The Outer Worlds ist ein neues RPG der ehemaligen Fallout-Entwickler. Doch wie macht sich das Spiel und wie stark sind die Parallelen zu Fallout? Wir verraten es euch!
The Outer Worlds hatte mit seiner Ankündigung und den ersten Videos ziemlich stark an Fallout, aber auch etwas an Destiny oder Halo erinnert. Das auch nicht ohne Grund, denn innerhalb des verantwortlichen Entwicklerstudios Private Division befinden sich die beiden Macher der Fallout-Reihe. Doch wie stark die Ähnlichkeiten zu dieser Reihe im Spiel tatsächlich sind und welchen Eindruck The Outer Worlds bei uns generell hinterlässt, verraten wir euch in unserer Review.
Charaktererstellung & Skills
The Outer Worlds ist ein reiner Singleplayer-Titel, weswegen die Story automatisch auch zu eines der wichtigsten Aspekte wird. Das erkennt man bereits bei der Einstellung der Schwierigkeitsstufen: Wer lieber die Story genießen möchte, kann die Kämpfe in einem Spaziergang durchlaufen. Shooter-Fans wählen jedoch einen höheren Schwierigkeitsgrad aus.
Danach geht es zunächst in die Charaktererstellung, die es durchaus in sich hat. Neben Name und Geschlecht können wir nämlich auch unser Gesicht mit allen erdenklichen Optionen anpassen. Danach geht es weiter mit unseren Charaktereigenschaften, wo wir unsere Attribute, Fertigkeiten und unsere Begabungen bestimmen können.
Bei den Attributen geht es dabei schlicht und ergreifend um unsere Ausprägungen in den Eigenschaften Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz, Wahrnehmung, Charisma und Geisteshaltung. Im Reiter Fertigkeiten geht es dann um unsere Skills im Nahkampf, Fernkampf, in der Verteidigung, im Dialog mit den NPCs, Tarnung, Technik und Führung. Hier können wir mit jedem aufsteigenden Level auch weitere Punkte verteilen.
Zuletzt gibt es dann auch noch unsere Begabung, also unseren Beruf. Kassierer oder Bürokrat? Fabrikarbeiter oder wissenschaftlicher Assistent? Bauer oder Hausmeister? Jeder Beruf gibt uns zusätzliche Punkte in bestimmten Bereichen, sodass wir als wissenschaftlicher Assistent beispielsweise weitere Punkte in der Technik-Fertigkeit erhalten.
Im Laufe des Spiels können wir dann auch noch bei jedem zweiten Levelaufstieg eine weitere Begabung auswählen, wie erhöhte Gesundheit, die Fähigkeit mehr tragen zu können oder trotz überfüllter Taschen die Schnellreise zu nutzen (Das hat in Fallout und Skyrim wirklich gefehlt!).
Das ist alles auf den ersten Blick vielleicht etwas viel auf einmal, aber man muss sich davon nicht allzu sehr überrumpeln lassen, denn wir können stets alle Punkte unter Aufpreis neu verteilen. Oder aber wir legen uns einfach in einer zweiten Runde darauf fest unsere Punkte ganz anders zu verteilen.
Story
The Outer Worlds spielt in einer alternativen Zukunft, in der riesige Konzerne die Galaxie besiedeln und nach ihren Wünschen umgebaut haben. Geleitet wird alles vom sogenannten „Vorstand“. Wir selbst befinden uns in einem Pyroschlaf an Bord des Kolonienschiffs „Hope“. Unser Schiff verirrt sich an den Rand der Galaxie und wird alsbald von den anderen Menschen „vergessen“.
Doch plötzlich werden wir von Phineas Welles aus unserem 70-Jährigen Schlaf geweckt und auf einen Planeten geschickt, um Vorräte zu sammeln, die wir für die Befreiung weiterer Kolonialisten aus den Schiffen benötigen.
Die Story ist an sich anfangs zugegebenermaßen ein wenig verwirrend und es dauert ein wenig, bis man die genauen Zusammenhänge nachvollziehen und verstehen kann. Besonders bedeutend sind jedoch die Gespräche, die wir mit den Menschen führen. Es liegt allein in unserer Hand, wie wir mit ihnen reden, wie wir Fragen formulieren und wie wir auf Antworten reagieren. Und damit bestimmen wir auch den weiteren Verlauf unserer Geschichte.
Wir bemühen uns darum die richtigen Entscheidungen zu treffen (zumindest ist das unser Plan), doch selbst wenn wir uns dessen sicher sind, entwickeln sich manche Handlungsstränge plötzlich ganz anders, wodurch sogar kleine Charakterentwicklungen bei den NPCs zustande kommen. Dadurch gewinnt der Titel definitiv an Immersion und Empathie, wenngleich die NPCs alles andere als gut darin sind ihre Emotionen überzeugend rüber zu bringen.
Der Humor in The Outer Worlds ist dabei an der einen Stelle ganz gut getroffen, an der anderen hingegen erscheint er uns fast schon zu makaber. Dadurch sind wir uns manchmal nicht ganz so sicher, ob wir über bestimmte Situationen lachen sollen oder nicht. Was ebenfalls negativ ins Gewicht fällt, ist die Tatsache, dass wir einen stummen Protagonisten spielen. Das ist wirklich schade und verschenktes Potenzial.
Gameplay
Ziemlich schnell werden uns innerhalb der ersten Missionen auch die großen Parallelen zu Fallout bewusst: Die Texturen und die Grafik an sich weisen große Ähnlichkeit zum Franchise auf und auch einige bekannte Features tauchen wieder auf. So können wir unsere Waffen bei einer Werkbank modifizieren und müssen diese, genauso wie unsere Rüstung, regelmäßig reparieren.
Es gibt Tresore und Terminals, die wir nur mit gefundenen elektrischen MAG-Dietrichen oder Überbrückungssignalen öffnen können. Kleine Minispiele gibt es also nicht. Dafür werden wir umso mehr dazu aufgefordert unsere Gegend äußerst gründlich nach diesen Teilen abzusuchen.
Auf allen Planeten sind Kisten, Spinde und Co. verstreut, die wir durchsuchen können. Allerdings sollte man damit in Städten vorsichtig sein, denn dort fällt das Durchsuchen von Kisten und Schränken unter Diebstahl. Wer es sich also nicht verscherzen möchte, sollte die Finger davon lassen. Manchmal hat man allerdings das Gefühl, dass man stehlen muss, um überhaupt alle Schlösser knacken und Systeme hacken zu können.
Im weiteren Verlauf treffen wir auch auf Personen, die uns als Begleiter zur Seite stehen und über weitere Fähigkeiten verfügen, die von Nutzen sein können. So kann ein Begleiter Menschen gut überzeugen und Systeme hacken, der andere versteht etwas mehr von mechanischen Systemen.
Auch bei besonders schwierigen Entscheidungen trauen sich unsere NPCs ihre eigene Meinung kundzutun. Zuletzt unterstützen sie uns nicht nur im Kampf, sondern ebenfalls beim Tragen unseres Gepäcks.
Waffen und Kämpfe
Wie eingangs bereits erwähnt können wir unsere Waffen mit Mods modifizieren, die wir bei unseren Lootaktionen finden können. An Waffen stehen uns dabei Nahkampf- und Fernkampfwaffen, wie Schrotflinten, Sturmgewehre, Pistolen, Plasmawaffen und Schläger zur Verfügung. Mithilfe der Mods können wir beispielsweise Anpassungen am Magazin vornehmen und elementaren Schaden ergänzen, wie Schock- oder Plasmaschaden. Das gibt definitiv einen Pluspunkt!
Was allerdings völlig fehlt ist die Möglichkeit Gegner von hinten zu attackieren und leise zu töten. Es gibt zwar Gebüsche, in denen wir uns näher an die Feinde heranwagen können, doch sobald wir mit unserem Hammer auf jemanden einschlagen, haben wir alle Gegner in der Nähe aufgeschreckt. Das ist ein wenig verschenktes Potenzial. Aber wenigstens befinden sich hin und wieder explosive Fässer in der Nähe, sodass wir neue Optionen haben, um unsere Feinde zu Fall zu bringen.
Einen weiteren Pluspunkt vergeben wir für den Waffensound, denn dieser hört sich ziemlich gut an. So würden wir am liebsten die ganze Zeit um uns schießen und alles niedermetzeln wollen. Das macht richtig Spaß. Tatsächlich gibt es in The Outer Worlds jedoch gar nicht so viel zum Töten. Hier liegt der Fokus viel stärker auf der Story. Wir begegnen zwar wilde außerirdische Tiere, die es auf uns absehen, wenn wir ihnen zu nahe treten und auch Plünderer und Roboter, aber insgesamt gab es eher weniger Tote. Anfangs ist das auch nicht so schlimm, doch auf Dauer wird es fast schon langweilig.
Schließlich gibt es Waffenmods zu finden, um die Waffen anpassen zu können. Zudem müssen Rüstung und Waffen regelmäßig repariert werden. Aber wieso gibt man sich die Mühe so etwas ins Spiel einzubauen, wenn Kämpfe vielleicht gerade einmal zu 10 Prozent der Fälle auftreten? Natürlich muss an dieser Stelle auch noch ergänzt werden, dass The Outer Worlds als RPG und nicht als Shooter verkauft wird, doch wenn man sich ständig nur damit auseinandersetzt von A nach B und wieder zurückzulaufen, um Missionen über reine Gespräche zwischen NPCs abzuschließen, ist das schon irgendwo langweilig.
Atmosphäre und Leveldesign
Das führt uns auch schon direkt zum nächsten Punkt: zu der Ausgestaltung der Welt. Und das haben die Entwickler wirklich ziemlich gut hinbekommen. Wir bekommen wirklich den Eindruck vermittelt außerhalb der Erde unterwegs zu sein. Das verdeutlichen die wilden Tiere und das andersfarbige und andersartige Terrain. Immer wieder erwischen wir uns auch dabei, wie wir uns verlieren, wenn wir einen Blick nach oben werfen, die anderen Planeten und Sterne angucken und nachts auch den roten Streifen verfolgen, der sich durch den Himmel zieht. Das ist einfach nur schön und wirklich gut gelungen.
Fazit
Alles in allem ist The Outer Worlds ein ziemlich gutes RPG, welches den Fokus klar auf die Story legt, die anfangs etwas holprig beginnt und uns mit vielen neuen Dingen bombardiert, danach aber immer mehr Gestalt annimmt und auf unseren Entscheidungen basiert.
Selbst wenn die NPCs keine besonders gute Mimik beherrschen, sind wir dazu in der Lage die Emotionen der Charaktere zumindest durch das gesprochene Wort zu fassen und geraten nicht selten in eine Situation, in der wir uns fragen, ob wir das nicht doch alles hätten anders entscheiden sollen. Dadurch wird jedoch nur der Mehrspielwert erhöht und das Interesse geweckt, bei einem weiteren Durchlauf einfach ganz anders zu agieren.
Besonders gut gelungen ist den Entwicklern dabei das Leveldesign und der Waffensound, auch wenn die zahlreichen auswählbaren Fähigkeiten und Fertigkeiten für den einen oder anderen etwas zu viel sein könnten. Auch sind die Möglichkeiten in der Waffenanpassung überraschend vielfältig, wenn man bedenkt, dass Kämpfe nur äußerst selten auftreten.
Vielmehr verbringen wir unsere Spielzeit damit mit den NPCs zu reden und dafür ständig hin- und herzulaufen. Wer jedoch damit kein Problem hat und zudem gute Storys dem Aspekt vorzieht, findet mit The Outer Worlds definitiv eine gute Beschäftigung.
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