Saints Row IV – Review
Saints Row IV hat einen langen, steinigen Weg hinter sich gebracht und sorgte schon mal bei Saints Row Fans für Ungewissheit und Trauer. Alles nahm seinen Anfang, als THQ mit dem Add-On „Enter the Dominatrix“ Saints Row: The Third noch einmal um eine volle Ladung Spaß und Blödsinn erweitern wollten. Später wurde die Entscheidung gefällt, dass die Erweiterung verworfen wurde und als ein vollwertiges Spiel erscheinen sollte, doch kurz danach kam die traurige Botschaft, dass THQ nicht mehr sein wird, und die Vorstellung eines neuen Saints Row Titels verfiel zu Staub.
Aus und vorbei hätte es mit all dem Wahnsinn von Saints Row sein können, doch dann kam Deep Silver und hauchte dem Franchise neues Leben ein. Ob Saints Row mit Deep Silver wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen konnte, oder ob der Titel lieber mit der Idee eines Add-Ons hätte vergraben werden sollen haben wir für euch herausgefunden. Bevor ich nun richtig loslege, möchte ich mich an dieser Stelle bei meinem Kollegen Thorek dafür bedanken, dass er mich durch viele Stunden des Wahnsinns in Saints Row IV begleitet hat – Spaß ist schließlich nur halb so spaßig, wenn man es mit niemandem teilen kann!
Story
Wieder einmal steckt Mutter Erde in der Patsche. Kaum hat es unsere Figur, der Leader der Saints geschafft, nach all den Strapazen von Saints Row: The Third Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, muss er schon die ganze Welt vor einer Horde Aliens aus dem Zin Empire beschützen. Den Zins gelingt es, den Präsident und seine Homies gefangen zu nehmen, und in einer virtuellen Simulation von Steelport gefangen zu halten. Um die Menschheit zu retten müssen die Saints aus der Simulation ausbrechen, zu ihrem Vorteil nutzen und das Zin Empire zerschlagen. Anfangs glaubt man, dass alle Szenen aus der Story von diversen Filmen wie „The Matrix“ sowie „Armageddon“ und Spielen wie „Metal Gear Solid“ und „Mass Effect“ stammen und zusammengewürfelt worden sind. Wer sich allerdings darauf einlässt, und alle Anspielungen genauer betrachtet merkt schnell, dass hinter den verewigten Elementen eigentlich deutlich mehr steckt, als man zuerst glaubt: Viele, ja sehr viele andere Titel werden wirklich übelst auf den Arm genommen, wobei manche Franchises deutlich mehr Seitenhiebe einkassieren als andere (ja, ich meine dich Mass Effect). Somit ist für Jedermann der richtige Spaßfaktor dabei. Wer einfach die idiotische Story und die flachen Witze bevorzugt, wird genauso versorgt wie jene, die lieber die eine oder andere versteckte Beleidigung bevorzugen.
Gameplay
Wer kein Saints Row Neuling ist, findet sich schnell in Steelport wieder zurecht. Bevor man loslegt, ist man natürlich wieder stundenlang damit beschäftigt, eine eigene Figur zu erstellen, um mit dieser dann Steelport unsicher (beziehungsweise sicher) zu machen – entweder im Alleingang, oder mit einem Coop Partner. Großes Lob gibt es an dieser Stelle von mir, weil ich meinen Charakter aus Saints Row: The Third tadellos importieren konnte. Man muss vorher lediglich den Charakter in der Saints Row Community hochladen. Natürlich kann man dort auch wieder Figuren von anderen Spielern herunterladen und ausprobieren.
Man kann immer noch Autos klauen und pimpen, mit verrückten Waffen durch die Gegend ballern, Zivilisten als Boxsäcke verwenden und Unmengen an Haupt- und Nebenmissionen meistern. Die größte Neuerung sind jedoch die Superkräfte, die man schon in der ersten Spielstunde in der virtuellen Simulation erhält. Egal ob das Herz Superjump, Supersprint, Feuer- und Eisprojektile, Telekinese oder sonstige Superkräfte begehrt – in Saints Row IV ist man der Superheld schlechthin. Durch die Implementierung der Superkräfte verlieren leider Autos und deren Tunings schnell an Bedeutung und werden wirklich zur Gänze überflüssig. Wer will schon Autos fahren oder Hubschrauber fliegen, wenn man viel schneller laufen und springen kann? Für reichlich Abwechslung sorgt das Spiel, indem es bei manchen Missionen das Spielgenre völlig auf den Kopf stellt, um natürlich wieder andere Spiele auf den Arm zu nehmen. Mal spielt man ein Text-Adventure und im anderen Moment findet man sich in einem Sidescroller Beat-Em-Up wieder.
Ärgerlich fand ich wie beim Vorgänger die Tatsache, dass man bei Coop Spielen nicht beliebig aussteigen kann, ohne die Missionen der Hosts abbrechen zu müssen. Wir hatten mehrmals Freezes oder Verbindungsfehler (ob nun das Spiel schuld war, oder unsere Systeme, bleibt ungewiss), wodurch die Mission wieder von vorne begonnen werden musste, weil das Spiel kein ordentliches Drop-In und Drop-Out für Coop Partner anbietet. Abgesehen davon gab es kaum nennenswerte Bugs: ein paar Clippingfehler dort und da, fehlende Sprites oder Ragdollfehler kommen schließlich in allen Open-World Spielen vor.
Grafik
Kurz und schmerzlos gesagt muss man sich eingestehen, dass Saints Row noch nie in Sachen Grafik wirklich ein Augenschmaus war. Das Projekt Entstand aus dem Add-On „Enter the Dominatrix“ – Saints Row IV sieht daher so aus wie der Vorgänger und hat somit teilweise die gleichen schlampigen Texturen und Schattenelemente. Um die Figuren gibt es wieder diese komischen weißen „Auren“ wie ich sie nenne, die wahrscheinlich daraus resultieren, dass die Schattenemulation nicht ordentlich funktioniert. Vorbildlich sind jedoch wieder die Special Effects, die im Spiel vorkommen. Explosionen, Flammen und Lasershows und ähnliche Effekte sehen immer noch wirklich gut aus. Man bewegt sich meistens in einer virtuellen Version von Steelport, daher ist das Leveldesign der Großstadt eigentlich auch fast unverändert. Nett sind die kleinen Anomalien, die in der Simulation in Form von visuellen Glitches auftauchen. Ragdolls, Fahrzeuge und Mauern verzerren, verdrehen und verpixeln kurzzeitig, wenn man diese streift oder einfach nur länger hinstarrt.
Sound
Der Sound im Spiel ist teilweise wirklich faszinierend. Besonders die Musik des Spiels hat es mir angetan. In manchen Missionen werden bekannte, gute und alte Klassiker Songs geschickt platziert und machen richtig Laune, doch auch die selbst kreierte Musik kann sich hören lassen. Ich bin kein Experte, wenn es ums elektronische Genre geht, aber der ein oder andere Song hat sich schnell in mein Hirn gebrannt. Nicht selten habe ich festgestellt, dass ich die DubStep Gun trotz vernichteter Gegner weiter laufen ließ, weil die Musik schlicht und einfach gut war. Generell wurde die DubStep Gun eigentlich nur wegen der Musik zu jener Waffe, die ich neben dem Tentakel-Schläger und der ‘Merica Gun am meisten eingesetzt habe. Bei der Sprache steht nur die englische Ausgabe zur Verfügung – man kann aber natürlich deutsche Untertitel einblenden, wenn man dies bevorzugt. Eine deutsche Sprachausgabe hätte vermutlich ohnehin viele Witze und Anspielungen aus berühmten Filmen und Spielen verloren gehen lassen, wenn man diese nicht ordentlich übersetzt hätte.
Fazit
Saints Row IV ist wie viele Open-World Spiele kein feingeschliffener Diamant, aber als Diamant kann man es durchaus betrachten. Wem Top-Grafik wichtiger ist als Spielspaß, der ist bei diesem Spiel falsch. Wer ein bisschen Abwechslung sucht und vor allem Spaß haben will, ist hier absolut richtig und sollte sich verpflichtet fühlen, Saints Row IV auszuprobieren. Egal ob man auf plumpe Witze oder auf unterschwellige Anspielungen steht – es sollte für jeden etwas dabei sein. Viele andere Seiten behaupten, dass Saints Row IV einfach nur frech von anderen Spielen kopiert hat, doch scheinbar hat man hier die offensichtliche Tatsache übersehen, dass das Spiel in Wirklichkeit eine Satire ist. Ich empfehle allen übrigens einen Coop-Partner mit an Board zu nehmen – nicht nur wegen dem Spaßfaktor, sondern auch wegen der Tatsache, dass man alleine bei weitem nicht so viele Easter-Eggs und Anspielungen zu anderen Medien findet wie mit einem Coop Partner. Mit den vielen Inhalten, der wirklich amüsanten Story und den vielen Missionen hat es das Spiel verdient, ein Standalone zu werden, auch wenn der Ursprung in einem Add-On liegt. Sieht man über die etwas veraltete Grafik hinaus, erhält man dank absolut genialer Story und cleveren Spaß-Inhalten ein solides Spiel.
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