Inhaltsverzeichnis
• Setting und Spielmodi • Grafik und Technik • Gameplay • Fazit
Gameplay
Kommen wir jedoch zum Kern jedes Spiels: Dem Gameplay. In dieser Kategorie wagt sich Rainbow Six Siege in für Ego-Shooter (leider) untypische Gefilde. Und kann damit durchaus punkten. Kurz gesagt, Rainbow Six Siege ist kein Shooter für Egoisten. Es ist zeitweilig schon frustrierend, wie man trotz eigener guter Leistung am Ende eines Matches kläglich verliert, weil das eigene Team schlecht ist.
Wer in Siege nicht mit dem Team zusammenspielt, wird keine Erfolge feiern. Der Taktik-Shooter legt einen großen Fokus auf das Teamplay. Anders als bei Shootern der Marke Battlefield oder Call of Duty, die seit Jahren versuchen, das Teamplay zu etablieren, schafft Siege genau das. Allerdings bringt das auch einige Risiken mit sich: Nie zuvor ward ihr so sehr darauf angewiesen, dass eure Mitspieler mit euch sprechen. Nie zuvor in einem Shooter tat es so weh, wenn ihr einen Troll im Team habt.
Die Matches im PvP laufen alle nach dem gleichen Prinzip ab: Es wird 5vs5 gespielt, jeder hat ein Leben pro Runde. Ein Team greift an, eins verteidigt. Zu Beginn jeder Runde gibt es eine Planungsphase, in der jedes Team seine Operators wählt (von denen jeder nur einmal gewählt werden kann, anders als beim neuen CoD) und die Map ausspäht bzw die Position sichert. Sobald die Runde beginnt, habt ihr vier Minuten Zeit, entweder das Objective zu erfüllen/verteidigen oder das gesamte gegnerische Team auszuschalten. Im Hostage Rescue-Modus verliert ein Team zusätzlich, wenn es die Geisel tötet.
Die Operators funktionieren nach dem Schere-Stein-Papier Prinzip: Jeder Operator hat ein Gegenstück, der seine Fähigkeit oder sein Gadget kontert. Haben wir zur Closed Beta noch viele der Spezialisten als nützlicher als andere betrachtet, hat Ubisoft im finalen Spiel die Balance so gut hinbekommen, dass jede Kombination ihre Vor- und auch Nachteile hat. Die Wahl des richtigen Operators hängt somit nicht nur noch davon ab, welcher der allgemein nützlichste ist, sondern variiert je nach Spielsituation oder Auswahl der Mitspieler. So kann man Ash beispielsweise gut mit Glaz kombinieren, da diese dem Scharfschützen aus der Distanz Fenster und Wände aufsprengen und ihm freie Sicht verschaffen kann. Auf der anderen Seite bilden Rook und Doc ein gutes Team – durch die zusätzliche Rüstung von Rook steigt die Chance, dass ihr nach einem Treffer nicht direkt sterbt, sondern nur verletzt liegenbleibt, worauf Doc euch dann schnell wieder auf die Beine helfen kann. Wichtig ist, die zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen und nicht „vorzurushen“, sondern mit dem Team zu spielen und eine Situation auch gerne mal neu anzugehen, wenn der erste Versuch nicht geklappt hat. Der PvP-Modus ist durch gut durchdachtes Teamplay, nette Ideen und hervorragendes Balancing der Modus, der in Siege am meisten zu gefallen weiß.
Anders sieht das aus beim Terrorist Hunt oder gar bei den Situations. Deren Daseinsberechtigung ist arg anzuzweifeln, sie wirken extrem wie Lückenfüller. Auch der Terrorist Hunt-Modus macht nicht so viel Spaß, wie er könnte, da die KI der Terroristen einfach so extrem dämlich ist und die Schwierigkeit in den schwereren Modi einfach durch höheren Gegnerspawn, wahnsinnigen Schaden und lächerliche Genauigkeit der gegnerischen Waffen künstlich ins Unmögliche gesteigert wird.
Fazit
Rainbow Six Siege kann Spaß machen, viel Spaß sogar. Doch Ubisoft-typisch wird der Spielspaß gemindert durch zahlreiche Bugs, schlechte Server und nicht gut umgesetzte Ideen. Das ein Spiel wie Siege komplett ohne Türen daherkommt und stattdessen nur mit Barrikaden aufwartet, deren einziger Sinn ist, dass die Drohnen der Angreifer unten hindurch können – das ist ein Armutszeugnis für Ubisoft und eine wunderbare Beschreibung für das komplette Spiel. Innovationen sind hier zu oft gepaart mit schlechten Design-Entscheidungen, welche nicht nur Veteranen der Rainbow Six-Reihe mit dem Kopf schütteln lassen. Dazu kommen die schlechte KI der Gegner im PvE, die fehlende Varianz in den einzelnen Maps und andere ärgerliche Kleinigkeiten, die das Gesamtbild aber erheblich belasten. Zumindest, was die Bugs betrifft, kann Ubisoft in den nächsten Monaten vielleicht noch etwas verbessern, sodass Siege am Ende durchaus das Potential zu einem soliden Shooter hat, der nicht nach ein oder zwei Monaten ins Vergessen gerät. Mit Spannung erwarten wir deshalb das erste Content-Update, welches erheblich über die Zukunft von Siege entscheiden wird – Ubisoft ist ja leider nicht dafür bekannt, ihren Spielen nach Release allzu viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Unser erstes Fazit lautet deshalb: Rainbow Six Siege liefert ein spaßiges Konzept, dass durch viele Bugs und schlechte Umsetzung leidet. Nach Abzug der 0,5 Punkte für die fehlende Story, dem 1,0 Punkt für die zahlreichen Bugs und schlechten Ideen und dem Gesamteindruck des Spiels kommen wir auf eine abschließende Wertung von 8/10. Würden wir euch empfehlen, das Spiel zu kaufen? Ja, aber vielleicht solltet ihr die ersten Patches abwarten, um zu schauen, wie ernst es Ubisoft mit dem Titel meint.