Aller Anfang ist schwer. Frei nach diesem Motto startete der Taktik-Shooter Siege Anfang Dezember 2015 mit mehr Fehlern als Features. Ubisoft versprach Abhilfe – wir schauen, wie die Situation nach drei Monaten aussieht.
Rainbow Six Siege ist ein ganz spezieller Shooter. Man liebt ihn, man hasst ihn – zu krass sind einfach die Höhen und Tiefen des Spiels. Zumindest in einer Hinsicht hält Ubisoft aber Wort: Sie versorgen das Spiel mit außergewöhnlich vielen Patches, bis jetzt waren es derer zwei bis drei pro Monat.
Doch was haben diese Patches gefixt und was treibt uns nach wie vor den Blutdruck in ungesunde Höhen? Drei Themen beschäftigen die Community am meisten: Netcode (bzw Pingkompensation), Matchmaking und Hitdetection. Vorab – keine dieser drei Aspekte wurde bisher zufriedenstellend gefixt. Ganz im Gegenteil: Das Matchmaking ist so furchtbar wie nie zuvor, trotz angeblicher „Fixes“ steckt euch das Spiel mit einem Team voller Lowranks (Unranked/Copper/Bronze/Silber) gegen ein komplettes Team aus Highranks (Gold/Platin/Diamant) – der Frustfaktor ist dementsprechend hoch, da schon am Anfang eines Matches meistens feststeht, wer als Gewinner vom Schlachtfeld gehen wird und frustrierte Spieler schon zu Beginn einer Partie die Lobby verlassen – am Ende stehen dann nicht selten vier oder sogar drei Lowranks gegen fünf Highranks. Macht wirklich Spaß, das.
Versüßt wird das Ganze durch die nach wie vor katastrophalen Server. Die Pings vieler Spieler sind nicht selten über 100, sodass ihr dank der miserablen Pingkompensation und der ohnehin schon schlechten Hitdetection das Gefühl habt, ihr schießt mit Platzpatronen auf die Feinde, diese wiederum mit zielsuchenden Patronen auf euch. Ihr feuert also vergeblich ein ganzes Magazin auf einen Gegner, ohne, das dieser nennenswert Schaden nimmt und werdet im Gegenzug durch eine Kugel direkt in den Kopf niedergestreckt. Wundervoll. Und wenn den Servern danach ist, schmeißen sie euch, Teamkollegen oder Gegner einfach aus dem Spiel, weil wegen das können die halt. Das wiederum resultiert in einer Zeitsperre für den Ranked-Modus und nicht selten einem Derank. Die Stimmung nach so einem Match ist atemberaubend.
Nicht weniger frustrierend bleibt dazu auch die Tatsache, dass bekannterweise die Spieleraugen nicht im Kopf, sondern auf Kinn/Halshöhe sitzen. Ubisoft gibt weiterhin kein Statement dazu ab – die Tode, die durch unmögliche Winkel verursacht werden, bleiben aber immer noch mit das Schlimmste am Spiel. In diese Liste reihen sich auch die absurden Lichteffekte des Shooters ein: Steht ein Verteidiger hinter einem Fenster und ihr schaut von draußen auf dieses Fenster, seht ihr… nichts. Schwarz. Aber der Verteidiger sieht euch umso besser – es sei denn, die Sonne scheint. Dann sieht er nur eine weiße, blendende Wand. Mit Skill haben die Situationen (Spawnkill etc.), die durch diese Effekte entstehen, nichts zu tun. Skill wäre, wenn jeder jeden gut sehen könnte und die Fähigkeiten des Spielers über den Ausgang einer Situation entscheiden würden, nicht die furchtbaren Lichtverhältnisse.
Rainbow Six Siege schafft es, in der einen Minute unglaublich zu begeistern – und in der anderen würdet ihr am liebsten mit der Faust in den Bildschirm schlagen. Zahllose Fehler, nicht nachvollziehbare Designentscheidungen – Ubisoft hat noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie Siege wirklich zu einem brauchbaren Spiel machen wollen. Wie gerne würde ich sagen „Siege ist super, das müsst ihr spielen, ihr werdet unendlich viel Spaß haben“ – ich kann nicht. Dafür sind die Fehler einfach zu präsent und zu gravierend. Von den unzähligen Cheatern in der PC-Version ganz zu schweigen…
Ubisoft fixt Fehler, keine Frage. Viele Bugs und Glitches (wie etwa der Kapkan-Glitch, bei dem es möglich war, den Laser der Booby Trap zu verbergen) wurden bereits gefixt. Doch bei weitem nicht genug, drei Monate nach Release. Instabile Server, schlechtes Matchmaking, miserable Pingkompensation und Hitdetection – das sind Basics, die von Anfang an stimmen sollten. Siege macht Spaß, großen Spaß, riesigen Spaß – wenn es funktioniert. Doch das tut es zu selten. Mal sehen, wie die Situation in weiteren drei Monaten aussieht. Wenn wir bis dahin nicht schon vor lauter Frust aufgehört haben, zu spielen.