Mit Monster Hunter World wagt Capcom den Schritt mit dem langjährigen RPG-Opa in die aktuelle Konsolen-Generation. Ob der Sprung gelungen ist, oder in die Tiefe des Korallenhochlands stürzt, erfahrt ihr in unserer Review!
Die Monster-Hunter-Reihe erstreckt sich über weitaus mehr, als nur Monster Hunter World. Insgesamt gibt es die Reihe seit 14 Jahren und besitzt neben fünf Hauptteilen noch einige diverse Spin-Offs. Während die früheren Teile nie wirklich zugänglich waren, haben die Entwickler nun an der Stellschraube gedreht. Manch unnötige Komplexität wurde über Bord geworfen, um es Einsteigern zu erleichtern. Doch anstatt das Spiel zu einem Casual-Titel ohne Herausforderung zu reduzieren, wurde genau an den richtigen Stellen des Spiels geschraubt und bietet auch für Veteranen noch die gewohnten Reize.
Zorah Magdaros – Gesundheit?
Wirklich tiefgreifend ist die Geschichte hinter Monster Hunter World nicht. Wer sich hier einen Epos á la The Witcher 3 mit allerlei Twists und Gemeinheiten erwartet, täuscht sich. Zusammengefasst geht es darum, dass alle zehn Jahre ein Drachenältester den Weg in die Neue Welt wagt. In unserem Fall handelt es sich dabei um Zorah Magdaros, ein riesiges, vulkanähnliches Wesen. Unser Charakter ist Teil einer großen Expedition, ebenfalls in die Neue Welt, bei der wir herausfinden sollen, warum die Ältesten jede Dekade diese Wanderung antreten.
Allerlei Kuriositäten
Von Astera, dem Stützpunkt auf dem unbekannten Kontinent, aus begeben wir uns in die faszinierende Welt des Spiels. Dabei begegnen wir allerlei Kuriositäten, wie es sich für eine Fantasie-Welt gehört. Die hiesige Flora und Fauna begeistert nicht nur Fans von Dinosauriern. Neben friedlichen Pflanzenfressern, die uns größtenteils ignorieren, gibt es natürlich auch die großen Brocken, die in uns das Mittagessen sehen. Wenn plötzlich vor einem eine Kreatur durch den Wald stapft, die einem Tyrannosaurus Rex sehr nahe kommt, wird einem doch anders. Der hier beschriebene Anjanath ist anfangs ein sehr stattlicher Gegner. Vor allem wenn man sieht, wie er mit den anderen Kreaturen des Waldes umgeht. Gerade in Revierkämpfen kennt der Kollege keinen Spaß. Veganer aufgepasst!
Als Serien-Neuling sind die ersten Quests Gold wert. Schrittweise wird man als Spieler an die zahlreichen Systeme und Monster herangeführt. Capcom hat hier besonders an die Neulinge gedacht, vergisst aber zu keinem Zeitpunkt, auch die Veteranen mitzunehmen. Denn selbst nach einigen Spielstunden lassen sich neue Möglichkeiten freischalten. Beispielsweise gibt es nach einigen Story-Quests die Möglichkeit, nicht benötigte Gegenstände einzuschmelzen. Im Gegenzug erhalten wir ein Item, das wir uns aus einer Liste aussuchen dürfen. Oftmals werden die Tutorialtexte auch von kurzen Videos begleitet, die einiges erleichtern. Trotz aller Erklärungen gibt es zahlreiche Menüs, deren Führung teils etwas unübersichtlich wirkt, sodass man sich wirklich etwas „durchkämpfen“ muss.
Die Qual der Wahl
Doch bevor man wirklich auf die Jagd nach den teils sehr gefährlichen Monstern geht, muss man sich seine Waffe wählen. Man hat zu Beginn des Spiels alle 14(!) Waffentypen freigeschaltet, die alle ihre eigenen Vor- und Nachteile haben. Mit Schwert und Schild lassen sich schnelle Angriffe vollziehen und durch das Schild auch Angriffe blocken. Die Doppelklingen ermöglichen es blitzschnell und wendig anzugreifen, verursachen aber weniger Schaden. Und die Morph-Axt, für die wir uns entschieden haben, hat zwei Modi. Den Axt- und den Schwert-Modus. Während man mit der Axt eine ordentliche Reichweite hat, sind die Angriffe eher behäbig. Als Schwert kann man dafür schnell viel Schaden verursachen, muss aber auch näher an das Monster. Um seine Waffe der Wahl zu finden, gibt es den Trainingsraum, hier kann man beliebig oft und lange alle Tötungswerkzeuge testen. Auch Fernkampfwaffen sind im Spiel.
14 Waffentypen klingen am Anfang zwar nach viel Auswahl, es relativiert sich allerdings recht schnell. Was nun aber wiederum nach zu wenig klingt, offenbart sich erst im Waffenbaum des Schmiedes. Dort finden sich etliche Verzweigungen und Möglichkeiten, unsere Waffe zu verbessern und weiterzuentwickeln. Dabei variieren Angriffswerte, Elementareigenschaften und Statuseffekte von Baum zu Baum und von Waffe zu Waffe. Ähnlich sieht es bei den Rüstungen aus. Unterschiedliche Widerstände, Boni und Set-Boni geben einige Möglichkeiten. Zahllose Möglichkeiten bieten sich dem Spieler, um hervorragend auf die nächste Jagd vorbereitet zu sein.
Und genau hier setzt das eigentliche Spielprinzip von Monster Hunter World an. Um Gegenstände zu schmieden oder Vorhandene zu verbessern, müssen wir Materialien sammeln. Diese variieren zwischen Gegebenheiten der Spielwelt und den mehrfach angesprochenen Monstern. In der Welt finden sich nämlich Erze, Knochen, Pflanzen, Pilze, Insekten, Fische, Honig, Perlen, … und vieles mehr! Daraus lassen sich nicht nur Ausrüstungsgegenstände basteln, sondern auch Tränke, Mahlzeiten, Munition oder sonstige nützliche Werkzeuge.
Für die bessere Waffe und Rüstung müssen wir uns also mitten ins Getummel stürzen. Was hier allerdings nach viel langweiligem Grind klingt, ist in Wahrheit spaßige Mühe. Doch je nach Fortschritt bieten auch die zu Beginn nervigsten Gegner später wenig Gegenwehr. Trotz dessen macht es immer wieder Spaß, auf die Jagd der Viecher in ihren Gebieten zu gehen. Die Belohnung, die am Ende winkt, motiviert genug. Neben dem Ziel, sich zu verbessern, gibt es auch noch zahlreiche Nebenquests, Untersuchungen und Aufträge, bei denen bestimmte Ressourcen abgeliefert werden müssen. So lassen sich oft mehrere Sachen in einer Quest erledigen. Ressourcen lassen sich im Spielverlauf aber auch anderweitig erhalten, etwa das bereits angesprochene Einschmelzen oder auf Safari-Touren.
Zerschmetter sie!
Doch Monster Hunter World ist nicht bloß ein reines „Hau drauf und belohn Dich“-Spiel. Die verschiedenen Monster kommen mit unterschiedlichen Verhaltensweisen. Bevor man sich einem Gegner wirklich einfach in den Weg stellen kann, muss man ihn beobachten und bestenfalls anhand des Monsterlexikons analysieren, das sich ständig erweitert durch das Finden von Spuren, Entdecken oder Bekämpfen der großen Tiere. Der eingangs erwähnte Anjanath hat beispielsweise eine Schwäche gegenüber dem Element Wasser. Konzentrieren wir unsere Angriffe zudem auf seine Kehle oder seinen Schwanz, kann er kein Feuer mehr speien oder verliert einen Teil seines Schwanzes – und wird ineffektiver. Wobei ich immer am Tier selbst ablesen muss, wie viele Schläge es noch aushält – es gibt keinen Lebensbalken.
Des Weiteren lassen sich so gut wie alle Körperteile bei den Monstern brechen. Ist beispielsweise das Bein gebrochen, humpelt unser Gegenüber fortan durch die Gegend. Doch auch die Umgebung lässt sich nutzen, kleine Helferlein können die Tiere kurze Zeit festhalten, Dämme lassen sich brechen und spülen das Monster ordentlich durch. Aber auch Fallen lassen sich aufstellen. Oder aber ich springe auf den Rücken des Tieres und meistere die kleine Quicktime-Runde, um das Vieh von den Beinen zu holen. Aufgrund der Dynamik und der eigenen Umwelt ist fast jede Jagd etwas Neues. Schnell ist es auch passiert, dass sich zwei größere Vertreter ihrer Art untereinander wegknüppeln, weil sie im Revier des jeweils anderen sind. Oder ihr bekommt Probleme, weil sich gleich mehrere Monster versammeln und euch als gemeinsame Beute auserkoren haben. Ebenfalls die Kämpfe erschweren kann die teils haklige Steuerung. Oftmals muss man mehrere Knöpfe gleichzeitig drücken, um das richtige Item auszuwählen und gleichzeitig muss man ja auch noch dem Monster ausweichen und in Sicherheit laufen. Nicht selten passiert es, dass man drei oder vier Buttons gleichzeitig drücken muss.
Wunderschöne neue Welt
Das wirkliche Highlight sind allerdings die wunderschön designten Gebiete des Spiels. Jede Region besitzt ihr eigenes Ökosystem, das ineinandergreift und in dem fast alles mit jedem interagiert und reagiert. Neben Wäldern und Wüste gibt es auch ein sehr beeindruckendes Korallenriff zu entdecken. Und das Tal der Verwesung bietet einen makaber schönen Kontrast zum Riff. Ohne wirklich Ereignisse getriggert zu haben, macht es Spaß auch einfach mal stehen zu bleiben. Es gibt immer etwas zu entdecken und vor allem auch zu hören. Überall knurrt, brummt und summt es. Der fließende Übergang zwischen Tag und Nacht sowie der super gelungene Soundtrack tun ihr Übriges für eine faszinierende Atmosphäre. Selten gab es eine so flüssige, lebendige Welt. Leider hängen die verschiedenen Gebiete nicht flüssig zusammen, sondern man muss immer in eines der Areale reisen. Demnach ist es keine Open World an sich, sondern es werden lediglich begrenzte Gebiete geboten, die dafür frei begehbar sind.
Fazit
Eine nicht sehr tiefgreifende, aber doch spannend inszenierte Story begegnet uns zu Beginn des Spiels. Angefangen mit den einfachen Tutorials, steigert sich der Schwierigkeitsgrad immer weiter in Monster Hunter World. Dennoch wird man oft mit Tipps konfrontiert, sodass man sich zu keiner Zeit hilflos fühlt, was vor allem für Anfänger ein großes Plus ist. Die Varietät der Waffen und Rüstungen, Möglichkeiten der Kombinationen und auch Möglichkeiten der Weiterentwicklung machen immer wieder Lust, auf die nächste Jagd zu gehen. Monster Hunter World schafft es wirklich, Neulinge und Veteranen gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen. Es gibt einem nie das Gefühl, dass die aktuelle Aufgabe zu einfach sei oder unschaffbar wäre. Lediglich das unübersichtliche Menü oder die teilweise ungenaue Steuerung im Kampf, um sich den nötigen Gegenstand zu Gemüte zu führen, stören teilweise. Dennoch ziehen mich vor allem die interaktive und lebendige Spielwelt in ihren Bann und sorgen für viel Abwechslung. Die derzeit 31 im Spiel vorhandenen Monster bieten immer eine neue Herausforderung und müssen mit unterschiedlichen Ansätzen bekämpft werden. Ich habe definitiv keinen Fehler gemacht, in die altehrwürdige Monster Hunter-Serie zu starten. Wer RPGs mit Herausforderungen liebt, sollte hier auf jeden Fall zuschlagen. Und nun geht es für mich zurück auf die Jagd, die Monster farmen sich nicht von alleine!