Südkorea steht nicht nur für K-Pop und K-Beauty, auch die Gaming-Industrie ist groß. Ein Bericht von den Gaming-Gepflogenheiten der Asiaten.
In den letzten viereinhalb Monaten habe ich mich auf die Reise nach Südkorea begeben und einiges mitnehmen können. Neben der völlig anderen Kultur und den komplett anderen Gepflogenheiten, sieht auch die Gaming-Welt im asiatischen Land ein wenig anders aus. Wie genau, erzähle ich euch in meinem kleinen Bericht.
Südkorea. Jeder mag andere Assoziationen mit diesem Land. Das ist bei der Vielfalt auch mehr als verständlich. Die einen werden vielleicht zunächst eine Verwechslung durchführen und an den kleinen dicken Mann aus dem Norden denken. Aber nein, wir sprechen hier tatsächlich vielmehr vom Süden.
Andere wiederum werden vielleicht an K-Pop und K-Drama denken. Schließlich ist insbesondere Ersteres in den vergangenen Monaten und Jahren so drastisch an der Verbreitung und Beliebtheit gewachsen, dass man die beiden Begriffen fast schon überall gehört haben dürfte. Zugegeben: beide Aspekte waren auch nicht ganz unschuldig bei der Wahl des Landes für mein geplantes Auslandssemester.
Aber damit ist die Entertainment-Industrie noch längst nicht erschöpft. Gaming nimmt einen mindestens genau so wichtigen Teil an, wie jegliche Musik und andere Medien im Land. Und daran kommt man auch gar nicht vorbei, wenn man sich erst einmal in Südkorea befindet. Doch ziemlich schnell kann man dabei auch noch Unterschiede zu unserer Spielekultur finden, die nicht gerade unerheblich sind. Neben meinen Beobachtungen habe ich mich auch mit den Einheimischen über das Thema unterhalten, um die noch existierenden Lücken füllen zu können.
PUBG
Natürlich. Wer hätte das gedacht? Das Studio hinter PUBG hat seinen Ursprung und Standort in Südkorea. Wäre also komisch, wenn man das nicht stetig von allen Seiten auf die Nase gebunden bekommt. Neben riesigen Bildschirmen an Gebäuden, werben auch Plakate in den U-Bahnen und bemalte Busse den Titel aus dem ehemaligen Bluehole Inc. Das ist allerdings noch längst nicht alles. In beispielsweise Myeongdong, der Shopping-Street für Touristen schlechthin, kann man sich Souvenirs zum Spiel holen. Dabei handelt es sich überwiegend um Anhänger mit den Waffen aus dem Spiel. Ein wenig makaber wirkte diese Art von Souvenir aber erst beim Besuch der DMZ – der demilitarisierten Zone zwischen Süd- und Nordkorea.
Viele Dinge bemerkte ich noch nicht einmal bewusst, weil ich mich dafür interessiert hatte, sondern vielmehr zufällig. So auch in Jamsil in einer Shopping Mall direkt an der Subway-Station, wo ich plötzlich über einen kleinen PUBG-Stand stolperte, bei dem man nicht nur den Ikonen-Helm aufgestellt hatte, sondern weitere Replika aus dem Spiel. Was genau man dort jedoch tun konnte, konnte ich leider nicht so ganz erkennen.
Und dann kommen wir schließlich auch schon zu den Spielern. Hier bei uns wird das Mobile Gaming auch immer beliebter, in Südkorea hat es viele Menschen bereits tief beeinflusst. Egal, ob im Bus oder in der Bahn, überall sieht man die Koreaner vor ihrem Handy, mitten in einer nächsten Runde PUBG, um diesmal als Sieger hervorzugehen. Und bei der guten Internetverbindung überall und den ziemlich starken Leitungen ist das auch mehr als einfach umzusetzen. Dort sind übrigens Handytarife mit unlimitiertem Datenvolumen völlig normal.
PC Bang
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Koreaner ausschließlich ihre Smartphones zum Zocken nutzen. Konsolen und PCs sind da keine Seltenheit, es bestehen sogar Besonderheiten, die sich in den sogenannten „PC Bang(s)“ finden. Einige von euch werden sich sicherlich etwas darunter vorstellen können oder vielleicht schon einmal etwas davon gehört haben. „Bang“ (방) ist das koreanische Wort für Raum. PC-Räume also. Oder Internet-Cafes. In Asien haben diese Orte bereits einen bitteren Beigeschmack in der Außenwelt erlangt, wenn man an die Intensiv-Zocker denkt, die dabei jeglichen Rückhalt zur Außenwelt verlieren und an einem Mangel an Nahrung und Trinken sterben.
Einen PC Bang findet man überall in Südkorea. Man braucht gar nicht erst danach zu suchen, ich hatte sogar mehrere bei mir um die Ecke finden können. Manche haben Werbeschilder ausgehängt, um die Settings der PCs zu bewerben (die sich auch wirklich sehen lassen können). Bei der Riege an Räumen kann man schnell auf eine Frage stoßen: Von wo kommt der Erfolg?
Die erste Antwort liegt auf der Hand: Kosten. Der Besuch einer PC Bang ist wesentlich günstiger als sich einen eigenen PC zusammenzustellen. Das kommt insbesondere den High-School-Schülern zu Gute, die mehr als blank sind. Sobald sie jedoch die Universität besuchen und nebenbei einen Job haben, kann sich das Blatt schnell wenden. Ein PC Bang eignet sich jedoch auch ganz gut, um seinen Sozialisierungstrieb zu wecken. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich da auch ganz alleine hinbewegen kann und alleine zockt.
VR und Arcade
Ähnlich wie in Japan kommt man auch in Südkorea nicht umher auf einige Arcade-Hallen zu stoßen. Dort kann dann an den klassischen Kran-Automaten versucht werden sich ein Kuscheltier zu ergattern oder man schwingt das Tanzbein auf der Tanzfläche. Aber die Hallen haben noch viel mehr zu bieten. Neben weiteren Plätzen, um Tekken und andere Konsorten zu spielen, kann man sich auch in ein motorrad- oder autoähnliches Gefährt setzen und eine Runde drehen. Wer es ein bisschen sportlicher mag, spielt Basketball und versucht in einer bestimmten Zeit so viele Körbe wie möglich zu werfen. Oder aber man greift sich eine Waffe und schießt damit virtuell auf Aliens – das Gewehr hält man dabei in der Realität auch tatsächlich fest.
Solche Arcade-Hallen versprühen schon einen gewissen Flair und es macht allein schon Spaß den Spielern in allen möglichen Altersklassen dabei zuzusehen. So etwas würde ich hier gerne in Deutschland auch haben wollen.
Was neben der überall verfügbaren Internetverbindung auch wesentlich stärker ausgebaut ist als in Deutschland, ist die Verbreitung von VR-Brillen und VR-Spielen. Es gibt sogar hin und wieder in den Arcade-Hallen die Möglichkeit eine Brille aufzusetzen und sich damit ins Spielgeschehen zu stürzen. Sollte man dort allerdings nicht fündig werden, ist Enttäuschung nicht unbedingt vorprogrammiert, denn es gibt sogar VR-Hallen, die speziell für solche Spiele ausgelegt sind und wo man sich dann umso mehr austoben kann. Und diese findet man nicht nur im Zentrum von Seoul, sondern sogar in etwas abgelegeneren Städten wie Jeonju. Die beiden Freizeitparks Everland und Lotte World sind standardmäßig mit solch einer Halle ausgestattet. Und dabei werden auch keine halben Sachen gemacht. Nebst einer Brille nimmt man auf einem speziellen Sitz Platz und wird auch damit ordentlich durch die Gegend gewirbelt, wenn man beispielsweise simuliert eine Achterbahn fährt.
Wenn ich mich nicht irre, hatte es auch hier in Deutschland bereits Ideen gegeben VR-Hallen umzusetzen. Solche würde ich mir definitiv auch wünschen wollen, um solche Erlebnisse auch für die weniger wohlhabende Bevölkerung erlebbar zu machen.
Deutschland oder Südkorea?
Wenn ich beide Länder gegenüberstelle, dann würde ich sagen, dass es relativ viele, aber wiederum auch wesentliche Unterschiede zwischen Deutschland und Südkorea gibt, was das Gaming anbelangt. Generell habe ich das Gefühl, dass Gaming in Südkorea wesentlich besser akzeptiert wird als in Deutschland. Das erkennt man an den Werbetafeln zu allen möglichen Spielen. Man erkennt es an den Arcade-Hallen und den PC Bangs. Insbesondere letzteres kann man schon fast als so etwas wie Sozialleistungen verstehen, da sie eine günstige Möglichkeit bieten dennoch in den Genuss von Videospielen zu kommen. Dazu sage ich nur: 대박!
In welchen Ländern seid ihr schon unterwegs gewesen? Und konntet ihr ein anderes Gamingerlebnis sehen als hierzulande?