
Mit Tiny Tina’s Wonderlands wird ein neuer Wind in das beliebte Borderlands Franchise geblasen. Doch wie gut schlägt sich der Titel im Vergleich zu seinen Verwandten?
Mit Tiny Tina’s Wonderlands wird die Borderlands Welt erneut auf den Kopf gestellt. Anstelle jedoch erneut in der Rolle eines Vault Hunters zu agieren, sind wir diesmal in der wahnsinnigen Welt der irrwitzigen Tiny Tina unterwegs. Wie uns der Titel gefällt und ob er mit dem Franchise mithalten kann, verraten wir euch in unserer Review.
Story
In Tiny Tina’s Wonderlands spielen wir ganz nach den Regeln von Tiny Tina. Diese hat sich nämlich zusammen mit ihren Kumpanen Frette und Valentine ein eigenes Spielbrett ausgedacht, auf dem ihre Regeln gelten und ihre eigene Geschichte erzählt werden soll.
In dieser Geschichte treten wir als neuer Charakter in der Rolle eines völlig frei gestaltbaren Schicksalsbringers auf das Spielfeld. Unser Ziel ist es den Dragon Lord zu besiegen, welcher mithilfe seiner Vasallen die Wonderlands an sich reißen möchte. Dazu benötigen wir das Seelenschwert, doch im letzten Moment kommt uns der Dragon Lord in die Quere und vermiest uns unsere ursprüngliche Idee.
Also müssen wir einen anderen Weg finden, wie wir unseren Erzfeind besiegen und das Spiel schließlich für uns gewinnen können. Dabei werden wir von Tiny Tinas Erzählerstimme und ihren Kumpanen stets begleitet. Schließlich ist es ihre Welt und sie entscheidet, was passiert.
Gerade dieser Aspekt macht die Spielewelt und die ganze Geschichte auch ziemlich humorvoll. Wir müssen auf die andere Seite einer Schlucht? Oh, ups, da tut sich ganz plötzlich eine Brücke auf! Ein Käseflip hindert uns daran, den Weg weiter zu bestreiten? Aber nein, das ist ein Meteor, vor dem sich plötzlich ein Schloss und ein Verlies daneben auftut, wo wir den Schlüssel finden.
Es vergeht keine Stunde, in der wir nicht aufgrund einer Situation schmunzeln oder sogar lauthals loslachen müssen. Das lässt uns nicht nur mehrere Stunden in der Welt zubringen, sondern uns auch ganz gespannt auf die nächste Situation warten, in der Tiny Tina vielleicht wieder einen ganz tollen Plottwist hat. So viel Spaß ist man nunmal in Borderlands gewohnt!

Setting
Gearbox Software wollte diesmal etwas anderes ausprobieren und die Spielewelt in eine Art Mittelalter versetzen. Es gibt Skelette in ritterlicher Rüstung, es gibt Drachen und Pferde, aber auch Kobolde und andere Gestalten, die sich ganz gut in das Setting einfinden.
Dieser Wechsel ist den Entwicklern auch mehr als gelungen! Wir erkennen die Elemente aus Borderlands wieder und doch werden sie dem Mittelalter entsprechend in ein neues Gewand gehaucht. Was jedoch bleibt ist die schiere Vielzahl an Schusswaffen. Ja, Schusswaffen, denn es ist schließlich immer noch Tiny Tina’s Wonderlands.
Wir sind ziemlich froh, dass sich das Team diesmal für einen frischen Wind entschieden und sich in eine neue Welt getraut hat. Dieser Mut hat sich mehr als gelohnt und zeigt, dass wir den Humor und den Spielspaß in Borderlands wirklich überall erleben können. Einfach nur genial.
Gameplay
Bevor wir unsere Reise antreten, haben wir die Möglichkeit zwischen fünf unterschiedlichen Klassen zu wählen. Diese sind in etwa vergleichbar mit den Vault Huntern aus Borderlands, allerdings ist der Skill-Tree längst nicht so groß, wie man es sonst gewohnt ist. Anstelle von drei riesigen Bereichen, in denen wir uns hochleveln können, liegt der Fokus auf einen relativ schmalen Strang – zumindest am Anfang. Sobald wir in der Hauptquest voranschreiten, tut sich ein weitere Strang mit neuen Fähigkeiten und Optionen auf, was die ursprüngliche Größe des Spiels in ein anderes Licht rückt. Außerdem können wir ab Level 40 auch noch den sogenannten Mythos-Rang freischalten.
Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen neuen Skill Trees und auch die Klassen selbst so zahlreiche Facetten anbieten, dass es uns anfangs nicht gerade leicht fällt eine Entscheidung über eine Klasse zu treffen. Dafür ist der Ansporn aber auch umso größer das ganze Abenteuer noch einmal mit anderen Klassen und Skills durchzuspielen.

Neben unserem Action Skill und den Bazillonen Waffen – gefühlt werden es von Spiel zu Spiel immer mehr – haben wir auch noch eine magische Fähigkeit, mit der wir einen Strahl abschießen können. Dadurch kommt definitiv noch etwas mehr Magie ins Spiel hinein.
Was wir an dieser Stelle außerdem lobenswert erwähnen müssen, ist das Gameplay und unsere Möglichkeiten der Bewegungen. In der gesamten Welt existieren nicht nur Missionen und Nebenmissionen, die es zu bewältigen gibt, sondern auch indirekte Missionen, wie das Finden von Würfeln, welche unsere Chance auf besseren Loot erhöhen.
Diese Würfel sind teilweise ein wenig versteckt und müssen stellenweise durch das Durchlaufen eines Parcours erreicht werden. Hier kommen wir dann schließlich auch an eine löbliche Verbesserung: Wir können wirklich inkl. entsprechender Animationen Klippen hochklettern. Das gelingt dabei so flüssig, dass die kleinen Parcours Einheiten eine gesunde Abwechslung in den Titel bringen.
Zuletzt gibt es neben den unterschiedlichen Gebieten auch noch die Overworld, die tatsächlich auch einem gewaltigen Spielbrett entspricht mit all den Gegebenheiten, die nun einmal Bestandteil des Brettspielabends sind. Es gibt Kronkorken von Flaschen, die wir umstoßen können, um diese wiederum als Brücke zu verwenden. Überall liegt Popcorn herum und auch Soda-Dosen sind zu finden.
Auch wenn die Overworld auf den ersten Augenblick ein wenig eigenartig und ungewohnt wirkte, findet man sich doch ziemlich schnell darin zurecht. Eine witzige Idee ist es allemal, auch wenn es manchmal noch ein wenig schwierig ist damit klar zu kommen, dass man diese Art der Fortbewegung auch nutzen muss – aus der Vogelperspektive.
Fokussiert man sich lediglich auf den Umfang, den das Spiel bietet – inklusive aller Nebenmissionen sowohl in der Overworld als auch in den einzelnen Gebieten – dann haben wir es hier mit nicht so vielen Inhalten zutun wie in Borderlands. Dennoch haben wir es hier mit einem Vollpreistitel zutun, weswegen die Frage in den Raum gestellt werden kann, ob der Preis dafür gerechtfertigt ist. Sollte man jedoch Lust auf eine etwas andere und mindestens genauso humorvolle Borderlands-Welt haben, dann sollte dieser Aspekt nicht im Weg stehen.

Sound & Atmosphäre
Was den Sound und die Atmosphäre anbelangt, so haben die Entwickler gut an den Vorgängern anknüpfen können. Der Sound der Waffen ist gewohnt gut und die neue Welt, die Charaktere und Gegner sorgen dafür, dass wir uns wirklich in einer abgedrehten mittelalterlichen Welt befinden.
Was jedoch an manchen Stellen fehlt, ist der Einsatz von Musik, die beispielsweise von Barden geträllert wird. Hier hat sich das Team leider ein wenig zurückgenommen, wodurch das i-Tüpfelchen des Spiels leider fehlt. Da besteht in jedem Fall Nachholbedarf. Zwar gibt es zwei Missionen, in denen wir durchaus das Vergnügen mit Barden – oder auch „Metal-Freunden“ zutun bekommen, aber diese kleine Nuancen reichen unserer Meinung nach nicht aus.
Fazit
Wer Borderlands liebt und ein großer Fan des Franchises ist, der wird auch mit Tiny Tina’s Wonderlands seinen Spaß haben. Der Titel ist ebenfalls sehr humorvoll gestaltet und bringt durch sein Setting und Tiny Tinas starker Präsenz einen ganz frischen Wind in das Franchise, den die Entwickler gerne häufiger anwenden können.
Dennoch ist der Titel im Umfang reduziert und sicherlich werden Gameplay-Inhalte, wie die Overworld, für einige Spieler ungewohnt sein. Wer jedoch davon einmal absehen kann und sich einfach nach einem neuen Spiel der Borderlands-Entwickler sehnt, wird hier definitiv seinen Spaß finden.