An diesem Wochenende können Spieler mit Closed Beta-Zugang ja bekanntlich The Division antesten. Auch wir haben uns ins Getümmel gestürzt – mit stetig sinkender Begeisterung.
Was ist The Division eigentlich? Ein ordentliches RPG? Da spiel ich lieber Fallout 4. Ein guter Third-Person-Cover-Shooter? Da macht selbst Ghost Recon: Future Soldier noch mehr Spaß. Das bestausehendste Spiel auf dem Markt? Auch nicht, der Titel geht eindeutig an Tomb Raider. Spannendes Open World Spiel? Sogar Watch Dogs war abwechslungsreicher.
Je länger wir an diesem Wochenende The Division spielen, desto mehr fragen wir uns: „Warum, Ubisoft? Was will The Division sein? Und soll uns das Spaß machen?“
Im Kern besteht das Spiel aus zwei Tätigkeiten: Auf NPCs schießen oder auf reale Spieler schießen. Ersteres könnt ihr tatsächlich auch noch alleine recht ordentlich, im PvP macht es aber überhaupt keinen Spaß, allein zu agieren, da ihr hoffnungslos unterlegen seid. Gameplaytechnisch war es das auch schon. Es gibt ein paar Skills, ein paar Waffen, ein bisschen Loot – aber alles wirkt aufgesetzt und nur angeschnitten. The Division versucht viel zu machen und macht dabei gar nichts richtig.
Gilt im übrigen auch für das von den Entwicklern ach so gelobte Cover-System. Das ist wie in jedem anderen Ubisoft Titel hakelig, limitierend und schlecht. Viel zu oft klemmt ihr an einer Kante, dreht euch unbeabsichtigt um eine Ecke oder zappelt sonstwie wild durch die Gegend. Anstatt dem Spieler die Möglichkeit zu geben, frei zu entscheiden, wann er sich ducken will (oder gar hinlegen, was überhaupt nicht geht) wird man in ein unnötiges und schlecht funktionierendes Cover System gepresst. Sinniger wäre da doch wohl eine Schleichen Taste mit kontextuellem Cover — sprich, wenn ihr euch einer Wand nähert, kauert euer Spieler automatisch dahinter. Aber das hat wohl die Entwickler und ihre Vorstellung der Kontrolle über die Spielfigur überfordert. Überhaupt ist die komplette Steuerung zwar ansatzweise brauchbar, aber ganz klar auf Konsolen ausgelegt.
Das Gameplay, von dem Ubisoft nie viel verraten wollte, ist schwach. Es spricht überhaupt nie für ein Spiel, wenn ein Entwickler so lange damit hinterm Berg bleibt, worum es in seinem Titel überhaupt geht. Was man machen kann. Warum es Spaß macht. Langzeitmotivation. The Division hat nicht wirklich etwas davon, wobei aber auch anzumerken ist, dass die Beta an Content so extrem beschnitten ist, dass sie ganz vielleicht noch nicht aussagekräftig genug ist – doch unsere bisherige Zocker Erfahrung lässt uns trotzdem Schlimmes befürchten.
Das einzige wirkliche Argument, was Ubisoft bisher immer für The Division hatte, war die Grafik und Technik. Was das betrifft, reicht ein Wort: Watch Dogs. Die Grafik von The Division lebt von Blenderei. Fakereflektionen, immergleich aussehende Locations, ein Überangebot an Partikeln, damit man auch ja nicht viel von dem Desaster sieht. Natürlich sieht es ordentlich aus – aber eben nicht so, wie versprochen. Ganz lächerlich ist die Zerstörung – die ist nämlich kaum vorhanden.
Bei den Animationen sieht es etwas besser aus, aber auch hier wurde an einigen Stellen ganz offensichtlich gespart und geschlampt. Was aber fast am schlimmsten ist, die Spielwelt ist so unglaublich langweilig – wie eine große Kulisse. Ähnlich wie schon aus Watch Dogs bekannt gibt es kaum begehbare Häuser, die NPCs sind langweilig und redundant. Feindliche NPCs sind dazu ortsgebunden – ihr begegnet ihnen nicht irgendwo zufällig, und sie spawnen auch eher selten. Das gleiche gilt für die Lootboxen. Zwei so wichtige Faktoren, Feinde und Loot, fehlen also zu 70-80% eurer Zeit in The Division, wenn nicht noch mehr.
Ob die KI klug ist oder blöd, lässt sich dabei gar nicht so einfach sagen. Was aber stinkt, ist dass sie MMO-typisch nach dem Rage Prinzip agieren: Derjenige Spieler, von dem die meiste Bedrohung ausgeht, wird angegriffen, ganz egal wie viele andere Spieler um ihn rumstehen. Das mag sich in vielen älteren MMOs bewährt haben, etwas mehr Abwechslung wäre aber wünschenswert.
The Division hat ein Problem. Es will ein AAA-Toppreis-Titel sein, doch es fühlt sich an wie ein Free2Play-Indie Game. Natürlich wird das fertige Spiel größer sein als die Beta – aber wir glauben nicht, dass das Spielgefühl dadurch anders wird. Die Mechaniken stehen, und sie überzeugen nicht. Alles in allem wird es schon nach wenigen Stunden langweilig. Das fertige Spiel bekommt eine Kampagne – die wird einen dann für einige mehr Stunden unterhalten. Was wir aber in der Beta gespielt haben, ist quasi das danach, wenn man die Kampagne beendet hat. Und das ist viel zu wenig.
Ubisoft hat erneut den „Hype“-Fehler gemacht: Ein Spiel unglaublich früh in der Entwicklung mit grandiosen, vorgerenderten Szenen ankündigen, und dann Jahre später nur einen Bruchteil davon abliefern. Das hat Watch Dogs nicht gut getan und auch Rainbow Six Siege leidet darunter, wenn auch nicht so sehr. The Division aber könnte es zerstören. Selten wurde ein Spiel so gehyped – und hat dann so rein gar nichts anzubieten. Ein Trauerspiel, für das jeder Cent zu schade ist. Wir haben wirklich nicht viel vom Spiel erwartet – und sind dennoch enttäuscht worden.
Was bleibt, ist die Hoffnung, das Ubisoft diesmal ganz gewaltig auf die Nase fällt. Aber wir befürchten leider, dass das nicht passieren wird. Zu viel Lob lesen wir jetzt schon über The Division, Spieler feiern das „tolle Gameplay“ – traurig, wie abgestumpft die Gamerwelt geworden ist, was vielleicht auch an der wachsenden Zahl der Casual-Gamer liegt… doch das steht auf einem anderen Blatt und rechtfertigt noch lange kein schlechtes Spiel. Nun mag The Division kein komplett beschissenes Spiel sein – aber es verschwendet unglaublich viel Potential und denkt viele Ansätze nicht zu Ende.