Battlefield 1 ist draußen und lädt alle Spieler dazu ein sich in die Schlachten des ersten Weltkrieges zu stürzen. Anstelle sich jedoch direkt in den Multiplayer zu begeben, haben wir zunächst dem Singleplayer einen kleinen Test unterzogen. Ob sich ein Blick in die Kriegsgeschichten lohnt, erfahrt ihr hier.
Wir halten es für wichtig den Singleplayer vom Multiplayer zu trennen. Battlefield ist natürlich überwiegend auf den Multiplayer ausgelegt, da dieser darüber entscheidet, wie groß die Langzeitmotivation der Spieler sein wird, aber seit der Implementierung des Singleplayers sollte man diesen natürlich auch nicht unterschätzen. Aus diesem Grund werden wir euch in dieser Review zunächst einmal die Kampagne vorstellen und ihre positiven und auch negativen Eigenschaften vorstellen.
Story
Anders als in anderen Battlefield-Ablegern ist die Kampagne in Battlefield 1 in unterschiedlichen Kriegsgeschichten aufgebaut. Das bedeutet, dass uns hier fünf Stories erwarten, die von fünf unterschiedlichen Personen in ganz anderen Gebieten und unter anderen Umständen handeln. Neben einem kleinen Prolog geht es so beispielsweise nach Frankreich, in die Lüfte, nach Italien und auch ganz kurz auf ein Kriegsschiff. Die Idee an sich ist ganz gut, da wir so nicht nur eine, sondern gleich mehrere Perspektiven auf den ersten Weltkrieg vermittelt bekommen. Das bietet sich aufgrund der zahlreichen Teilnehmer auch mehr als an.
Die Geschichten sind allesamt in einem ähnlichen Muster aufgebaut. Zunächst folgen ein paar einleitende Worte, damit wir als Spieler wissen, wohin es in etwa gehen wird. Die Texte, die dabei über dem Bildschirm flimmern, sind dabei nicht nur wichtig für die jeweilige Geschichte, sondern sie beinhalten auch teils schockierende Fakten. Einer von ihnen wäre beispielsweise dieser, dass die durchschnittliche Lebensdauer eines Piloten nur wenige Tage betrug. Die Fakten tragen auf jeden Fall gut zu einer angespannten Atmosphäre bei. Danach geht es auch schon richtig mit den Storys los. Um etwaige Spoiler zu vermeiden, werden wir an dieser Stelle jedoch an Details sparen.
Jede Story versucht auch auf einer emotionalen Basis zu arbeiten. Aufgrund des ersten Weltkrieges und der Tatsache, dass dieser das Leben zahlreicher Soldaten gefordert und Familien auseinandergerissen hat, sollte es auch nicht sonderlich schwer werden, dafür die geeigneten Gefühle zu übermitteln. Das bringt die Kampagne von Battlefield 1 teilweise auch rüber. Es ist schon zu erkennen, dass DICE sich darum bemüht hat die Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren so rüberzubringen, dass man emphatisch wird. Dies scheitert allerdings an zwei großen Punkten, um vollends überzeugen zu können. Einerseits sind die ausgestrahlten Emotionen der Charaktere nur teilweise gut geworden. An einigen Stellen wirkt alles schon ganz authentisch, an anderen wiederum fühlt es sich vielmehr so an als würden wir einem leblosen Körper ins Gesicht schauen.
Der zweite große Kritikpunkt ist die Dauer einer jeden Kriegsgeschichte. Während die erste Story bei uns fast zwei Stunden eingenommen hat, nimmt die Intensivität mit der Zeit ziemlich schnell ab, sodass man im Schnitt für jede Geschichte 30 bis 60 Minuten benötigt. Folglich hat man die Kampagne auch innerhalb von sechs bis sieben Stunden durch, was an sich relativ wenig ist. Genau daran scheitert auch der Aufbau einer Beziehung zu den Persönlichkeiten. Wir spielen einfach zu selten mit ihnen und sehen sie nicht oft genug, um Emotionen aufbauen zu können. Das würde am besten funktionieren, wenn man sich ein wenig länger mit ihnen vergnügen könnte. Schade eigentlich.
Dann wäre da noch das komplette Auslassen der Entente. Die Kriegsgeschichten werden nämlich lediglich aus einer Perspektive erzählt und das ist die der „Gewinner“ des Ersten Weltkrieges. Dabei hätten grade Geschichten wie die des Roten Barons einiges an Stoff für eine Kriegsgeschichte liefern können. DICE hätte da ruhig in die Vollen gehen können.
Gameplay
Gameplaytechnisch geht es genauso zu wie in jedem anderen Shooter. Entweder stürzen wir als Infanterist ins Schlachtfeld oder nutzen ein Fahrzeug, um alles in die Luft zu sprengen. Beim Durchspielen der Kampagne gibt es jedoch ziemlich unterschiedliche Möglichkeiten, wie man an sein Ziel gelangt. Dazu zählt nicht nur, dass es an gewissen Stellen mehrere Pfade gibt, die wir entlang gehen können. Tatsächlich besitzen wir auch die Möglichkeit uns leise an unsere Gegner heranzuschleichen und sie dann mit einer Schaufel umzuhauen. Das ist auf jeden Fall ein netter Einfall gewesen, der zum Ausprobieren anregt.
Allerdings ist die leise Variante auch ziemlich einfach zu meistern. Schuld daran ist dabei insbesondere die KI der Gegner mit der Aufmerksamkeitsspanne eines Toasters. Dies erleben wir, wenn wir einen Soldaten vor uns ausschalten und dann in Deckung gehen, weil ein weiterer sich nähert. Dieser läuft allerdings einfach an der Leiche seines Freundes vorbei als wäre nichts gewesen. Auch können wir friedlich hinter einer Ecke sitzen und immer neue Gegner durch das Schmeißen von Patronenhülsen anlocken, bis sie alle tot auf einer Stelle liegen. Riskante Aktionen werden ebenfalls zu einem Kinderspiel, weil die Gegner eine gefühlte Ewigkeit benötigen, bis sie merken, dass etwas nicht stimmt. Scheitern wir bei unserem Stealth-Versuch, sind die Konsequenzen nahezu lächerlich. Ab und zu gibt es lediglich einen Alarm, der ein paar zusätzliche Soldaten beordert, aber nach ein paar Schüssen ist das Problem schnell aus dem Weg geräumt. Hier hätte man ebenfalls noch nachbessern können.
Die KI unserer Freunde ist manchmal auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Zwar sind sie dazu in der Lage aktiv mit an unserer Seite zu kämpfen und Gegner zu töten, doch es kommt auch immer wieder einmal vor, dass sie uns vor die Füße laufen und wir somit nicht unseren Job erledigen können. Gleichzeitig erleben wir es auch immer wieder, dass sie irgendwo in einer Ecke stehen und nichts machen, während wir uns selbst im Kampf befinden. Das passiert allerdings nicht allzu oft. Stattdessen kommt es eher vor, dass wir auch mal auf unsere Freunde schießen, weil wir den kleinen blauen Punkt auf ihren Köpfen nicht immer direkt sehen können.
Was in der Kampagne auch neu ist, ist das, was passiert, wenn wir sterben. Dann nämlich erscheinen unser Name und die Zeitspanne, in der wir auf der Welt gewesen sind. Das überzeugt allerdings nur im Prolog, wo wir jedes Mal nach einem Tod in den Körper einer anderen Person gewandert sind und weitergekämpft haben. In den weiterfolgenden Kriegsgeschichten ist das Feature nicht mehr so logisch, da wir trotzdem nach jedem Tod wieder in die Rolle des jeweiligen Protagonisten schlüpfen. Das hätte man sich an dieser Stelle eigentlich sparen können.
Was wir von den einzelnen Fahrzeugen, Waffen und Co. halten, verraten wir euch in unserer Multiplayer Review zu Battlefield 1.
Grafik
Was die Grafik anbelangt, braucht man sich bei DICE eigentlich schon lange keine Gedanken mehr zu machen. Das Spiel sieht in den maximalen Grafikeinstellungen einfach nur gut aus. Insbesondere, wenn wir uns in einer Story in den Lüften bewegen, erwischen wir uns jedes Mal dabei, wie wir lieber die Umgebung betrachten als uns auf unser Ziel zu konzentrieren. Natürlich ist die dabei verwendete Frostbite Engine nicht perfekt, denn wenn wir uns beispielsweise Gegenständen nähern oder auf Wände, etc. zu laufen, dann sind matschige Texturen zu sehen. Vom Gesamtbild her macht die Grafik allerdings trotzdem so einiges her.
Atmosphäre und Sound
Hinsichtlich der Atmosphäre und des Sounds sieht das alles nicht anders aus. DICE ist es gelungen eine Atmosphäre zu schaffen, die wirklich an den ersten Weltkrieg erinnert.
Das zeigt sich nicht nur durch die Gestaltung der Karten, in denen es von Schützengräben und Stacheldraht nur so wimmelt. Auch die Waffen klingen mehr als authentisch und ergeben gemeinsam mit auftretenden Explosionen ein stimmiges Bild. Besonders gut gemacht sind dabei auch die Handlungen, die sich bei den KIs abspielen. Wenn sie hart getroffen wurden, kann man sie auf dem Boden kriechen und wimmern hören. Andere versuchen ihre verwundeten Freunde ins nächste Lazarett zu bringen und wieder andere halten sich selbst die Wunden zu oder sind an einer Wand gelehnt, ohne auch nur einen Hauch von Hoffnung in sich zu tragen. Dieses Feature macht das gesamte Spielfeld äußerst authentisch.
Auch passiert es immer mal wieder, dass direkt vor uns Bomben oder Granaten einschlagen, die unsere Freunde durch die Luft reißen. Dieses Bild passt einfach unheimlich gut zu der damaligen Situation. Da kann man nur den Hut ziehen bei dieser Meisterleistung. Eine vernünftige Atmoshpäre weiß DICE zu schaffen. Gut abgerundet wird das Ganze schließlich noch mit den Synchronsprechern, die allesamt einen guten Job erledigen. An dieser Stelle können wir uns eigentlich nicht beschweren.
Fazit
„Die Kampagne von Battlefield 1 ist aufgrund ihrer Kriegsgeschichten anders aufgebaut, was dem Spiel jedoch positiv zu Gute kommt. Die unterschiedlichen Perspektiven eröffnen auch die Möglichkeit selbst als Spieler die unterschiedlichen Seiten näher kennen zu lernen und die einzelnen Charaktere in ihren Situationen zu erleben. Auch wenn jede Geschichte emotional aufgebaut wurde, gelang die Umsetzung am Ende nur teilweise. Das vollständige Mitfühlen in die einzelnen Protagonisten dürfte wohl den teilweise relativ kurzen Geschichten zu verdanken sein. Alles in allem hat DICE hier jedoch eine gute Inszenierung veranstaltet und die Atmosphäre einfangen können, die nötig ist, um sich wie im ersten Weltkrieg fühlen zu können.“
„Ich muss sagen, im Vorfeld habe ich doch sehr daran gezweifelt, dass DICE mit den Kriegsgeschichten eine vernünftige Geschichte auf die Reihe bekommt, bei der man sich nicht von Anfang an verzweifelt an den Kopf fasst. Und doch haben sie es geschafft. Die Kampagne von Battlefield 1 überzeugt bereits beim aller ersten Blick auf das Schlachtfeld. Eine schöne Grafik, super Ideen, eine tolle Inszenierung und viel Abwechslung sorgen dafür, dass einem die eigentlich relativ kurz angepeilte Kampagne nicht zu kurz – und nicht zu lang – vorkommt. Abschnitte werden genau richtig gewählt, sodass man auch als Casual-Spieler eine kurze Runde den Singleplayer anwerfen kann und im richtigen Moment doch wieder abspringen kann. Die Cutscenes wurden gut gesetzt und haben ebenfalls eine angenehme Länge. Alles in Allem hat mich die Atmosphäre des Spiels doch vollkommen überzeugt. Da kann man schon mal ein Auge für die Aussetzer der KI zudrücken. Dennoch werden einem die Level nicht zu einfach gestaltet. Für mich die wohl zutreffendste Umsetzung für das hervorragend gewählte Setting.“
„Da ich seit den Battlefield Bad Company Teilen sehnsüchtig auf eine gute Kampagne in einem Battlefield Teil gewartet habe, bin ich mit sehr niedrigen Erwartungen an den Einzelspieler herangegangen. Doch mit der Veröffentlichung des Singleplayer Trailers und der vorab veröffentlichten ersten Mission hatte DICE auf jeden Fall mein Interesse geweckt. Ich war also dementsprechend überrascht, was für eine unglaublich gute Atmosphäre beim Spielen aufkam. Egal ob es beim fahren eines Panzers, Kämpfen in den Schützengräben oder Luftschlachten war, man fühlte sich immer mittendrin. Das lag natürlich unter anderem daran, dass durch die Verbündeten KI Soldaten eher das Gefühl vermittelt wurde, dass man mit einer Armee in einem Krieg kämpft und nicht ein einsamer Held gegen hunderte Feinde ist. Lediglich die schwache Gegner-KI, die einem gerne mal in die Schusslinie läuft, gibt es wirklich zu bemängeln.“