
Schaut man sich Fimbul zum ersten Mal an, könnte hier ein minimalistisches God of War warten, das nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Das Indie-Hack-and-Slay Fimbul wirkt auf den ersten Blick wie ein minimalistisches God of War. Dabei sind Auseinandersetzungen mit mystischen Wesen der nordischen Mythologie schon längst kein neues Gebiet mehr. Was Sony Santa Monica im letzten Jahr mit God of War fast perfekt dargestellt hat, wurde im Vorfeld auch schon öfter thematisiert. Zuletzt beispielsweise bei Hellblade: Senua’s Sacrifice. Doch der Vergleich von Fimbul mit dem großen AAA-Titel aus Amerika hinkt – und zwar auf allen Ebenen – sehr deutlich.

Ragnarök naht
Im Spiel geht es um den in die Jahre gekommenen Berserker Kveldulver und seinen Bruder Knut. Doch anders als man vielleicht denkt geht es hier nicht um das Feiern der Brüderlichkeit. Viel mehr müssen wir als Kveldulver den Angriff unseres Bruders abwehren. Dieser ist von Rachegelüsten getrieben und zündet sogleich unser Haus an. Hervorgerufen werden diese Gelüste durch den Fimbulwinter, die letzte große Kälteperiode bevor die Götterdämmerung eintritt – Ragnarök.
Nachdem wir in bekannter Hack-and-Slay-Manier den Angriff der anderen Wikinger abwehren konnten, wird uns eine viel wichtigere Aufgabe übertragen. Wir müssen das Amulett Ymnerfir finden somit verhindern, dass der König der Jötunn in dessen Besitz kommt. Mit diesem Amulett könnte er nämlich das Ende der Welt beschleunigen. Natürlich stellen wir uns der aufgabe und können dabei auf drei Waffen, Schwert, Axt, Speer, und einen Schild zurückgreifen. Was in den ersten Minuten des Spiels noch Spaß macht, wird spätestens nach den ersten zwanzig Minuten eintönig und langweilig.

Grund dafür sind die immerselben Gegnerwellen, die auch nicht sonderlich intelligent agieren. Die Waffen spielen sich alle gleich, Kampfanimationen wirken monoton und teils hakelig und auch die statische Kameraposition tun ihr Übriges. Da helfen auch die zwei Fähigkeiten des Lebensbanners oder das martialische Hinrichten der Gegners nichts. Die Hoffnung, das wenigstens Kämpfe gegen große Trolle oder Jötunn einfallsreicher ausfallen, wird enttäuscht. Hier heißt es darauf zu warten, dass sich eine Schwachstelle offenbart, die den Boss dann angreifbar werden lassen. Es gibt zwar noch zwei Schleichpassagen, da diese aber weder einfallsreich noch spannend waren, sparen wir uns hier die Details.
Eine gute Erzählung?
Da Fimbul eine potenziell interessante Grundlage bietet, auf der man eine packende Story aufbauen kann, die dann im besten Fall auch noch toll erzählt wird, wird man auch hier recht schnell enttäuscht. Es gibt zwar den Versuch, ein paar Wendungen und Twists anzudeuten, die das Ganze etwas aufbessern sollen, insgesamt ist aber auch das ein echter Reinfall. Die Geschichte wird ausschließlich über Bilder im Comic-Look präsentiert, auf denen dann Text zu finden ist. Hinzu kommen einige Übersetzungsfehler oder extrem unnatürlich klingende Texte. Eine Sprachausgabe, richtige Sequenzen oder Ähnliches gibt es nicht. Zumal die vielen losen Enden leider nie wirklich aufgelöst werden.

Fazit
Ich persönlich finde die nordische Mythologie schon seit etlichen Jahren extrem spannend und interessant. Umso schöner war es für mich, dass sich nach God of War noch ein Action-Titel diesem Thema widmet. Auch klangen Beschreibungen des Titels und Trailer sehr vielversprechend. Gerade das minimalistische Design des Spiels macht es nochmals interessanter, da sich Spiele heutzutage oft ähneln und extrem gepolished sind sowie mit Features über Features ausgestattet sind, dass man manchmal gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Eine nette Alternative dachte ich, bis etwa zwanzig Minuten nach Start von Fimbul. Die lieblose Erzählung mit ihren etlichen Fehlern, Enden die nicht aufgelöst werden, Kämpfe, die anspruchsloser und eintöniger nicht sein könnten machen das interessante Gerüst leider im Nu kaputt. Der einzige Vorteil von Fimbul ist die kurze Spielzeit. Bei Odin, war ich froh, als es vorbei war. Wer ein Hack-and-Slay mit Bezug zur nordischen Mythologie spielen möchte, sollte sich in jedem Fall eine PlayStation 4 mit God of War zulegen – und die Finger von Fimbul lassen.