Im Zuge der „Road To Montreal“-Tour bekamen 10 Spieler aus der Rainbow Six Community die Chance, in Montreal exklusiven Zugang zum kompletten Spiel zu erhalten. Eine Woche lang hatten die Gamer Zeit, jede Map, jeden Modus und jeden Operator eingehend zu testen.
Ziel der Aktion war es, den Dialog zwischen Entwicklern und der Community zu stärken. Denn woher könnte man als Dev-Team besseres Feedback erhalten als von den Spielern selber?
Tester aus erster Hand. Leidenschaftliche Zocker sind die besten Beta-Tester, die ein Spiel in die letzte Ecke erforschen und den Entwickler somit ermöglichen, zahlreiche Bugs auszumerzen, welche währende der internen Tests übersehen wurden. Ubisoft betont, das beste Feedback sei solches, das wirklich weh tut. Im engen Kontakt mit der Community will man das bestmögliche Produkt anbieten – und dabei fällt vor allem eins auf: Ubisofts unbeschönte Offenheit.
In jüngster Vergangenheit hat sich der Entwickler und Publisher alles andere als mit Ruhm bekleckert. Viel wurde versprochen und wenig wurde gehalten, bestes (oder für Ubisoft – schlechtestes) Beispiel ist unbestritten der Open World Flop Watch_Dogs. Kein absolut schlechtes Spiel, aber nicht im Ansatz das, was den Fans versprochen wurde. Mit Siege beschreitet Ubisoft neue Pfade. Vorbei scheint die Zeit der schillernden, vorgerenderten Trailer (die wir so auch ganz gut von anderen Publishern kennen, jaja, EA, ihr seid gemeint!). So kündigte noch vor kurzem der Firmen-Ceo Yves Guillemo an, dass man ab sofort Spiele nur noch so zeigen werde, wie sie auch auf den gängigen Systemen laufen werden.
Rainbow Six: Siege ist von Tag eins der Enthüllung Teil dieser neuen Firmenpolitik gewesen. Bis auf einen Trailer zur Story, in dem die gegnerische Fraktion enthüllt und die Wiederaufnahme des Rainbow-Programmes gezeigt werden, war alles bisher gezeigte Material aus dem Spiel selber. Wir sehen die schönen Seiten von Rainbow Six – und die weniger schönen. Bugs werden ebensowenig verheimlicht wie die einzelnen Phasen der Entwicklung. Von Präsentation zu Präsentation hat sich Siege vor unseren Augen entwickelt. Und tut es nach wie vor – auch im RTM-Livestream.
Denn auch während der Live-Veranstaltung fallen immer wieder Bugs auf. Einige sind krass und spielschädigend, so bleibt in manchem Fällen die Sicht eines Spielers während der kompletten Runde verpixelt, wenn seine Drohne zerstört wird, andere sind Schönheitsfehler, wie verrutschte oder noch nicht ganz passende Texturen. Das alles kann aber dem keinen Abriss tun, was offensichtlich ist: Das Konzept von Siege geht auf. Immer besser.
Genau das ist ein weiterer Vorteil der Offenheit Ubisofts: Wir können uns von Anfang bis Ende ein Bild von dem Spiel machen, können entscheiden, ob es uns gefällt oder nicht, ob wir es irgendwann wirklich kaufen wollen oder das Geld doch lieber sparen. Das gezeigte macht aber definitiv Lust auf mehr; zum einen sieht das Spiel wieder um einiges schöner aus als noch in der E3 2015 Version, die sich vor allem grafisch nicht mehr ganz so schön präsentierte, vor allem aber wird deutlich, dass der taktische Aspekt des Spiels wirklich im Zentrum steht. Ohne gut durchdachtes Teamplay ist eine Runde in Rainbow Six: Siege schneller verloren, als man reagieren kann.
Die beiden Teams, welche Ubisoft aus den 10 Teilnehmern gebildet hat, beweisen das mehr als deutlich. Zur Erinnerung: Beide Teams hatten eine Woche Zugang zum kompletten Spiel, eine Woche Zeit, sich das Gameplay anzueignen und die Teamskills zu trainieren. Das Ergebnis könnte unterschiedlicher kaum sein: Team Tacticool spielt zielsicher, umsichtigt und mit beinah militärischer Souveränität. Sie passen sich verschiedenen Situationen an, verlieren nicht den Kopf, können umdenken. Sie nutzen ihre Gadgets und die Map und deren taktische Möglichkeit perfekt. Ihre Gegner, Team Reubinited spielt kopflos, überhastet, zu durchschaubar. Die Dominanz von Team Tacticool könnte nicht größer sein. Sie gewinnen sämtliche (!) Runden – in Siege gewinnt, wer taktisch spielt. Ironscherweise besteht Team Reubinited aus „Pro Gamern“ und Team Tacticool aus Reddit Moderatoren (Zitat: „They are fucking Casuals!“ – Aber mehr als Töne spucken bringen die „Pro Gamer“ nicht zu Stande…) Die Reddit Moderatoren haben das mit der Absprache offensichtlich besser drauf.
Gespielt wird auf der Ur-Map Sieges, d.h. die erste Map, welche die Entwickler gebaut haben und die zahlreiche Änderungen und Anpassungen durchlebt hat und jetzt als „Hereford Base“ zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert wird. Gespielt wird außerdem ein neuer Modus, der „Secure Area“ Modus. In diesem muss das verteidigende Team einen vorher ausgewählten Raum auf der Map gegen die Angreifer beschützen. Das schränkt den Bewegungsspielraum der Verteidiger deutlich ein. Das Zentrum der Map teilt sich in vier Stockwerke auf, aus denen die Verteidiger wählen können, in welchem sie sich verschanzen. Keller, Erdgeschoss, erster und zweiter Stock. Jedes Stockwerk hat für beide Seiten taktische Vor- und Nachteile. Wie von den anderen Karten bekannt, hängen verteilt über die ganze Map Kameras, welche die Verteidiger überwachen können, auch nach ihrem virtuellen Ableben. Die Angreifer können die Kameras aber zerstören. Zerstörbare Wände und Decken, Leitern und vor allem die Training-Dummies, die überall stehen, Sorgen für mehr Spieltiefe und/oder Überraschungsmomente. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Spieler auf einen der Dummies schießt, weil er diesen für einen Gegner gehalten hat und dadurch seine Position verrät. Im folgenden Bild bekommt ihr einen Überblick über die Map:
Neben der Map gibt es nicht viele Änderungen zu sehen. Das Spiel scheint allgemein flüssiger geworden zu sein und die Grafik im Vergleich zur E3 2015 besser. Zu den wenigen beantworteten Fragen des Streams gehört unter anderem die nach Bolt-Action Gewehren, sprich, nach Scharfschützengewehren. Diese wird es laut den Entwicklern nicht geben, dafür aber zwei DMRs. darunter die HK417. Im Anbetracht des taktischen Aufbaus von Siege ist das natürlich ein Wehrmutstropfen, da dadurch das Szenario, ein Teammitglied als Sniper außerhalb des Action zu positionieren, komplett wegfällt. Auch die Frage nach Aufsätzen ist weiterhin ungeklärt. Zwar haben die verschiedenen Waffen der Operator Aufsätze, doch ist bisher in keinem Stream ein Editor zu sehen, in welchem man die Waffen modifizieren könnte. Für die Statistik-Liebhaber unter euch gibt’s aber noch eine gute Neuigkeit: Die TerroHunt-Modi bekommen Leaderbords spendiert.
Eine weitere Prämiere gibt es im Livestream aber doch zu bestaunen: Die Operators der russischen Fraktion. Neben der deutschen wurden sie bisher noch nicht öffentlich vorgestellt, sind aber bereits im Stream zu sehen. Und sie kommen mit coolen Waffen und Gadgets daher wie einem Stand-MG, einem schweren LMG, der Ak12 und anderen. Somit ist wahrscheinlich, dass die russische Spetsnaz die nächste Spezialeinheit sein wird, die Ubisoft enthüllt. Die Mitglieder der GSG-9 wurden bisher noch in keinem Video gezeigt.
Zum Ende des Streams traten die Spieler von Team Tacticool dann gegen Team Mac Attack bestehend aus Rainbow Six Siege Level Designer an. Auch hier konnte Tacticool seine weiße Weste behaupten. Starke Performance der Reddit Moderatoren! Wenn ihr euch den Stream selber noch mal anschauen wollt, geht auf den Twitch-Kanal von Rainbow6. Ihr könnt direkt eine halbe Stunde im Video vorspulen, denn erst dann fängt der Stream an. Wir sind gespannt, was Ubisoft in den nächsten Wochen für uns bereithält. Spätestens auf der Gamescom werden wir Siege selber spielen und versuchen, die Entwickler mit unseren Fragen zu löchern. Bis dahin schreibt uns eure Meinung zum Spiel. Freut ihr euch so auf das Spiel wie wir?