Mit Far Cry Primal bringt Ubisoft demnächst einen weiteren Teil der Reihe auf den Markt, doch kann der neue Ableger wirklich noch ein Far Cry sein?
In Far Cry Primal schlüpfen wir als Spieler in die Rolle von Takkar, einem Steinzeitmenschen, während der Steinzeit-Periode. In Oros, dem fiktiven Kontinent, auf dem wir uns befinden, machen wir es uns zur Aufgabe zu überleben und beginnen, durch die Lande zu streifen. Auf unserem Weg begegnen wir verschiedenen, feindlichen aber auch freundlichen Stämmen, lernen, wie wir unsere Waffen und sonstige Gadgets weiterentwickeln können und pushen uns mit bestimmten Pflanzenarten. Ebenfalls lernen wir, wie wir die räuberischen Bestien der Steinzeit zähmen können und für unsere Zwecke nutzen können. Auf Fahrzeuge oder wirkliche Schusswaffen werden wir nicht zurückgreifen können – das, was für Far Cry immer typisch war. Ist Primal also noch ein Far Cry?
Ein Vergleich
Wir haben bereits die Entwicklung der Far Cry-Serie zusammengefasst. Wir sehen, dass sie sich alle doch sehr weiterentwickelt haben und aus einer relativ linearen Welt ohne Nebenaufgaben, eine sehr weitläufige offene Welt geworden ist, in der es an fast jeder Ecke etwas Neues zu tun gibt. Eine Sache ist dabei aber immer gleich geblieben – neben der Ego-Perspektive. Die Rede ist natürlich von Fahrzeugen und Schusswaffen. Was wäre unser Protagonist nur, wenn er nicht über weite Strecken die Autos der Gegner hochjagen könnte, Basen im Alleingang mit großem Spektakel zerstören oder generell wenige Gegner über große Distanzen mit dem Scharfschützengewehr ausschalten könnte und lange Strecken mit einem Gefährt seiner Wahl zurücklegen könnte. Nennen wir das Kind beim Namen, Far Cry hätte uns noch nicht ein mal halb so viel Spaß gemacht.
Das bald veröffentlichte Far Cry Primal bedient sich nun eines komplett anderen Settings und spielt in einer Zeit, als die Menschen noch eines der letzten Glieder der Nahrungskette waren und sich noch gegen die Natur verteidigen mussten. In dieser Zeit kannten unsere Vorfahren noch kein Schwarzpulver oder Benzin, mit Glück kannten sie vielleicht schon das Rad. Ansonsten waren sie auf das angewiesen, was sie in der Natur fanden. Steine, die eine scharfe Kante hatten, um damit Holz zu bearbeiten oder Speere zu bauen. Holz musste gesammelt werden, um Abend Tiere fern zu halten oder sich zu wärmen. Kleidung waren noch bloße Felle oder Tierhäute. Also das komplette Gegenteil von dem, was wir sonst von Far Cry kennen.
Ohne richtige Schusswaffen und ohne Autos oder vergleichbare Fortbewegungsmittel wird es also schwer, den Präfix Far Cry zu rechtfertigen. Betrachten wir das also so, ist Primal demnach kein wirkliches Far Cry. Doch die Serie besteht aus weitaus mehr, als nur große Explosionen, Spreng- und Feuerkraft sowie Pferdestärke, denn die Spielelemente dürfen nicht vernachlässigt werden.
Also ist Primal doch ein Far Cry?
Die Elemente, also die Möglichkeiten, die ein Spiel dem Spieler gibt, sind immer noch die entscheidenden Faktoren und die wollen wir uns nun mal etwas genauer betrachten. Mit Far Cry 2 fing es bereits an, in eine bessere Richtung zu gehen, als der erste Teil noch gegangen ist. Mit dem dritten Ableger gab es dann den bisherigen Höhepunkt. Ein tolles Setting mit einer ebenso großartigen weitläufigen Welt. Viele Nebenaufgaben, eine interessante Story und selbstverständlich der unangefochtene König Vaas. Far Cry 4 war dann nur eine leicht bearbeitete Kopie von Far Cry 3 mit anderem Setting, aber insgesamt doch sehr gleich.
Betrachten wir nun mal die Aktivitäten von Far Crys 4. Wir mussten Radiotürme deaktivieren, Basen der Gegner auseinandernehmen, durften Elefanten reiten, Paketbote spielen, Einwohner vor wilden Tieren beschützen, wilde Tiere jagen um unser Equipment zu verbessern und Pflanzen suchen um uns zu heilen oder kurzzeitig zu pushen. Aus ersten Gameplay-Videos von Primal konnte man bereits entnehmen, dass vieles von dem hier genannten auch in Primal wieder vorkommt. Wir müssen Leuchtfeuer anzünden, ebenfalls Bewohner vor wilden Tieren beschützen, können Tiere jagen und häuten und Pflanzen sammeln. Lediglich das Setting bringt uns dieses Mal in etwas vollkommen Neues – in die Steinzeit.
Auch neu ist es, Tiere für seine eigenen Zwecke benutzen zu können. So steuern wir Eulen um die Basen oder Dörfer von Feiden zu erkunden und das Vorgehen bestmöglich zu planen. Zudem können wir wieder wilde Tiere herbeirufen um die Gegner zu dezimieren und können sogar selbst Bestien wie Wölfe oder Bären zähmen und befehligen. Das wohl Praktische an diesen Tieren ist es, dass sie mit uns schleichen können, sie sind also kein Nachteil.
Bis auf wenige neue Möglichkeiten haben wir also das typische Far Cry-Gameplay, lediglich fehlen uns richtige Waffen – wir benutzen Zeitgemäß lediglich Speere, Äxte aus Holz und Stein und Steinschleudern. Auf Fahrzeuge können wir nicht zurückgreifen, da es weder Motoren noch sonstige fahrende Gefährten gibt. Aus Gameplay-Sicht haben wir also tatsächlich einen typischen Far Cry-Titel – nur eben ohne richtige Innovation.
Fazit
Natürlich kann dies ein strittiges Thema sein, denn nicht jedem wird das Setting gefallen oder die fehlenden Innovationen. Dennoch muss man das Spiel abwarten, um es besser beurteilen zu können. Vielleicht wird es ja trotz der Kopie der Vorgänger doch ein über durchschnittlich gutes Spiel und flasht uns auf verschiedenen Ebenen. Ansonsten lässt sich zusammenfassend sagen, dass Schusswaffen, Explosionen und Fahrzeuge zu Far Cry gehören und schon seit dem ersten Teil vorhanden sind, aber die letzten Entwicklungen der Serie sind mindestens genauso wichtig, vielleicht sogar wichtiger. Daher können beide Seiten akzeptabel sein. Meiner Meinung nach ist Far Cry Primal aber definitiv ein Titel der Serie. Ob es sich den Titel aber auch verdient hat, wird man Ende Februar beziehungsweise Anfang März noch im Detail sagen können.
Ist Far Cry Primal für euch ein „Far Cry“?