Auf der gamescom 2015 hatte ich die Möglichkeit, endlich einmal Hand anzulegen an den neuen Ableger der „Rainbow Six“-Reihe, und war hellauf begeistert vom Spiel. Gezeigt wurde uns außerdem der neue Spectator Mode, mit dem ihr ein Match aus verschiedenen Perspektiven anschauen könnt.
Es ist schon merkwürdig, wie nah richtig und falsch einander manchmal sind. Ein und derselbe Publisher – Ubisoft – zeigte auf der Spielemesse in Köln seine zwei unterschiedlichsten Seiten – auf der einen ist ganz viel Schatten, auf der anderen umso mehr Licht. Doch Ubisoft weiß das, darum dürfte die Zukunft voller Licht sein.
Während mich der Multiplayer von The Division mehr als enttäuscht hat, empfing uns am Business-Stand von Ubisoft gleich ein komplett anderes Bild. Wir hatten einen Termin für Rainbow Six: Siege, gedacht für eigentlich nur eine Person – wir waren aber zu zweit. Doch kein Problem, wir beide erhielten spontan einen Platz an den Rechnern und konnten mit dem Hands-On beginnen. Das war an sich schon eine super Aktion von Ubisoft, und ermöglichte uns zusätzlich noch, das Teamplay von Siege besser zu testen – doch dazu später mehr.
Zunächst einmal bekamen wir eine kleine Einführung in den Specator Mode für Siege, bei dem ihr ein Match nur als Zuschauer mitverfolgen könnt, wahlweise aus der Sicht eines der Spieler oder aber aus der neuen Tactical-Perspektive, eine Ansicht der Karte von oben. Die jeweilige Ansicht kann frei durchgewechselt werden, verfolgt ihr einen Spieler, dann seht ihr neben den Informationen zu seinem Loadout auch die Umrisse sämtlicher anderen Spieler – Freund wie Feind – und damit ihre Position auf dem Feld. Ubisoft möchte den Spielern so ermöglichen, das Spiel besser zu verstehen, zu lernen oder zu lehren. Eine bekannte Idee, die wunderbar umgesetzt wurde.
Als nächstes durften wir selber ran, gespielt wurde der schon aus dem Road to Montreal-Livestream bekannte „Secure Area“-Modus auf der ebenfalls bereits enthüllten Hereford Map. Das verteidigende Team wählt einen Raum im Keller, Erdgeschoss oder der ersten Etage und muss sich dort gegen das attackierende Team verschanzen. Die Attacker wählen einen Spawn-Punkt und schicken wie gehabt ihre Drohnen los, um den Aufenthaltsort der Defender zu ergründen.
Sobald die eigentliche Runde beginnt, müsst ihr als Angreifer vor allem darauf bedacht sein, für eure Gegner möglichst unsichtbar zu bleiben. Zerstört Kameras, vermeidet Stolperfallen wie etwa Stacheldraht und schaut hinter jede Ecke – der Feind könnte überall lauern. Wichtig ist auch die Balance eures Teams. Ubisoft hilft euch mit der Wahl eurer Operators in soweit, dass manche Charaktere nur für den Angriff und manche für die Verteidigung verfügbar sind. Nur die Rekruiten-Klasse kann immer gewählt werden, hat allerdings nur einige allgemeine Gadgets wie Granaten oder einen aufstellbaren Schild zur Verfügung. Als Angreifer-Team empfiehlt es sich, möglichst immer einen Spieler dabei zu haben, der Thermite auswählt und einen oder zwei Spieler, die Operators mit Schild wählen (zum Beispiel Blitz von der GSG9, die zum ersten Mal auf der gamescom spielbar waren). Dadurch könnt ihr einerseits auch vom Gegner verstärkte Wände durchbrechen (Thermite) und habt immer mobilen Schutz dabei (Blitz). Auch dürft ihr niemals die Effektivität einer Pistole unterschätzen. Im gegensatz zu den automatischen Sturmgewehren oder SMGs haben Pistolen logischerweise weit weniger Rückstoß, eure Trefferquote sollte sich also erhöhen und gleichzeitig habt ihr Schutz durch euer Schild. Und in Rainbow Six: Siege können wenige Treffer bereits entscheidend sein, insofern stellen die schildtragenden Operator eine echte Macht dar.
Neben der Wahl der richtigen Operators ist die Kommunikation und das Vorgehen im Team bestimmend für den Sieg. Wie bereits eingangs erwähnt, konnten wir von Shooter-Szene in einem Team spielen und blieben stets beisammen. Wir konnten uns so gut gegen die Gegner absprechen und verteidigen, während unsere restlichen Team-Mitglieder den Feind flankierten. Taktik und Teamplay entscheiden über den Sieg, und das ist, was Siege so besonders macht.
Und das Game spielt sich tatsächlich exakt so, wie Ubisoft es versprochen hat. Und hier komme ich zu einem Thema, das mir abschließend noch sehr am Herzen liegt. Ubisoft befindet sich in einem Wandel. Wir haben Spiele gesehen wie Watch_Dogs, Unity und wahrscheinlich auch The Division, die unglaublich früh angekündigt worden mit Demos, die nur zur Präsentation zusammengeschustert wurden und so niemals funktionieren konnten auf aktuellen Systemen. The Division ist hoffentlich das letzte Beispiel für eine Politik, die so nicht funktionieren konnte und zudem unfair gegenüber den Fans war. Mit Rainbow Six: Siege und auch mit For Honor und hoffentlich ebenfalls mit Ghost Recon: Wildlands beschreitet Ubisoft jetzt aber neue Wege.
Das Stichwort heißt Offenheit. Das, was präsentiert wird, ist auch genau so spielbar. Wir werden zudem bei Siege so sehr in den Entwicklungsprozess einbezogen, wie ich es noch nie zuvor bei einem Spiel eines großen Publishers erlebt habe. Die Stimme der Community zählt, wir bekommen Trailer und Features ebenso zu sehen wie Alpha-Gameplay und Bugs. Bei unserem Termin mit Ubisoft wurde uns auf jede gestellte Frage eine direkte Antwort gegeben, kein Ausweichen, kein Vertrösten. Zum ersten mal seit langer Zeit fühle ich mich wohl dabei, mich auf ein Spiel zu freuen. Denn ich weiß, was ich gesehen habe, ist das, was ich spielen werde. Danke dafür, und bitte mehr davon, Ubisoft!