Bioshock Infinite ist schon seit längerem draußen und es bekam zahlreiche Erfolgsratings bei fast jedem Videospielmagazin. 9 von möglichen 10 Punkten, oder sogar 10 von 10 hat man fast überall im Internet gesehen. Auch unsere Review behauptet nichts anderes. Jedoch gibt es auch hier und da Leute, die mit diesen Bewertungen mehr als unzufrieden sind. Ich war von dem Spiel von der ersten Minute begeistert und möchte euch nun erklären, warum Bioshock Infinite das Phänomen des perfekten Spiels darstellt.
Ich beschreibe Leuten, die Bioshock Infinite nicht kennen oder nichts mit dem Gaming zu tun haben, gerne als tolles Buch, oder als tollen Film, den man nie vergisst. Nachdem das Buch oder der Film zu Ende ist, lässt er dich nicht mehr los und verfolgt dich bis in deine Träume. Bioshock Infinite hinterlässt beim Spieler einen anhaltenden Eindruck und das macht es so außergewöhnlich.
Da der Text hier nicht ins Fanboy-Gelaber ausarten soll, möchte ich den Fakten nachgehen, die einen Shooter zu einem guten Shooter machen. Also stellen wir uns die Leitfrage:
Warum ist Bioshock Infinite der perfekte Shooter?
Ist es die herausragende Grafik? Wohl kaum. Infinite sieht alles in allem wunderschön aus. Die fliegende Stadt Columbia hat ihren eigenen Charakter und daran ist die Grafik auch angepasst, sodass sich die überdurchschnittliche Grafik auch gut sehen lassen kann. Viele Spieler bemängeln die oft auftretenden verschwommenen Texturen, obwohl mir das persönlich nur seltenst aufgefallen ist – selbst nachdem ich es oftmals durchgespielt habe. Also bei der Grafik liegt der Hund nicht begraben.
Ist das Gameplay so abwechslungsreich, dass es alle modernen Shooter in den Schatten stellt? Leider auch nicht. Es gibt zwar ein Waffenarsenal aus einem gefühlten Dutzend Waffen, wobei sich drei oder vier davon ziemlich ähneln, aber auch durch die Kräfte kommt nicht sehr viel Abwechslung in die Shooter-Passagen hinein. Nachdem man nämlich zwei oder drei Kräfte gefunden hat, die einem gefallen, ist jeder Schusswechsel ziemlich leicht. Auch die gegnerische KI ist teilweise so doof, wie ein Call of Duty Soldat. Schießen und decken ist die meiste Zeit angesagt. Ja klar, die Sky-Lines während ein paar Schussgefechten lockern das ganze auf, genauso wie die drei oder vier verschiedenen Gegnertypen, aber richtig abwechslungsreich ist das ganze doch nicht. Perfekt, noch gar nicht.
Jetzt haben wir natürlich nur negatives über Bioshock Infinite aufgeführt und im Endeffekt ist das auch nur das einzige, was ich an dem Spiel zu benörgeln habe. Denn jetzt kommt das, was das Spiel wirklich perfekt macht.
Ein Spiel kann mit einer genialen Grafik, tausenden Waffen und unzähligen Möglichkeiten ankommen, aber trotzdem richtig schlecht sein. Das, was ein Spiel zu einem richtig guten Spiel macht, ist die Inszenierung. Und diese Inszenierung ist in Bioshock Infinite mehr als nur gelungen. Das alles fängt schon in den ersten fünf Minuten des Spiels an, in denen man in einem Boot von zwei unbekannten Personen zu einem Leuchtturm gebracht wird. Und das mit der Mindestanzahl an Information, die man nur bekommen kann. Aber irgendwie lässt man sich darauf ein. Irgendwann findet man sich selbst wieder in einer scheinbar perfekten Welt, die einem überhaupt nicht passt. Ich will nicht sagen, dass man sich mit Booker DeWitt identifiziert, aber man setzt sich ungewollt in seine Lage und fühlt einfach mit – wie in einem guten Film oder Buch.
Die Storyline um die Rettung von Elizabeth und die Komplexität der gesamten Geschichte lässt einen noch tiefer in dieses Spiel sinken und man erschafft sich Feinde, die im Endeffekt keine wichtige Rolle spielen. Man kann irgendwann nicht mehr unterscheiden, ob man in dem gleichen Universum ist, in dem man vorher auch war und wenn ja, wieso ist dieser Typ jetzt tot und wieso brennt das Haus, obwohl da vorher noch Menschen wohnten? All das lässt den Spieler rätseln und lässt ihn Fragen stellen, bis das Ende kommt und vor dem Ende gibt das Spiel nochmal richtig Gas.
Um ehrlich zu sein, hatte ich die letzte Spielstunde völlige Gänsehaut auf meinem Körper, weil mir das Spiel Ausdrücke aus dem Wort gelockt hat, wie „What the fuck?!“ und „Nicht wahr, oder?! Ich glaub das jetzt nicht!“. Ich konnte schon während des ganzen Spiels nicht aufhören zu spielen, aber am Ende ging alles andere für mich am Arsch vorbei.
Bioshock Infinite hat mich gepackt. Vom Anfang bis zum Ende und darüber hinaus. Und so ging es wohl den meisten Spielern von Infinite. Die Eigenartigkeit und die Atmosphäre der Stadt Columbia bringt euch in eine Welt, die einzigartiger nicht sein könnte. Booker und Elizabeth einen riesigen Eigenwert, sodass ihr euch sofort in die Lage von Booker hineinversetzt und mit Elizabeth mitfühlt, auch wenn sie manchmal überreagiert beziehungsweise gar nicht reagiert. Die Inszenierung der gesamten Geschichte ist viel zu gut für einen Shooter. Hollywood kann sich einiges davon abgucken.
Die Frage ist aber immer noch die gleiche. Warum hat Bioshock Infinite von qualitativen Spielebewertern eine perfekte Bewertung bekommen? Vielleicht liegt es daran, dass wir in der letzten Zeit in Sachen Shooter nur schlechte Spiele geboten bekommen haben, welche im Vergleich zu noch schlechteren Spielen wieder gut waren. Nehmen wir mal die moderne Call of Duty Reihe. Spieletester XY gibt Call of Duty Black Ops 2 eine Bewertung von 8.5/10 Punkten und spielt dann Bioshock Infinite und denkt sich dann „Oh warte, das Spiel ist ja viel besser!“ und gibt Infinite 10/10 Punkten, weil ein gewisser Maßstab nicht eingehalten wurde und schlechte Spiele irgendwann als überdurchschnittlich abgestempelt wurden.
Naja, wenn ihr anderer Meinung seid, dann ist das auch gut so. Der perfekte Eindruck von einem Spiel ist im Endeffekt immer noch subjektiv, selbst wenn man nach Kriterien geht, wie Grafik, Gameplay, Sound, usw. Am Ende steht die eigene Meinung des Spielers im Vordergrund und sein Eindruck zum Spiel.
Bioshock Infinite erinnert mich persönlich von der Erzählung und der Komplexität her an meinen Lieblingsfilm Inception, den den meisten hier bekannt sein sollte. Und eigentlich könnte ich persönlich noch stundenlang über meine Erfahrung von Infinite schreiben, aber das zu einem Ausmaß geführt hätte, das sich niemand durchlesen möchte, beende ich das ganze hier.
Das Spiel hat technisch seine Schwächen, das muss gesagt werden, aber eine Erfahrung ist Bioshock Infinite auf jeden Fall wert. Vor allem werdet ihr die Story keines Shooters so lange in Erinnerung behalten, wie die von Bioshock Infinite und am Ende werdet ihr erstaunt sein, von dem, was euch geboten wurde.