So langsam läuft das Weihnachtsgeschäft 2015 an und Just Cause 3 ist eines der Spiele, welches vielleicht im Trubel um die zahlreichen Top-Titel ein wenig untergehen könnte. Das ist natürlich nicht im Sinne von Square Enix, die deshalb kräftig Werbung machen für ihr Spiel.
Dazu luden die Macher des nunmehr dritten Teils der Just Cause-Reihe Mitte Oktober zu einem Medien-Event in Hamburg, bei welchem wir Just Cause 3 ausführlich auf den Zahn fühlen und uns mit leckeren Schnittchen vollstopfen konnten. Allein dafür hatte sich die Reise doch schon gelohnt. Doch wie sieht es mit dem Game selber aus?
TECHNIK
Das Event begann mit einer generellen Einführung ins Spielgeschehen, bevor wir uns dann an einen der zahlreichen Computer oder eine der wenigen PS4-Konsolen setzen und das Spiel selber zocken konnten. Fangen wir mit den technischen Details an: Vor allem auf dem PC lief das Spiel mit zufriedenstellender Performance, was angesichts der Größe der Map (welche sehr, sehr groß ist) keine Selbstverständlichkeit darstellt. Die PS4-Version lief zum Zeitpunkt des Events noch etwas unrund, was die Entwickler aber von Beginn an einräumten und was bis zum Release am 1. Dezember behoben sein dürfte.
Grafisch ist Just Cause 3 kein Spiel, das uns in unendliches Staunen versetzt hat. Die Aussicht, wenn der Spieler mit seinem Wing-Suit unterwegs ist, ist zwar durchaus beeindruckend, je näher man einem Objekt allerdings kommt, desto weniger gut sieht es aus. Die Farben des Spiels sind dabei maßlos übersättigt – was irgendwie zur Gesamtstimmung passt, uns aber überhaupt nicht gefallen hat.
GAMEPLAY
Ein Pluspunkt von Just Cause 3 hätten ohne weiteres die Animationen sein können, denn die sind durch die Bank überragend. Problem an der Sache: Bis auf die Bewegungen mit eurem Fallschirm, Wing-Suit und Haken bietet das Game kaum Bewegungsmöglichkeiten. Ihr könnt nicht sprinten, nicht klettern, nicht schleichen – das Bewegungssystem ist nicht sehr befriedigend. Dazu kommt, dass ihr einige der Moves mit Wing-Suit und Haken erst freischalten müsst – was unglaublich nervig ist, da ihr zu Beginn des Spiels immer wieder an der Landschaft hängen bleibt.
Wenn man den Dreh mit dem Haken, dem Wing-Suit und dem Fallschirm nach einer Weile raus hat, macht es dafür aber sehr viel Spaß, über die Insel hinwegzusegeln. Die Fertigkeiten mit diesen und anderen Gadgets kann man dann auch gleich in Minigames verfeinern, welche außerdem dazu dienen, Tokens zu erspielen, um Mods freizuschalten, mit denen man Fähigkeiten des Wing-Suits und Hakens sowie einige Gadgets und Fahrzeug-Skills erweitern kann. Nebenbei könnt ihr euch über Leaderboards auch mit euren Freunden bei Steam messen.
Das Gameplay dreht sich natürlich hauptsächlich um die schon oft von den Entwicklern angepriesene Zerstörung. Auch dieses Kernfeature hat uns allerdings nicht so ganz beeindrucken können – zerstören lassen sich doch nicht so viele Dinge, wie man erwartet hätte. Die Explosionen und Zerstörungen an sich sehen zwar ganz schick aus – sind aber für ein Hauptfeature viel zu dünn gestreut. Häuser in Städten zum Beispiel könnt ihr mit euren Waffen keinen Kratzer zufügen. Dafür könnt ihr die Dinge, welche sich beschädigen lassen, mit jeder Waffe kinderleicht kaputt machen. Es wirkt aber teilweise sehr merkwürdig, wenn ihr nur mit einem Maschinengewehr einen ganzen Turm zum Einsturz bringt… Auch das Waffenarsenal, das euch für eure Amok-Läufte zu Verfügung steht, ist etwas knapp bemessen – Anpassungen für die Waffen fehlen dazu komplett. Ebensowenig könnt ihr das Aussehen eures Charakters ändern.
STORY
Die Story von Just Cause 3 hat einen Alibi-Status. Sie existiert zwar, doch der Fokus des Spiels liegt eher darauf, mit dem Wing-Suit umherzufliegen und möglichst viel Zerstörung anzurichten. Da machen die Entwickler gar keinen Hehl draus. Es wäre aber auch schwer, das zu verleugnen, denn die Story ist kurz gesagt nicht überzeugend. Ihr müsst eure Heimatinsel von einem Diktator befreien, soweit so gut. Doch wie wird dies umgesetzt? Die Dialoge sind so unglaublich plump, dass wir uns nur an den Kopf fassen konnten. Nach zwei Missionen ließen wir die Story links liegen und beschäftigten uns damit, die Insel zu erkunden und was wir auf ihr so machen können.
Im Vergleich zu anderen Open World-Spielen ist Just Cause 3 auch hier sehr schwach besetzt. Ihr könnt nichts sammeln, Nebenquests sind ebenfalls kaum vorhanden, die ganze Welt des Spiels, so groß sie auch ist, fühlt sich leblos und leer an.
MODDING
Eine große Stärke von Just Cause 2 war seine große Modding-Community. Und auch Just Cause 3 wird modbar sein, sogar noch mehr: Nach dem großen Erfolg eines Multiplayer Mods für den Vorgänger haben die Entwickler von Square Enix und Avalanche Kontakt zum Modersteller aufgenommen und arbeiten eng mit diesem zusammen, um die Mod auch für Just Cause 3 zu ermöglichen – das nennen wir mal löbliches Engagement.
Spezielle Modding-Tools, wie etwa von Fallout oder TES-Titeln bekannt, wird Just Cause 3 zwar nicht haben, doch setzen die Entwickler sehr stark darauf, dass die Community wieder viele eigene Mods für den Titel zusammenbasteln – irgendwie hat es das Spiel auch nötig, finden wir.
FAZIT
Wir sprachen auf dem Event mit einem Just Cause-Veteran, und selbst diesen konnte das Spiel nicht restlos überzeugen. Zu wenig habe sich seit Just Cause 2 geändert. Unser Eindruck fällt auch nicht sehr positiv aus – Just Cause 3 ist für uns nur ein Nischen-Titel, der nur absolute Hardcore-Fans der Reihe beeindrucken wird. Für ein breites Publikum bietet das Spiel einfach zu wenig – und von dem, was es bietet, nicht genug. Was nutzt eine riesige Map, wenn man sich selbst auf einer kleinen Seiteninsel, auf die wir auf dem Event beschränkt waren, schon langweilt?
Die Grafik ist durchschnittlich, die Mechaniken des Spiels wirken unausgereift, die Langzeitmotivation ist eher mau – Just Cause 3 wird es in unseren Augen ganz schwer haben, zwischen Titeln wie Battlefront, Call of Duty Black Ops 3, Fallout 4 und Rainbow Six: Siege die Aufmerksamkeit der Käufer zu erhaschen. Vielleicht sollten die Entwickler leckere Schnittchen zum Spiel anbieten – die haben uns wirklich restlos überzeugt.
Warten wir einmal ab, wie sich Just Cause 3 im fertigen Zustand ab dem 1. Dezember 2015 präsentiert – wir werden das Spiel dann testen und euch berichten, wie unser finales Urteil ausfällt. Bis dahin interessiert uns nur noch, wie euer bisheriger Eindruck zum Spiel ist. Also schreibt es uns in die Comments!