Auf der vorherigen Seite habe ich mich ja ausgiebig darüber ausgelassen, warum Fallout 4 meiner bescheidenen Meinung nach dem Hype ganz und gar nicht gerecht wird und lediglich ein solides Spiel ist. Jetzt ist es daher an der Zeit auch mal zu schreiben, wie Bethesda aus Fallout 4 ein Meisterwerk hätte machen können. Dazu werde ich im Folgenden einige andere Spiele benennen und beschreiben, wie die jeweiligen Spielelemente auch in Fallout 4 Sinn gemacht hätten. Wer weiß, vielleicht hat ja auch ein talentierter Modder das selbe Kopfkino wie ich und setzt ähnliche Dinge in absehbarer Zeit um.
Suvival ftw
Die Welt von Fallout 4 birgt so viele Gefahren, Supermutanten, Raider, Strahlung und so weiter und ist daher der ideale Schauplatz für den Kampf ums Überleben. Warum implementiert man also nicht ein paar völlig normale Bedürfnisse, die quasi jedes Lebewesen kennt. Hunger, Durst und auch Krankheiten, das wäre in meinen Augen eine fantastische Ergänzung zu den restlichen Gefahren, die einem im Commonwealth begegnen.
Natürlich gibt es in Fallout 4 bereits Nahrung und auch etwas zu trinken, oh du köstliche Nuka-Cola. Aber warum nutz man diese nur, um die Lebensenergie wieder aufzufüllen? Wie cool wäre es, wenn man durch die Lande streift und der Charakter plötzlich Hunger verspürt und man was essen muss, einfach um den Hunger der Figur zu stillen. Sollte man im Moment keine Nahrung bei sich haben, wäre die normale Konsequenz, dass beispielsweise die AP langsam sinken oder man sich vielleicht insgesamt nicht mehr so schnell bewegen kann. Auch könnte sich die Tragkraft minimal verringern, weil man durch den Hunger oder Durst einfach etwas kraftloser wird. Denkbar wäre auch, dass sich dadurch das Aiming verschlechtert. Die Waffe kann nicht mehr so ruhig gehalten werden oder die Trefferwertung über das V.A.T.S. kann sich reduzieren. Es gibt wahrscheinlich hunderte Möglichkeiten, die Auswirkungen von Hunger und Durst an der Spielfigur darzustellen.
Als direktes Beispiel schweben mir jetzt Spiele wie DayZ oder The Forest vor Augen. Ersteres befindet sich mit der Standalone ja schon gefühlt eine halbe Ewigkeit in der Early-Access Phase und man hat den Anschein, dass es dort überhaupt nicht vorwärts geht, aber dafür sind die Survival Aspekte in meinen Augen schon verdammt gut. Man kocht sich sein Essen oder kredenzt es direkt aus der Dose, vorausgesetzt man hat die Dose vernünftig öffnen können und nicht den halben Inhalt auf dem Boden verteilt. Man bereitet sich Trinkwasser mit Zusätzen selber auf oder füllt sich Feldflaschen an verschiedenen Brunnen auf. All das würde wie bereits erwähnt wunderbar in die Welt von Fallout 4 passen.
Auch Krankheiten und Verletzungen wären denkbar. Ja ich weiß auch jetzt kann man sich bei Fallout 4 ein Bein brechen, aber einige Minuten später oder per Stimpak ist der Bruch auch schon wieder Geschichte. Warum gibt es nicht unter dem ganzen Schrott, den man in Fallout 4 finden kann, Materialien, um einen Bruch zu schienen oder Verbände für offene Wunden. Warum kann man keinen Schnupfen beziehungsweise eine Erkältung bekommen, die ähnlich wie Hunger und Durst bestimmte Werte verschlechtern?
Auch den Basenbau könnte man noch verbessern, wobei ich dabei anmerken muss, dass ich diesem in Fallout 4 noch nicht so große Beachtung geschenkt habe. Allerdings konnte ich beim Bauen beispielsweise keine Fallen oder ähnliches finden, gut möglich, dass man sich das erst freispielen muss. Aber nimmt man jetzt aber das Spiel The Forest zum Vergleich, ist es wirklich cool, was man sich da an Fallen zusammenbauen kann. Und diese sind auch absolut wichtig, denn dort bekommt man nachts dann öfter mal Besuch von den Eingeborenen, die einem nach dem virtuellen Leben trachten. Übertragen wir das doch mal auf Fallout. Wir bauen uns eine schöne Festung und legen uns pennen. In der Nacht schlagen dann unsere selbstgebauten Bewegungsmelder Alarm. Wir schrecken auf, schnappen uns schnell ein Gewehr und eilen zum Zaun. Dann hört man weiter links ein aktivierten Mechanismus und nur Sekunden später einen Todesschrei. Wunderbar, die Falle hat zugeschnappt und wir haben einen Raider weniger, der uns töten will. Und nach unzähligen verschossenen Kugel und zwei weiteren aktivierten Fallen ist der Kampf vorüber und wir haben unsere Basis erfolgreich verteidigt.
Multiplayer incoming
Einen letzten Punkt hätte ich noch, der für mich aus Fallout 4 das perfekte Spiel machen würde. Ich sage nur Multiplayer. Ähnlich wie bei DayZ hätte Fallout 4 eine ganz eigene Faszination, wenn menschliche Mitspieler ebenfalls in den Einöden des Commonwealths ums Überleben kämpfen würden. Sollte man sich plötzlich gegenüber stehen, stellt sich zuerst die Frage, ob mir mein Gegenüber freundlich gesinnt ist oder mir mit Freude eine Kugel in den Kopf jagen möchte. Man könnte sich zu kleinen Gruppen zusammenschließen und sich gemeinsam eine Siedlung aufbauen, füreinander da sein. Man könnte aber genauso eine Söldnertruppe zusammenstellen und Angst und Schrecken im Commonwealth verbreiten. Im Endeffekt ganz egal, aber dieser soziale Aspekt wäre eine großartige Bereicherung für Fallout 4. Natürlich sollte sich Fallout jetzt nicht in ein MMO verwandeln, aber ähnlich wie bei DayZ wären doch so 20 bis 30 Mitspieler auf der Karte doch eine super Möglichkeit, die Welt selbst zu gestalten.
Im gleichen Zug könnte man sich dann auch gut und gerne ein paar Nebenaufgaben sparen. Ich bin bei Fallout lange nicht so weit wie wahrscheinlich viele andere, aber für diese Spielzeit bekam ich schon nervend oft die Aufgabe zu einem Ort zu reisen, um die dort ansässigen Raider zu töten *gäähn*. Sowieso macht mir Fallout 4 irgendwie mehr Spaß, wenn ich einfach nur so durch die Welt streife und schaue, was ich so erlebe anstatt mich von Aufgabe zu Aufgabe zu bewegen.
Durch die Multiplayer Komponente könnte man auch eine eigene kleine Wirtschaft erschaffen, in der die Nachfrage den Preis bestimmt. Sozusagen eine lebendige, sich verändernde Welt. Ich entscheide selbst, was ich handeln möchte. Versuche ich meine aufbereitete Nahrung an den Mann zu bringen oder werde ich doch ein skrupelloser Waffenschieber? Ganz egal, solange ich entscheiden kann, was ich machen beziehungsweise was ich werden möchte.
Abschlussplädoyer
Wie bereits erwähnt, Fallout 4 ist auch in meinen Augen ein gutes Spiel. Es gibt zwar einige Punkte, in denen Bethesda für mich versagt hat, aber nichtsdestotrotz habe ich Spaß die Weiten des Commonwealths zu erkunden. Auch sei noch anzumerken, dass ich trotz einiger Spielstunden wahrscheinlich erst noch am Anfang des Spiels stehe, aber genau das ist die Zeit, die einen Spieler fesseln sollte. In dieser Zeit soll der Spieler so sehr in die Story und die Welt gezogen werden, dass dieser das Spiel auch noch viele, viele weitere Stunden spielen möchte. Und genau das schafft Bethesda mit Fallout 4 nur bedingt, in dem es mir immer wieder langweilige Aufgaben mit auf den Weg gibt, in eine Welt steckt, in der ich nicht das Gefühl habe, viel erreichen oder verändern zu können. Ich soll mich auf festen, festgelegten Pfaden bewegen. Aber ignoriert man genau das und fängt an die Welt abseits der Wege zu entdecken, entfaltet Fallout 4 sein wahres Potential.
Allerdings fehlt es meiner Meinung nach an zusätzlichen Anreizen. Die Ideen und Vergleiche, die ich hier niedergeschrieben habe, sind den meisten Leuten wahrscheinlich egal. Außerdem glaube ich nicht, dass eine meiner Ideen jemals so seinen Weg in einen Fallout Titel finden wird. Vermutlich würde man so viele Spieler abschrecken und somit nicht mehr die breite Masse erreichen, aber genau das ist es doch, was den meisten Titeln heutzutage fehlt: Innovation, den Mut neue Wege zu gehen, Spielmechaniken zu implementieren, die nicht nur für die breite Masse ausgelegt sind.
Gute Beispiele dafür sind meiner Meinung nach Titel wie Dark Souls oder Bloodborne. Durch das Genre und den hohen Schwierigkeitsgrad eigentlich nur für Core Gamer geeignet, übertrumpfte beispielsweise Bloodborne sämtliche prognostizierten Verkaufszahlen seitens Sony und wurde dadurch ein voller Erfolg.
Wir werden sehen, wie sich die Videospielszene weiterentwickeln wird. Ich gebe auf jeden Fall die Hoffnung nicht auf, dass sich auch die großen Spieleschmieden und/oder Publisher bald wieder mehr zutrauen und wagen und ihre Spiele nicht nur für die breite Masse und mehr Profit entwickeln, sondern weil sie Spaß an der Sache haben, weil sie die Gaming-Szene schätzen und dieser auch etwas für ihr Geld bieten wollen. In diesem Sinne beende ich meine Abschlussplädoyer und setze mein Abenteuer im Commenwealth fort.