Der Streit zwischen Bluehole und Epic Games könnte vor Gericht landen. Doch kann man überhaupt an einem Spielkonzept „Urheberrechte“ haben? Wir fragen einen Anwalt!
Ist Fortnite: Battle Royale eine dreiste Kopie von Playerunknown’s Battlegrounds? Hat es sich Epic Games nun mit dem ehemaligen „Partner“ Bluehole verscherzt? Das Internet läuft aktuell heiß bei dem Thema, alle berichten darüber, alle haben eine andere Meinung. Bluehole auf jeden Fall ist nicht sehr erfreut darüber, dass Fortnite: Battle Royale so sehr dem „Original“ ähnelt. Und Epic Games lobte vorher noch Playerunknown’s Battlegrounds für dieses tolle Spiel und wollten einen ähnlichen Modus ihrem hinzufügen. Einfach nur ein Missverständnis oder taktisches Kalkül?
Die Ähnlichkeiten sind nicht abzustreiten. Doch es gibt auch andere Battle Royale-Shooter und/oder Konzepte, die sehr dem des „Originals“ ähneln. Doch wie viele Rechte hat Bluehole an der Idee „Playerunknown’s Battlegrounds“ und Brendan Greene als „der Vater“ für die Implementierung des Battle Royales Modus, damals, in DayZ. Und hätte nicht eigentlich der Macher des Films „Battle Royale“ jegliche Rechte daran?
Um diese Fragen im Rahmen der Möglichkeiten, habe ich mich an einen Anwalt gewandt, der ein wenig Licht in die Rechtssituation wirft. Vorher analysieren wir jedoch das Vorgehen von Epic Games.
Taktisches Kalkül bei der Ankündigung?
Wie bewusst hat Epic Games Playerunknown’s Battlegrounds erwähnt? In dem Ankündigungsvideo lobten sie den Battle Royale-Shooter von Brendan Greene und heben noch hervor, wie viel Spaß sie an dem Spiel hatten. Im gleichen Atemzug kündigten sie dann an, so etwas auch für Fortnite haben zu wollen. Eine bewusste Parallele zu schaffen, damit später die Ankündigung „For Free“ noch umso besser wirkt. „Denn wieso sollte man noch 30 € zahlen, wenn ich das gleiche Spiel (nur mit anderer Grafik und Crafting-Gameplay) auch für Lau bekomme? So oder so wird es in beiden am Ende Mikrotransaktionen geben, es macht also keinen Unterschied, oder?“ So könnte man zumindest die Taktik hinter dieser Ankündigung deuten.
Und während sich die einen aufregen, wie man nur so dreist sein kann von Playerunknown’s Battlegrounds zu kopieren, regen sich andere auf, dass Playerunknown’s Battlegrounds selbst nur eine Kopie sei (Mehr zu Brendan Greene und der Vorgeschichte des Battle Royales lest ihr in seinem Tagebuch). Und eine große Basis freut sich auf ein Battle Royale Shooter for free. Wie gefährlich Fortnite: Battle Royale für Playerunknown’s Battlegrounds werden kann, wird sich am Releasetag zeigen, spätestens kurz danach. Gehen die Spielerzahlen zurück? Oder nehmen sich beide Spiele nicht viel? Am Ende ist alles nur heiße Luft und kein Spiel leidet unter dem anderen.
Epic Games dürfte großes Interesse haben, dass Fortnite ein voller Erfolg wird. Muss es auch, damit, wenn es aus der Early Access raus ist und Free2Play wird, man langjährige Entwicklung gewähren kann und es am Ende kein totes Spiel wird. Also müssen sie dafür sorgen, dass auch in Zukunft so viele Spieler wie möglich von dem Spiel gehört haben, und am besten auch in Kontakt damit kamen. Somit ist der Battle Royale Modus bestens dafür geeignet, eine große Masse an Spieler anzuwerben (und Werbung für das Hauptspiel wird es mit absoluter Sicherheit irgendwo geben, mindestens im Launcher, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Menü). Und da Battle Royale so beliebt ist und Fortnite: Battle Royale kostenlos ist und man eine Parallele zu Playerunkowns’s Battlegrounds schafft, dürften einige Millionen mindestens den Modus von Epic Games zumindest ausprobieren.
Kann Bluehole überhaupt Epic Games „verklagen“? Wir sprechen mit einem Anwalt!
Battle Royale ist ein Konzept. Das steht außer Frage. Und Fortnite: Battle Royale und Playerunknown’s Battlegrounds ähneln sich sehr im Spielprinzip. Doch haben wir es hier mit einer bloßen Kopie zu tun? Und hat Bluehole überhaupt ein Recht, Klage einzufordern? Dazu fragten wir die Rechtsanwaltskanzlei Erik Wachter, welche sich besonders mit dem Urheber- und Medien- sowie dem Wettbewerbs-, Marken- und IT-Recht auskennt.
Erik Wachter:
„Welches internationale Recht für einen Rechtsstreit zwischen den Parteien überhaupt zur Anwendung kommt, können wir nicht sagen. Außer aus den Regelungen des internationalen Privatrechts kann sich dies auch aus vertraglichen Vereinbarungen zwischen den Parteien ergeben.
Nach deutschem Urheberrecht sind Ideen oder Konzepte nicht schützbar, es ist also zulässig eine Idee bzw. einen Spielmodus als Vorbild zu verwenden. Vorliegend können wir allerdings auch nicht sagen, ob es bei einem Streit zwischen den Firmen überhaupt um Urheberrechte geht.
Möglich erscheint vielmehr, dass sich Ansprüche auch aus der Vertragsbeziehung zwischen den Firmen oder aus dem Wettbewerbsrecht ergeben, nach deutschem Recht wäre beispielsweise ein Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen unter Strafe gestellt, §17 UWG.“
Schlussfolgerung daraus:
Ein großes Problem ist also zuerst der unterschiedliche Standort der beiden Firmen. Welches Recht greift, welches nicht? Jedoch pflegen beide Firmen eine Vertragspartnerschaft, zumindest wenn es um die Unreal Engine 4 geht. Wie viele Rechte Epic Games durch so eine Partnerschaft bekam, ist kaum einzusehen. Somit bleibt kaum Platz für Feststellungen, umso mehr aber für Mutmaßungen.
Da aber Fortnite: Battle Royale keine lupenreine Kopie des Spiels Playerunknown’s Battlegrounds ist, sondern sich lediglich dem Konzept des Battle Royales bedient, könnte es also, ginge man nach deutschem Recht, gar nicht zu einem Streitfall kommen. Schließlich bringt Epic Games eigene Ideen mitunter, wie die Möglichkeit, sich aus Ressourcen einen Wall zu erbauen.
Nun hat aber auch Bluehole zugegeben, dass es nicht prinzipiell um die Idee „Battle Royale“ ginge, sondern vielmehr um die Angst, dass bei der Partnerschaft bezüglich der Unreal Engine, bisher gewonnene und entworfene Ideen von Epic Games benutzt werden. Somit wäre, je nach Vertrag, tatsächlich ein Vorwurf des Verrates von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen ein realer Anklagevorwurf. Solche Gesetzte gibt es entsprechend in den USA ebenfalls. Jedoch wird die Sache hier komplizierter, und der Fall muss in jedem Staat anders und einzeln begutachtet werden.
Wie könnte es weiter gehen?
Vorerst wird heute am 26.09 der Modus von Epic Games veröffentlicht – und dann wird man sehen. Wie sehr brechen die Spielerzahlen ein, wer profitiert von dem anderen und wie viel steckt tatsächlich in der Ähnlichkeit, oder unterscheiden sich doch beide Spiele im Punkto Gameplay (dank Crafting und Ressourcen-Gathering) so sehr, dass Bluehole den Streit beilegt?
Entscheidend könnten tatsächlich sein, ob Bluehole einen finanziellen Schaden davon trägt – nämlich sinkende Verkäufe und Spielerzahlen. Dann ist es durchaus wahrscheinlich, dass eine Klage erhoben wird, da die Playerunknown’s Battlegrounds-Entwickler der Meinung sind, dass von ihrem Spiel entwickelte Mechaniken und Techniken „übernommen“ wurden. Ob dies stimmt, kann man aber schwer als Außenstehender sagen. Somit bleibt uns nur die Möglichkeit, abzuwarten.
Ob ein weiteres Drama so gut für Bluehole wäre, ist fraglich. Fortnite’s Battle Royale Modus konnte enorm an Viralität gewinnen und so noch mehr Spieler ansprechen. Wie viele, das erfahren wir hoffentlich von Epic Games, die uns dann mit Spielerzahlen füttern. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden und konnten hoffentlich ein wenig die aktuelle Lage erklären.