In den letzten Jahren entwickeln sich die großen Publisher immer mehr zu den Spielverderbern der Gaming Branche – Grund genug, sie endlich mal aufs Korn zu nehmen. Heute: Ubisoft, die ewigen Beschöniger.
Wir schreiben das Jahr 2016, die E3 Spielemesse in Los Angeles. Der Publisher und Spieleentwickler Ubisoft hat erneut eine tolle Pressekonferenz hingelegt, vollgestopft mit Titeln wie Ghost Recon, For Honor, Brumm Brumm Tuff Tuff und Peng Bumm Paff Dong. Die Journalisten erheben sich schon zum Gehen, allgemeine Zufriedenheit macht sich breit, da plötzlich! Ein weiterer Trailer, aber zu welchem Spiel? Wir haben doch gar nichts mehr auf dem Schirm?
Wir sehen atemberaubende Grafik, prächtige Effekte, eine packende Geschichte, völlig ungekünstelte Konversationen zwischen angeblichen Spielern… und dann der Abspann mit dem Namen des neuen Hammerknallermegaüberspiels: Tom Clancy’s Far_Ghost_Splinter_Six_Creed: Wildbums. Die Leinwand wird schwarz, die Präsentatorin lächelt stolz, die Journalisten rasten aus, Reddit, Twitter, Facebook, Myspace (muahahaha, nein.) explodieren, die hungernden Kinder in Afrika schöpfen wieder Hoffnung, AIDS ist geheilt – The Hype is real!
So oder zumindest so ähnlich wird es ablaufen. Das ist Ubisofts Ding. Zu jeder Spielemesse hauen die Jungs irgendeine unerwartete Ankündigung raus, die Gaming-Welt ist total gehyped. Und natürlich sieht das fertige Produkt genau so aus wie in den ersten Trailern. Und erscheint meistens auch kurze Zeit nach der ersten Enthüllung, selbstnatürlich. Und dann bin ich aufgewacht. Und erkannte, dass ich die letzten vier Sätze mit „und“ begonnen habe. Und setzte noch einen Satz mit „und“ dahinter.
Die Realität der Ubisoft Spiele sieht leider nicht so glorreich aus, wie viele sich das wünschen würden. Die ersten Trailer sehen meistens atemberaubend aus, außer es handelt sich um Just Dance oder Anno, denn die könnte nicht einmal Steven Spielberg gut aussehen lassen. Die hübschen Trailer verwandeln sich allerdings schon mit den ersten echten Gameplayszenen in matschige Texturen, stumpfes Gameplay und fehlenden oder herausgeschnittenen Content. Je schöner der erste „Trailer“ war, desto schlimmer das Erwachen beim ersten Gameplay. Das bombastische Tom Clancy’s Far_Ghost_Splinter_Six_Creed: Wildbums sieht dann nur noch aus wie James Bond auf dem N64 und bietet Gameplay auf dem Level eines Tetris, wenn auch mit weniger taktischer Tiefe. Und wirklich, Ubisoft – müsst ihr vor jeden Titel ein „Tom Clancy’s“ packen?
2015 versprach Ubisoft, dass sich in Zukunft alles ändern würde. Ab sofort würde man keine beschönigten Trailer mehr zeigen, die aus extra für diese Enthüllung gerenderten Demos bestehen. Ab sofort wäre das, was man der Welt präsentiert, auch tatsächlich das, was die Spieler am Ende zocken können. Dann zeigte man uns Ghost Recon Wildlands. Wir sind gespannt, denn Titel wie Rainbow Six Siege, The Division oder auch Assassin’s Creed Syndicate gehören offensichtlich noch in die alte Ära der Ubisoft Spiele. Wildlands wird demnach das erste Spiel der „Neuzeit“ – ob der Publisher sein Versprechen hält?
Mit Versprechen halten nimmt man es bei Ubisoft nämlich nicht immer so genau. 2014 versprach man zum Beispiel, bessere Spiele für den PC zu liefern. Außerdem sollten die PC Versionen ab diesem Zeitpunkt immer gleichzeitig mit den Konsolenversionen erscheinen, und die Performance der Spiele sollte verbessert werden, und, und, und… Wie die Story ausging (*hust* Unity *hust*) muss ich wahrscheinlich niemandem erzählen.
Der Publisher und Entwickler Ubisoft ist leider nicht nur dafür bekannt, bescheidene Spiele abzuliefern, die als großartig und spektakulatius angepriesen wurden (Watch_Dogs, The Crew, Assassin’s Creed Unity, usw) – auch der Support rund um die Spiele und nach dem Launch eines Titels lässt zu wünschen übrig. Zum einen ist da Uplay, die Möchtegern-Steam-Plattform des Publishers. Uplay ist scheiße, Punkt(.) Ganz ehrlich, Ubisoft, Valve hatte die Idee mit Steam halt zuerst, just deal with it, ihr wart zu spät, nun habt ein Einsehen, stampft diesen Vollspannschuss an den Außenpfosten namens Uplay ein, zahlt eure Gebühren an Valve und lasst allen Spielern ihre Freude an Steam. Arm werdet ihr trotzdem nicht werden. Und wir haben eine bessere Plattform für all unsere Spiele. Jeder gewinnt, denn ich bin überzeugt davon, dass ohne Uplay viel mehr Ubisoft Titel gekauft werden würden.
Neben Uplay sind da noch die katastrophalen Server von Ubisoft. Hat einer von euch schon einmal KEIN Problem mit einem Ubisoft Server gehabt? Ich bezweifel das. Und kümmert sich Ubisoft darum oder um den allgemeinen Zustand ihrer meistens bugverseuchten Spiele, die so performant sind wie ein Ferrari auf Rohöl? Nein! Nach ein oder zwei Patches, die ewig auf sich warten lassen, ist meistens Schluss mit Support. Die betreffenden Spiele bekommen dann noch das eine oder andere DLC, auf deren Inhalt man meistens aber auch gut hätte verzichten können. Das alles natürlich auch noch für gutes Geld. Bisher gibt es überhaut nur ein Spiel von Ubisoft, das ich kenne, das die berühmte Ausnahme in diesem Punkt bildet: Rainbow Six Siege. Hier bekommen die Spieler offenbar wirklich über einen längeren Zeitraum hinweg Patches und Support vom Entwickler und sogar kostenlose DLCs. Tatsächlich muss ich jedesmal nachschauen, ob wirklich Ubisoft auf der Verpackung des Games steht, wenn ich es starte. Wenn ich dann aber wieder vom Server fliege, erinnere ich mich wieder…
Oh Ubisoft… wir lieben euch fast noch mehr als EA, was eigentlich kaum möglich ist. Demnächst kommt dann The Division, wieder ein „Ich hab Tom Clancy vorne stehen“-Titel, der voraussichtlich so gut werden wird wie von einem erkälteten Nilpferd angeniest zu werden. Wobei wir natürlich alle übereinstimmen, dass von einem erkälteten Nilpferd angeniest zu werden das höchste aller Gefühle ist – genau wie ein Tom-Clancy-RPG-Third-Person-Shooter-In-Dem-Man-Nicht-Mal-Schleichen-Kann. Lasst euch das genüsslich auf der Zunge zergehen, damit sich das kotzen danach wenigsten lohnt.
Meine Kritik mag vielleicht etwas hart formuliert sein, aber deutliche Worte sind offenbar heutzutage die einzigen, die wirklich bei irgendwem ankommen. In einer Welt, in der Spieler mir sagen „die ersten Trailer haben mit dem Spiel nichts zu tun“ und das als Rechtfertigung(!) und nicht als das große Problem der Gaming Branche sehen, in dieser Welt ist Kuschelkurs fehl am Platz. Diesen Menschen möchte ich meine Worte ausgedruckt auf Glasscherben tief in den Rachen schieben. Vielleicht verstehen sie dann, worum es mir geht.
Und zu guter Letzt noch ein paar Sätze, die mit „und“ anfangen. Und dann ist dieser Text auch wirklich zuende. Und zwar genau jetzt.