Far Cry 6 ist endlich veröffentlicht. Doch wie schlägt sich der neuste Ableger aus dem Hause Ubisoft und wie steht es um die berühmt-berüchtigte Far Cry-Formel, die immer zum Einsatz kommt?
Es ist soweit, es passiert wirklich: Mit Far Cry 6 hat Ubisoft einen weiteren Ableger aus dem mittlerweile riesigen Universum auf den Markt geworfen. Die Frage ist jedoch: Gelingt es den Entwicklern, die Spieler erneut mitzureißen? Oder sind sie die Far Cry-Formel mittlerweile leid? Wir haben gemischte Gefühle, die wir aus unseren Stunden in Yara mitnehmen.
Story
Mit der Far Cry-Formel können wir tatsächlich auch fast schon direkt starten, denn die Story ist, wenn man sie mit den Ablegern aus dem Franchise vergleicht, ziemlich ähnlich. Wieder geht es um einen Tyrannen, der vielleicht ein wenig zu weich in der Birne ist und als Anführer die Macht an sich reißen möchte. Aber wir möchten das nicht einfach so mit uns machen lassen.
Wir schlüpfen in die Rolle von Dani, einer jungen Frau (oder ein junger Mann, wenn ihr es so haben wollt), die als Waise in Yara groß geworden ist und die Diktatur Anton Castillos satt hat. Anstelle sich jedoch zu wehren, ist ihr Plan vielmehr, zu verschwinden und nach Amerika in Sicherheit zu flüchten.
Natürlich gelingt ihr das nicht gerade besonders gut, denn während ihrer Flucht verliert sie nicht nur ihre beste Freundin Lita, sondern wird schließlich auch noch von dessen Bekannte Clara dazu aufgefordert, einige Aufträge der Guerilla-Kämpfer zu erledigen. Das soll ihre Bezahlung dafür sein, um nach Amerika flüchten zu können.
Dani lässt sich jedoch von der Willenskraft und dem Mut Claras mitreißen, sodass sie sich dazu entschließt, ihre ursprünglichen Pläne zu verschieben und Rache an Castillo auszuüben. Und genau da befinden wir uns und versuchen gemeinsam mit den Guerillas Yara zu befreien.
Und auch wenn das Konzept nicht sonderlich anders ist, so gibt es doch einige Dinge, die Ubisoft diesmal in Angriff genommen hat und die dem Titel wirklich guttun: Anstelle ständig in der First-Person-Ansicht herumzuballern, erleben wir Dani in wichtigen Szenen auch aus der Third-Person-Perspektive. Wir sehen ihre Reaktionen und müssen keine Vermutungen darüber aufstellen, was unser Charakter da vielleicht über den einen oder anderen Satz denkt.
Dieser Charakter-Support geht noch einen Stück weiter und macht sich auch in Situationen bemerkbar, die vielleicht nicht relevant für die Geschichte sind, aber sicherlich einen guten Beitrag für das Gameplay und die Immersion leisten: Sie fängt zwischenzeitlich an, Lieder zu summen, singt im Auto zu der Musik im Radio lauthals mit und öffnet sich somit den Menschen und den Spielern.
Was allerdings nicht so gekonnt umgesetzt wurde, sind die Emotionen an sich. Ganz gleich, ob Dani schockiert, erschrocken oder erfreut ist, ihre Stimme und ihr Tonfall wirken fast monoton – als würde sie nur vorgeben sich so und so zu fühlen. Dass das als absichtlicher Effekt von Ubisoft zu bewerten ist, wagen wir an dieser Stelle jedoch zu bezweifeln. Leider sind solche Elemente auch bei den anderen Charakteren zu finden, sodass wir uns teilweise nicht so ganz mitreißen lassen können.
Waffen und Bekleidung
In Sachen Gameplay hat Far Cry 6 wirklich ziemlich viel zu bieten, weswegen wir uns an dieser Stelle auch so knapp wie möglich halten möchten. Generell können wir unterschiedlichste Arten von Waffen und auch Special Waffen, die Supremos, einsetzen, um die Anhänger des Diktators in den Jordan zu befördern. Das bringt immer wieder eine gelungene Abwechslung ins Spiel und auch in die Missionen.
Besonders spannend sind die Supremos, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten besitzen. Manche von ihnen sind mit EMPs aufgeladen, wodurch Verteidigungssysteme und Kameras abgeschaltet werden können und manche können explosive Geschosse auf unsere Gegner abfeuern. Damit erhalten wir eine neue Möglichkeit der Spielweise inmitten des „Einheitsbreis“.
Unsere Waffen können zusätzlich mit Mods weiter angepasst werden. Mods bestehen aus unterschiedlichen Materialien, die wir in Yara finden. Auch Anpassungen, wie Skins und Co, sind möglich und greifen auch über zu den Fahrzeugen, die wir verwenden können. So viel Vielfalt ist immer gut!
Zusätzlich lassen sich neue Waffen und Kleidungsstände in Truhen finden. Hinter den Kleidungsstücken verstecken sich Perks, die jeder Spiel, passend zu seinem Spielstil, verwenden kann – und somit auch direkt entscheidet, wie sein Charakter herumläuft. Dabei kommt es eine so umfangreiche Auswahl, dass man zunächst seine Zeit benötigt, um sich darin hineinzufuchsen und das richtige Kleidungsstück auszuwählen.
Begleiter
Daneben gibt es auch mal wieder einen Begleiter, der uns beim Kampf unterstützen soll, allerdings ein großes Aber mit sich bringt: Es ist zwar nett, einen Robo-Hund, einen Aligator oder einen völlig normalen Hund als Begleiter zu haben, um sich nicht mehr so allein zu fühlen, doch manchmal geraten wir in Situationen, in denen sie einfach nur nervig sind.
Entweder die Begleiter greifen die Gegner nicht oder sie lassen sich einfach von irgendwelchen vorbeifahrenden Autos überfahren. Da stellt man sich die Frage, welche KI dümmer ist: die des Autofahrers oder unseres Gefährten? Manchmal gibt es auch Situationen, in denen uns die Tiere die Wege versperren, sodass wir nur sehr umständlich an Boxen gelangen können oder manchmal auch einfach in einer Tür stecken bleiben. So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
NPCs und Gegner
Während unserer Reise stoßen wir einerseits auf Kumpane, die Bestandteil unser Story sind, wie Clara und Co., aber auch auf andere namenlose Guerilla-Kämpfer. Schön ist zwar, dass wir bei der Begegnung mit anderen Kämpfern einen Gruß von uns geben und auch einen zurückbekommen, aber dann ist das Gespräch auch schon beendet.
Was hier eindeutig fehlt ist ein wenig mehr Tiefe. Sicherlich wird jeder Kämpfer ein anderes Motiv dafür haben, warum er sich den Guerilla anschließt. Eine andere Geschichte, eine andere schreckliche Vergangenheit. Doch diese werden wir nie erfahren. Auf diese Weise erscheinen sie uns mehr als Roboter, die einfach umherstreifen.
Doch auch die KI der namhaften Charaktere lässt zu wünschen übrig. Sobald wir ihnen folgen sollen und auch nur wenige Meter zurückfallen, bleiben sie stehen und geben im Standard einen überraschten Ton von sich, als hätten sie irgendwo Gegner gesichtet.
Nervig wird dieses Verhalten insbesondere, wenn wir uns inmitten eines Dialogs mit dem Charakter befinden. Wenn wir einmal kurz vom Weg abweichen, weil wir eine Box entdeckt haben oder einen Zettel auf dem Boden oder einfach die Gegend etwas in Ruhe betrachten wollen, bleibt der Charakter stehen, unterbricht sich in seinem Satz und wartet, bis wir wieder da sind. Dann wird alles noch einmal wiederholt. So sieht kein richtiger Gesprächsflow aus.
Auf der Seite der Gegner sieht die KI jedoch ziemlich passabel aus. Sie schlagen Alarm, wenn sie eine Leiche von einem Kollegen finden und greifen uns an, wenn wir uns auffällig verhalten oder in ihren Sperrzonen unterwegs sind. Hat man die Waffe allerdings geholstert, dann kann uns in der neutralen Zone nichts passieren.
Hin und wieder liefern sich die Gegner auch Kämpfe mit Guerillas oder NPCs, was ein wenig Dynamik in die Welt bringt, aber manchmal auch ein wenig übertrieben ist. So ist es beispielsweise kein seltener Fall, wenn plötzlich alles in Flammen steht, weil beide gerne mit Granaten um sich schmeißen.
Open World
Die Welt von Yara ist gewaltig, das steht außer Frage. Sie ist schön gestaltet und hat einiges zu bieten, wie Strände, Berge, Wälder und auch Wiesen. Überall lassen sich teils exotische Tiere finden, die einfach ihr Leben leben. Das unterstützt die Atmosphäre ziemlich gut.
Zusätzlich lassen sich auch Höhlen finden, in denen weitere Boxen auf uns warten und weiterer Loot gesammelt werden kann. Auch diese sind wirklich sehr schön gestaltet, sodass man gerne auch ein wenig länger darin verweilt – auch wenn irgendwo da draußen ein Diktator auf uns wartet.
Was vielleicht ein bisschen schade ist, aber das ist wirklich Meckern auf höchstem Niveau, ist die Tatsache, dass sich nicht alle Gebäude, Türen und Co. auf der Welt öffnen lassen. Setzt man dies jedoch in Relation zur Größe der Karte, dann kann man das durchaus verschmerzen.
Atmosphäre & Sound
Der Sound und die Atmosphäre in Far Cry 6 sind wirklich ziemlich gut gelungen. Insbesondere der Sonnenauf- und untergang sieht in den unterschiedlichen Gebieten des Landes wirklich schön aus. Man verliert sich an dem Meer, und die Sonnenstrahlen, genießt aber auch das Plätschern im Regen und sogar den Donner, der sich hin und wieder blicken lässt.
Auch bei der Musik hat Ubisoft eine gute Arbeit geleistet und das trifft nicht nur auf die Instrumental-Melodien zu, sondern auch auf die heimischen Lieder, die in den Radios zu hören sind. Ganz unterhaltsam wird schließlich, wenn man mit einem Supremo ausgestattet auf eines der Plantagen geht und alles zum Brennen bringt, während im Hintergrund lateinamerikanische Musik zu hören ist.
Und ja, vielleicht ist die ganze Sache mit dem Flammenwerfer auch ein wenig kopiert wurden von einem vergangenen Ableger *hust* make it bun dem *hust*, aber ganz ehrlich? Ich habe es genossen eine ähnliche Szene noch einmal zu erleben und ich erinnere mich gerne daran zurück.
Fazit
Auch wenn Far Cry 6 sich an einigen Elementen aus vergangenen Ablegern bedient, hat das Spiel seinen eigenen besonderen Charme. Wir fühlen uns näher mit dem Charakter verbunden, es gibt neue Spielzeuge, mit denen wir Gegner erledigen können und es sind wirklich zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten vorhanden.
Zudem macht es einfach Spaß sich in der Welt fortzubewegen, zu der Musik im Radio mitzusummen, Geheimnisse zu enthüllen und Boxen zu finden und zwischenzeitlich auch mal einen Blick auf den Sonnenauf- oder untergang zu werfen.
Woran allerdings noch gearbeitet werden muss, sind ganz klar die KI und insbesondere auch die Tiefe der Charakte sowie dessen Emotionen. Es vergeht keine Situation, in der wir uns nicht über unsere Begleiter aufregen, wenn sie uns im Weg stehen oder über Charaktere, die ihren eigenen Dialog unterbrechen, weil wir nur zwei Sekunden zu langsam sind.
Schaut man einmal darüber hinweg, dann hat Ubisoft dennoch ein gutes Spiel auf den Markt gebracht, welches die Spieler auch sicherlich für einige Stunden in den Bann ziehen wird. Bei uns hat das zumindest ziemlich erfolgreich funktioniert.