Seit Ende von inFAMOUS 2 wartet die Gamingwelt gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte von inFAMOUS und mit inFAMOUS: Second Son liefert Sucker Punch nun die lang ersehnte Fortsetzung der Playstation Exklusivtitelserie. Es wurde viel um das Spiel geworben, angeblich soll dieser PS 4 Exklusivtitel sogar einer der Gründe werden, weshalb sich die Leute eine PS 4 kaufen sollen. Seit dem 21. März ist das Spiel nun in Deutschland verfügbar und wir haben es für euch gecheckt. Wird das Spiel den Ansprüchen der Fans gerecht und hat der Entwickler Sucker Punch nicht zu viel versprochen? Antworten auf diese Fragen bekommt ihr hier in unserem Review.
Die Story
inFAMOUS: Second Son spielt einige Jahre nach den Ereignissen von inFAMOUS 2. Menschen mit Spezialfähigkeiten werden Bio-Terroristen genannt und werden wie Kriminelle behandelt. Sie sind sehr unbeliebt und eine Organisation namens D.U.P beschäftigt sich damit, alle Bio-Terroristen zu finden und einzusperren. Ihr spielt einen jungen Mann namens Delsin. Delsin führt anfangs ein normales Leben in einem Fischerdorf, sein Bruder Reggie ist ein gesetzestreuer Polizist. Eines Tages passiert ein Unfall mit einem Gefangenentransport der D.U.P, Delsin rennt mit seinem Bruder zur Hilfe und plötzlich erlangt er die Fähigkeit, Rauch zu manipulieren. Nun ist er auch ein Bio-Terrorist bzw. Konduit, wie sie von Sympathisanten genannt werden. Dieses Ereignis führt Delsin und seinen Bruder Reggie nach Seattle, wo sie allen Fragen auf den Grund kommen wollen, weshalb Delsin plötzlich die Fähigkeiten hat. Wie die Geschichte endet und wie ihr zum Ende kommt liegt allein in eurer Hand.
Das Gameplay
Seattle ist von der D.U.P besetzt. Ihr müsst einzelne Bezirke von der D.U.P befreien und Kommandostationen, sowie Überwachungskameras, Durchgangskontrollen etc. vernichten um den Einfluss der D.U.P in diesem Bezirk zu verringern. Je weniger Einfluss sie haben umso freier könnt ihr euch in der Stadt bewegen ohne von ihnen angegriffen zu werden, falls sie euch dabei erwischen, wie ihr eure Fähigkeiten nutzt. Die Missionen sind Mal mehr Mal weniger abwechslungsreich, machen aber Spaß, denn die Story ist ziemlich interessant.
Eine der wichtigsten Sachen die in inFAMOUS nicht fehlen dürfen ist die Möglichkeit als Held oder als Schurke zu spielen. Bereits zum Anfang des Spiels kommen die ersten Gelegenheiten für euch eine Entscheidung zu treffen, die den Spielverlauf dementsprechend verändert. Entscheidet ihr euch für die Gute Variante, steigt euer Heldenbalken und ihr könnt auch spezielle Fähigkeiten für Helden erlernen. Bei bösen Entscheidungen steigt der Balken für das Böse und ihr könnt dadurch böse Fähigkeiten erlernen. Das Spiel bietet reichlich Möglichkeiten gute oder böse Aktivitäten zu machen, sei es das Vernichten von Drogen oder das Sprühen von Graffiti, bei dem ihr euch entscheiden könnt, ob ihr was gutes oder böses an die Wand sprüht. Mit Kern-Relais erlernt ihr Basisfähigkeiten, die ihr im Upgrade-Menü verbessern könnt. Dafür braucht ihr jedoch Kraft-Scherben die überall in der Stadt auffindbar sind und mit denen ihr auch zusätzliche gute oder böse Fähigkeiten erlernen könnt, das Upgrade-Menü ist dabei recht überschaubar und nicht allzu kompliziert.
Die Bewegungsabläufe und Kämpfe sind ziemlich hektisch und leider immer wieder chaotisch. Alles geht sehr schnell und die vielen Grafikeffekte können einem ab und zu die Übersicht über die Situation rauben und man weiß nicht mehr von wo aus man denn eigentlich angegriffen wird. Ebenfalls das Klettern auf den vielen Gebäuden fällt einem in diesem Teil etwas schwerer als bei den Vorgängern. Immer wieder greift der Held die Kante nicht oder er kommt an Bestimmte Gegenstände, wo er plötzlich anfängt zu zittern und bewegt sich dabei immer sehr schnell, beispielsweise an Felsen. Mit einem Patch könnte dem Problem Abhilfe geschafft werden. Aufgefallen ist uns im normalen Schwierigkeitsgrad, dass das Spiel etwas schwerer ist als die Teile zuvor. So ist es durchaus öfters der Fall, dass man von den D.U.P. Patrouillen in Stücke gerissen wird, weil man aus Versehen eine seiner Superkräfte benutzt hat und sich auf einen Kampf mit ihnen eingelassen hat statt zu fliehen.
Das Unfaire an der Geschichte mit den Patrouillen ist, dass sie einen sogar entdecken, wenn sie mit ihrem Wagen an der Straße entlang fahren aber man selber auf dem Dach eines hohen Hauses steht und irgend eine seiner Fähigkeiten genutzt hat. Ebenso schwer sind manche Kommandostationen, die Gegner sind immer in der totalen Überzahl aber das schwierige daran ist, dass einige der D.U.P. Soldaten selber Bio-Terroristen sind, seien es mit Gatlings ausgestattete und mit Beton geschützte „Juggernauts“ oder Kommandanten, die selbst Beton manipulieren können.
Auch einfache Soldaten scheinen spezielle Fähigkeiten zu haben und so tauchen die manchmal plötzlich neben einem auf. Denkt man sich, dass man die Kommandostation einfach von einem Dach aus zerschießt, da die Gegner nicht an einen herankommen, so erschreckt man sich dann doch, wenn plötzlich die gegnerischen Soldaten durch ihre Fähigkeiten neben euch stehen und ihre niemals endenden Magazine in euch reindreschen. Ist einem das alles zu schwer, kann man immer noch den Schwierigkeitsgrad herunterschrauben. Wer auf Herausforderungen steht, wird hier sicher seinen Spaß haben, auch wenn von der Logik her das Ganze weniger Sinn macht, denn man stellt sich öfters die Frage „Wozu zum Henker bekämpft die D.U.P Bio-Terroristen, hat aber genau diese in deren Armee?“. Ob das Argument „Feuer mit Feuer bekämpfen“ ausreicht, muss dann jeder für sich entscheiden. Alles in einem spielt es sich trotzdem recht gut und die Macken ignoriert man nach einiger Spielzeit bewusst, es sei denn man hat sich an diese gewöhnt.
Grafik und Atmosphäre
Die Grafik von inFAMOUS: Second Son ist für Konsolenverhältnisse wirklich faszinierend. Mit 30 Bildern pro Sekunde läuft das Spiel auf 1080p und ist voller Details und Lichteffekte. Es spielt sich absolut flüssig, keine Ruckler bei Gefechten und nur bei Zäunen auf gewisse Entfernung ist leichtes Kantenflimmern zu sehen. Die zahlreichen Partikel- und Lichteffekte, die in Echtzeit berechnet werden, schaffen eine sehr angenehme Atmosphäre. Das Spiel bietet sogar abwechslungsreiche Atmosphären, mal ist alles düster und man fühlt sich wie in einer herunter gekommenen Stadt, mal ist alles bunt beleuchtet und die Stadt glänzt farbenfroh.
Nach kurzer Eingewöhnungszeit bindet man sich an die Charaktere, sei es Delsin, der immer cool drauf ist und seine neuen Fähigkeiten cool findet oder sein Bruder, der Polizist, der im Konflikt mit sich selbst steht, denn schließlich ist sein eigener Bruder nun ein Bio-Terrorist, den er eigentlich bekämpfen sollte. Ebenfalls unterhalten einen immer wieder die Telefonate zwischen Delsin und seinem Bruder, sowie die Kommentare, die Delsin von sich gibt, wenn etwas Bestimmtes in der Umgebung passiert.
Die englische Sprachausgabe, in der wir das Spiel getestet haben, hört sich gut an und lässt nichts zu wünschen übrig. Dies alles trägt zu einer Atmosphäre bei, die einen sofort Packt und neugierig auf den Fortschritt der Geschichte macht.
Die Technik der PS 4 und kleine Probleme
Nun zum vorher erwähnten Graffiti: Hier kommt der neue Dualshock 4 Controller zum Einsatz. Ihr müsst den Controller wie eine Spraydose halten und erst schütteln, dabei hört ihr durch den Lautsprecher des Controllers die Mischkugel als ob ihr gerade wirklich eine Dose schüttelt. Anschließend sprüht ihr wie mit einer echten Dose und bewegt den Controller, um das Muster zu treffen, dabei funktioniert die Bewegungssteuerung des Controllers einwandfrei. Bis auf das Sprühen von Graffitis haben sich die Entwickler auch viele andere Ideen einfallen lassen, wie man die Funktionen des neuen Controllers sinnvoll nutzen könnte, so ist das Touchpad zum öffnen von Türen nützlich, man absorbiert aber auch Rauch mit einem Druck auf das Pad. Durch das Aufladen mit dem Rauch könnt ihr dann eure Fähigkeiten nutzen. Das Interessante an der Programmierung für das Pad ist, dass das Spiel erkennt, ob ihr gerade mit einem oder zwei Fingern das Pad drückt und dementsprechend andere Aktionen ausgeführt werden. Das Streichen auf dem Pad funktioniert ebenfalls reibungslos und man muss nicht dreimal nach rechts streichen damit das im Spiel auch ankommt.
neuen Dualshock 4 Controllers wird sinnvoll genutzt
Die Lightbar des Controllers wechselt je nach Szene und ob ihr gerade gut oder böse handelt ihre Farbe. Im gesamten Spiel sind unzählige Kleinigkeiten, für die die neuen Features des Dualshock 4 Controllers zum Einsatz kommen. Einen kleinen Minuspunkt bekommt aber das Menü des Spiels. In den Optionen sind nicht besonders viele Möglichkeiten gegeben, das Spiel anzupassen. So fehlt die Option, das HUD auszuschalten oder die Größe der Untertitel anzupassen. Die Untertitel sind ein weiterer Minuspunkt. Zumindest die englischen Untertitel sind ziemlich klein und am untersten Rand des Bildschirms angebracht. Buchstaben wie „g“ oder „q“ scheinen dadurch unten Abgeschnitten zu sein. Da die Option fehlt, den Bildschirm anzupassen, muss man es so hinnehmen wie es ist.
Spielt man auf einem größeren TV und einiger Entfernung, sollte man entweder gut zuhören oder die Kopfschmerztabletten bereithalten, denn bei der Schriftgröße und den Effekten im Spiel drumherum ist es eine Herausforderung, in dem Tempo auch noch mitzulesen.
inFAMOUS: Second Son ist ein spannendes Actionspiel, es hat eine Atmosphäre, die den Spieler fesselt und die Geschichte ist ziemlich interessant. Grafisch ist das Spiel ebenfalls ein Augenschmaus. Trotz der kleineren Mängel, die sich jedoch anhäufen, hat man seinen Spaß und die Erwartungen eines inFAMOUS Fans werden auf jeden Fall erfüllt. Wer eine PS 4 besitzt, sollte zu dem Exklusivtitel zugreifen, ob das Spiel aber ein absoluter Kaufgrund für eine PS4 ist, wie Sucker Punch behauptete, können wir nicht wirklich bestätigen.
Einige nervige Bugs stören das Spielgefühl leicht und ein bisschen mehr Abwechslung bei den Gegnern hätte durchaus sein können. Trotz allen Macken ist es dennoch ein spielenswertes Actiongame wie es bei inFAMOUS immer der Fall war. Es hat viele Neuerungen und auch die neuen Funktionen des Dualshock 4 Controllers werden sinnvoll genutzt aber es ist trotzdem nur ein weiterer guter Teil von inFAMOUS und nicht der Blockbuster schlechthin.