Am 8. März 2016 ist es endlich soweit, dann erscheint mit The Division einer der meist erwarteten Titel der letzten Jahre. Doch kann das Spiel wirklich überzeugen oder wird es nur ein weiterer „Ubiflop“?
Der Hype konnte kaum größer sein, nachdem Tom Clancy’s The Division auf der E3 2013 enthüllt wurde. Ein MMO mit derart prächtiger Grafik? Das hatte es vorher noch nicht gegeben. Auch das Setting wusste zu Gefallen, in einer Zeit, in der der Survival-Game-Trend gerade das Licht der Welt erblickte. Aber auch damals gab es schon diejenigen, die warnend den Finger hoben „Leute, es ist ein Ubisoft-Titel!“
Zurecht? Spätestens seit der Gamescom 2015, auf der wir The Division das erste mal selber anzocken konnten, war aller Hype verpufft. Zu lange dauerte die Entwicklung, zu verkehrt war die Richtung, welche die Entwickler einschlugen und zu viele Features, die einst angepriesen wurden, tauchten jetzt nicht mehr im Gameplay auf. The Division war der Zeit zum Opfer gefallen – und dem typischen „Ubisoft-Syndrom“, den Spielern erst angebliches „Ingame Material“ von bombastischen Ausmaßen zu zeigen, welches im fertigen Zustand nicht einmal ansatzweise diese Qualität erreicht.
Doch was ist „The Division“ eigentlich? Die Story des Spiels ist uns grob gesehen schon lange klar: Eine Pandemie, ausgelöst durch Bakterien auf Geldnoten, hat die Menschheit mehr oder minder dahingesiecht. Eine kleine Gruppe von Agenten, „The Division“, die genau für solch ein Szenario ausgebildet wurden, sollen jetzt im winterlichen New York für Ordnung sorgen. Lassen wir mal beiseite, wie originell dieser Ansatz ist (nicht) und wie viel Sinn es macht, das ein paar bewaffnete Agenten rumlaufen und „Die Ordnung wahren“ sollen – das ganze Konzept wirkte zumindest stimmig.
Abseits von der Hintergrundgeschichte wissen wir allerdings gar nicht so wirklich, was wir in The Division eigentlich machen sollen. Ja, es gibt das PvP-Gebiet, die Darkzone, in der wir tollen Loot finden und auf andere Agenten schießen. Aber warum tun wir das? Was ist unser Zweck in der restlichen Welt? Bis auf einige wenige Alphatester tappen die meisten von uns was das betrifft weiterhin im Dunkeln, nichts von dem bisher gezeigten Gameplay-Material gibt uns wirklich Aufschluss.
Das einzige, was wir über die Missionen wissen, ist dass es wohl auch Geiselbefreiungen gibt. Nun gut. Und MMO ist es auch nicht wirklich, PvP gibts nur in der Darkzone. Von mir aus. Wenden wir uns Bereichen des Spiels zu, über die wir mehr wissen. Da wäre zum einen die Grafik. Auf der E3 2013 sah das Spiel einfach bombastisch aus, die Snowdrop Engine war bis dahin die faszinierendste Engine, die uns je untergekommen ist. Dynamische Beleuchtung, Zerstörung und haufenweise coole Animation (jeder erinnert sich natürlich an die Tür-Szene). Wie nicht wirklich anders zu erwarten war gab’s schon mit dem ersten echten Gameplay einen drastischen Grafikdowngrade. Das ist zwar schade, aber nicht zu ändern in einer von hardwaretechnisch unterlegenen Konsolen dominierten Welt (inb4 Shitstorm). Darüber hinaus sieht das Spiel nach wie vor ziemlich großartig aus, und an den Animationen kann man sich gar nicht satt sehen.
Den Grafikpunkt hat sich The Division also letztendlich klar verdient. Wie aber siehts mit dem Gameplay aus? Ja, das Gameplay… es macht uns Sorgen. Zwar waren sich die meisten Closed Alpha Spieler einig darin, dass The Division unerwartet viel Spaß macht, doch wir haben weiterhin einige plagende Zweifel. Platz eins auf unserer Liste nimmt unangefochten das fehlende Schleichsystem ein. Ja, ihr hört richtig: In The Division könnt ihr nicht schleichen. Ein Third-Person-Cover-Shooter ohne Schleichen? Die Entwickler sagen, dass ein solches Feature das Coversystem des Spiels obsolet machen würde.
Alles klar. Weil leise vorgehen „schleichen“ ja das gleiche ist wie „sich in Deckung begeben“. Deswegen verwenden wir in keinem Spiel, in dem wir schleichen können, das vorhandene Deckungssystem – warte, irgendwie schon. Ich will mir gar nicht ausmalen, was ein Ghost Recon, ein Splintercell, ein Watch-Dogs, ein wasweißich ohne Schleichen wären. Damit entfällt ein kompletter Spielstil, was vielen sauer aufstoßen wird, denn Stealth-Gameplay ist äußerst beliebt. Und gerade ein Spiel von der Animationsklasse eines The Divisions kommt jetzt ganz ohne Schleichen daher? Eigentlich hatte ich es genau umgekehrt erwartet. Ich hatte gedacht, in The Divison, da kann ich langsam schleichen oder schnell, vorwärts oder rückwärts, gebückt oder im Liegen, auf den Füßen oder den Händen… aber nichts davon. Ich bin ehrlich: Das fehlende Schleichen hat das Potential, The Divison für mich als Titel unspielbar zu machen.
Als zweites kommt das an RPGs angelehnte Gesundheits-System (und nein, wir reden hier nicht von Obamacare). Als wir uns auf der Gamescom mit anderen Spielern duellieren konnten, waren wir ziemlich siegessicher in dem Moment, als wir aus dem Schatten heraus unsere Piumpium auf den Gegner richteten und abdrückten. Headshot, Deadshot… warte, was? Nur ein winziger Teil seiner Health-Anzeige verschwand. Erst gefühlte zwanzig Magazine später war der Gegner dann mal so nett, verletzt zu Boden zu gehen. Also nicht tot, nein. Dafür mussten wir noch ein bisschen mehr auf ihn schießen. Really Ubisoft? Das Ding schimpft sich ein Tom Clancy Game und ich kann meinem Gegner quasi eine Atombombe auf den Kopf werfen und er hat noch mindestens 75% Leben übrig. Uncool.
War der Gegner dann endlich mal besiegt, haben wir uns freudig über die von ihm zurückgelassene Beute hergemacht. Das war nicht allzu viel – der Tote verliert nur das, was er in der Darkzone aufgesammelt und noch nicht dekonterminiert hat… und nach etwa einer Minute tauchte der Besagte übrigens wieder auf und schoss uns über den Haufen. In The Division spawnt man als Besiegter nach lächerlich kurzer Zeit mit all seinem Equipment in unmittelbarer Nähe der Todesstelle… Wow, da muss ich doch ausnahmsweise mal DayZ loben.
Fassen wir kurz mal zusammen: Wir haben keine Ahnung, was wir wirklich machen sollen und warum, wir können dabei nicht schleichen, brauchen mindestens zwei Atombomben pro Gegner und ob wir sterben oder nicht ist eigentlich auch egal.
Wir freuen uns auf The Divison, und ihr?