckz
Was mich an Multiplayer-Titeln reizt, habe ich ja gerade bereits angeschnitten, aber ich denke, es steckt noch einiges mehr dahinter. Eine weitere Ursache ist beispielsweise ganz einfacher Natur. Ich bin ein Noob. Na gut, vielleicht kein kompletter Noob, aber es gibt viele tausende Spieler, die einfach um einiges besser sind als ich. Natürlich habe ich auch schon die 100 Spielstunden-Marke vor längerem geknackt, dennoch bezeichne ich mich trotzdem noch als ganz klaren Casual Gamer.
Der Grund dafür ist ganz einfach, ich bin berufstätig und nebenbei noch Ehemann und Vater. Demnach bleibt mir einfach nicht die Zeit, mich so sehr in einen Multiplayer Titel reinzuknien, wie es anderen möglich ist. Es gibt zum Beispiel immer noch einige Waffen in Battlefield 4, die ich noch nicht freigespielt habe. Das liegt jedoch nicht an der Zeit, die ich zur Verfügung habe, vielmehr spiele ich einfach zu gerne mit bereits bekannten Waffen, auch wenn es bei diesen nichts mehr freizuschalten gibt. Und da lande ich auch schon wieder bei der Hauptthese des Artikels, ich spiele diese Spiele nur, weil ich Spaß daran habe, nicht weil ich viel erreichen möchte. Ich brauche nicht alle Waffen in meinem Loadout oder sämtliche Achievements und Dogtags, nein, ich brauche meine Kollegen, ein paar Frags und jede Menge dummes Gelaber im TS, dann ist der Abend gerettet.
Singleplayer rockz
Dass mir Multiplayer-Titel nur in Kombination mit meinen Freunden gefallen, wisst ihr ja bereits, allerdings gibt es für mich noch eine Sache, die mir bedeutend mehr Spaß macht, als mir zusammen mit eben diesen die virtuellen Kugeln um die Ohren zu jagen… und das ist eine spannende und fordernde Singleplayer-Kampagne.
Ich liebe Singleplayer-Spiele und spiele diese auch bedeutend öfter als das ganze Multiplayer-Gedöns. Zusätzlich sehe ich mich dabei nicht mehr wie einen Casual Gamer, im Gegenteil, was Singleplayer-Games angeht bin ich definitiv ein Core-Gamer. Hier habe ich einfach viel mehr Motivation, mich auf ein Spiel einzulassen, alle Geheimnisse zu lüften, alle noch so nebensächlichen Questreihen abzuschließen, alle Waffen und Items zu finden und wirklich jeden Boss niederzustrecken.
Das hat schon in meiner Jugend angefangen. Am PC habe ich Spiele wie Quake 2 oder Kingpin unzählige Male durchgespielt, an der PSX war dies bei Resident Evil 1 und 2, sowie bei der Tomb Raider-Reihe der Fall, auf der PS2 war es bei Resident Evil 4 auch nochmal ganz schlimm. Schade, dass es damals noch keine Achievements, beziehungsweise Trophäen gab, sonst hätte es Platin gehagelt am laufenden Band.
Im Laufe der Zeit reihten sich so einige Titel in meiner „durchgesuchtet“-Liste ein, angefangen bei Titeln wie Star Wars Jedi Knight: Dark Forces 2 und Half-Life 2 sind einige der letzten und somit aktuellsten Titel die Dark Souls Reihe, Tomb Raider, The Last of Us und Bloodborne.
Warum macht es einfach mehr Spaß?
So manch einer fragt sich jetzt bestimmt, warum es mehr Spaß machen soll, alleine an einem Videospiel zu sitzen als zusammen mit seinen Freunden.
Das ist natürlich Ansichtssache, aber bei einem Singleplayer-Spiel hab ich einfach eine viel höhere Motivation, mich dort richtig reinzuhängen. Spielt man einen Multiplayer-Titel länger nicht, haben sich die meisten Spieler in dieser Zeit schon viele Sachen freigeschaltet, neue Waffen sowie neue Fertigkeiten und haben sich natürlich auch spielerisch weiter verbessert. Und wenn man dann nach einiger Zeit wieder einsteigt, wundert man sich, dass man mit vielen Spielern einfach nicht mehr mithalten kann.
Sowas kann bei Singleplayer-Spielen nicht passieren. Die KI schaltet sich in dieser Zeit keine neuen Attacken frei oder verbessert ihr Aiming. Das gibt einem auch nach einer längeren Pause nicht gleich das Gefühl, nicht mehr mithalten zu können. Nach einigen Minuten weiß man wieder, wie alles funktionierte und das Spiel macht wieder Spaß wie am ersten Tag.
Ein zweiter und wahrscheinlich viel wichtiger Aspekt ist die Story. Im Gegensatz zu Multiplayer-Partien, in den man zu 95% immer und immer wieder dieselben Maps spielt, erlebt man in einer guten Singleplayer-Kampagne (meistens) eine tolle und fesselnde Story. Ich liebe es, von einer guten Story in den Bann gezogen zu werden und voll und ganz in das Spiel einzutauchen und je länger ich an der Kampagne hänge, desto besser.
Als krasses Beispiel für eine lange Singleplayer Kampagne habe ich mir mal Dark Souls 1 herausgesucht. Der PC-Port erschien in der sogenannten „Prepare To Die“-Edition, in der ebenfalls das DLC enthalten war. Als das Game dann einmal in einem Steam Sale sehr günstig zu haben war, hat es mir ein Bekannter empfohlen und gesagt, dass ich bei diesem Preis unbedingt zuschlagen müsse. Also hab ich es gekauft, installiert und ohne übertreiben zu wollen, war ich nach 98 Spielstunden dann mit dem ersten Durchlauf fertig. Bis heute sind mir wenige Spiele so sehr in Erinnerung geblieben wie Dark Souls 1. Das Spiel ist richtig schwer, aber niemals unfair, stillt zudem meinen Sammeltrieb, da es viele verschiedene Waffen und Rüstungen gibt und belohnt den Spieler beispielsweise nach Bosskämpfen wie kein Zweites. Wie viele Versuche ich bei Ornstein und Smough gebraucht habe, kann ich nicht mehr sagen, nach dem 20. Versuch hatte ich aufgehört zu zählen und jedes Mal war es ganz alleine meine Schuld, dass mich die beiden aus dem Leben geprügelt haben. Selbstverständlich war der Ärger nach jedem Fehlversuch groß, verdammt groß, und wurde nach jedem weiteren Fehlversuch immer größer, ABER…
Aber dann kam der eine Versuch, in dem alles super lief, in dem ich über den gesamten Bosskampf 100% konzentriert war und ich die Beiden endlich besiegen konnte. Es ist schwer zu beschreiben, welche Glücksgefühle in diesem Augenblick verspürte, aber es war unglaublich, so unglaublich, dass ich nach diesem Kampf zwei, drei Minuten brauchte um erst mal wieder klar zu kommen. Außerdem vermute ich, dass durch meinen Freudenschrei auch meine Nachbarn darüber informiert waren, dass mir eben gerade etwas unglaublich tolles widerfahren ist.
So sollte es weitergehen
Wie bereits erwähnt, habe ich viele Spiele auch mehrfach durchgespielt, einfach deshalb, weil mir die Story, das Gameplay sowie gesamte Atmosphäre so gepackt hat, dass es auch noch im zweiten oder dritten Durchlauf sehr viel Spaß macht. Selbstverständlich werde ich mir auch weiterhin den Freitagabend für Battlefield 4 freihalten, jedoch nur so lange, bis ich wieder ein richtig geiles Singleplayer-Spiel gefunden habe, welchem ich eine wesentlich höhere Priorität einräume, als sämtlichen Multiplayer-Titel zusammen und naja, ich habe gehört, dass im Januar vermutlich Rise of the Tomb Raider für den PC erscheint. Außerdem soll bald darauf auch Dark Souls 3 und Uncharted 4 auf den Markt kommen. Ein guter Start im nächsten Jahr für Singleplayer-Fetischisten.