Fallout 4 ist in meinen Augen ein gutes Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Nach den ersten paar Stunden hätte ich nun einige Ideen für das perfekte Fallout 4.
Kaum ein anderes Spiel verursachte so einen Hype wie Fallout 4, abgesehen von Half-Life 3. Jahrelang wurde jedes noch so kleine Gerücht in der Gerüchteküche zu einem wahren 5-Gänge Menü aufbereitet. Umso mehr erfreute es die Community als es dann endlich die erlösende, offizielle Ankündigung seitens Bethesda gab. Von da an wurden die Fans dann mit zahlreichen Screenshots, Trailern und weiteren Gameplay Infos bei Laune gehalten.
Am 10. November war es dann soweit, Fallout 4 erblickte das Licht der Welt und bekam von der Presse auch relativ gute Bewertungen, durchschnittlich Wertungen im mittleren 80er Bereich. Auch wir testeten Fallout und gaben abschließend eine Wertung von 8,7 . Den vollständigen Test könnt ihr hier lesen.
Etwas anders sah es da schon bei den User Bewertungen aus. Bei Metacritics steht beispielsweise die PC Version derzeit bei einer 5.3 und auch die Konsolen stehen mit 6.5 auf der PS4 und 6.0 auf der Xbox One ebenfalls nicht viel besser da. Aber woran liegt es?
Wer ist der Übeltäter?
Bevor ich mich jetzt hier gleich auslasse, was mir nicht gefallen hat beziehungsweise was geändert werden könnte/müsste, wollte ich nur vermerken, dass mir Fallout 4 durchaus gefällt. Es ist ein gutes Spiel und sobald man sich voll und ganz auf das Endzeit Szenario eingelassen hat, entfaltet Fallout sein volles Potential. Genau aus diesem Grund werde ich Fallout 4 auch weiterspielen und ganz gewiss noch viele unterhaltsame Stunden erleben.
Nachdem ich nun schon einige Stunden im Commonwealth von Fallout 4 verbracht und dabei viele Aufgaben erfüllt habe, kann ich nun ganz gut nachvollziehen, was viele Spieler kritisieren. Viele dieser Kritikpunkte kann ich ebenfalls sehr gut verstehen.
Der erste Kritikpunkt der Community ist die Grafik. Diese ist in meinen Augen absolut nicht mehr zeitgemäß. Viele NPC’s sehen teilweise etwas detailarm aus, die Klamotten wirken wie angeklebt und die Gesichter zeigen so viel Emotionen wie die Gäste eines Maskenballs. Als krasses Beispiel fällt mir da sofort der Gangster Boss Skinny Malone ein. Als wir diesem gegenüberstehen, macht er uns zur Sau und ist nur eine Haaresbreite davon entfernt uns mit seiner Maschinenpistole zu durchlöchern. Sieht man dann aber dieses absolut ausdruckslose Gesicht, erscheint einem diese Szenerie schon fast ungewollt komisch. Auf jeden Fall trübt dieses technische Manko oft die eigentlich wirklich coole Atmosphäre. Und solche quasi scheintote NPC’s begegnen einem permanent. Nimmt man jetzt beispielsweise die Gesichter aus Half-Life 2 als Vergleich dazu, würde man schon ganz genau hinschauen müssen, um zu erkennen, dass zwischen Half-Life 2 und Fallout 4 ganze elf Jahre liegen. Das muss man sich mal überlegen, elf Jahre und man hat den Eindruck bei der Gesichtsmimik einen Rückschritt gemacht zu haben.
Auch die Grafik der Spielwelt befindet sich meiner Meinung nach maximal noch auf durchschnittlichem Niveau. Bodentexturen und Wasserdarstellung hat man beispielsweise auch in vielen Spielen schon wesentlich hübscher gesehen. Ich finde, dass aktuelle Tripple-A Produktionen auch in grafischer Hinsicht überzeugen müssen. Man verlangt ja gar nicht, dass es dem Spiel gelingen muss die grafische Messlatte wieder ein Stück höher zu setzen wie damals Crysis, aber eine zeitgemäße Grafik sollte doch wohl drin sein.
Gameplay > Grafik
Jetzt werden mir vermutlich die ersten Sprüche wie „Gameplay und Story ist viel wichtiger als Grafik“ um die Ohren fliegen. Bitte, lest erst weiter bevor ihr mich steinigt.
Auch wenn es sich so anhört, Grafik ist mir ganz und gar nicht wichtig. Ich spiele beispielsweise regelmäßig Oldies aus Zeiten, in denen viele heutige Gamer mit Computern und Konsolen nicht viel am Hut hatten, aus Zeiten als meine 4MB Diamond Monster Voodoo 1 Grafikbeschleunigerkarte noch das Maß aller Dinge war. Aus diesem Grunde behaupte ich mal ganz frech, nein, Grafik ist mir nicht so wichtig, aber meiner Meinung nach muss ein Tripple-A Titel beides haben, eine gute und zeitgemäße Grafik und ein gutes Gameplay. Erst diese Kombination macht ein gutes Spiel aus.
Und da nun schon das Wort Gameplay gefallen ist, können wir ja auch in diese Richtung weitermachen. Ganz besonders enttäuscht war ich von zwei Punkten. Als erstes wären da die Dialoge. Ich weiß auch nicht so recht, was ich davon halten soll. Zum einen stört es mich ein wenig, dass meine Auswahlmöglichkeiten gekürzt sind. Nicht selten habe ich eine Dialogoption gewählt und gehofft, dass mein Charakter auch ungefähr das sagen würde, was ich aus der gekürzten Fassung heraus gelesen hab. Nicht sehr gut gelöst meiner Meinung nach. Außerdem habe ich die Vermutung, dass meine Dialogentscheidungen keinerlei Einfluss auf die Spielwelt hat. Bis jetzt kam es mir so vor, dass mir manche NPC’s lediglich nicht weiterhelfen können/wollen, wenn mein Charme Wert zu niedrig war. Ich lasse mich da gerne eines Besseren belehren, vielleicht habe ich auch einfach noch nicht lange genug gespielt. Ich bin gespannt, ob ich noch Konsequenzen, bedingt durch den Ausgang der Skinny Melone Situation, erwarten darf. Ich hoffe es so sehr, denn andernfalls wäre das wirklich schade.
Lebendige, selbstagierende Welt
Fallout 4 ist eine Welt voller Geheimnisse und Abenteuer, allerdings ist sie auch eine Welt, die auf das Handeln des Spielers wartet. Eine Welt in der der Spieler nur einer von vielen wäre, das wäre um einiges interessanter. Dem Typen, der mich darum gebeten hat, die Röhren in einem kleinen Tümpel zu reparieren, ist es völlig egal, ob ich die Röhren jetzt oder erst in einem Jahr repariere. Die Leute im Polizeirevier werden ebenfalls noch am Leben sein, wenn ich mich erst Monate später dorthin auf den Weg begeben würde, um ihnen im Kampf beizustehen. In meinen Augen alles andere als eine lebendige Welt.
Warum kann sich der Typ nicht nach ein paar Stunden denken „Was’n das für’n Kasperkopf? Erst sagt er, er hilft mir und dann taucht er nicht mehr auf“, den Kram dann selbst reparieren und beim nächsten Aufeinandertreffen sauer auf unseren Charakter sein oder womöglich andere gegen uns hetzen? Warum kann sich die Zahl der Überlebenden in einer Zuflucht nicht sinken, je länger ich brauche, diese aufzusuchen? In anderen Spielen funktioniert das doch auch wunderbar und steigert das Mittendrin-Gefühl doch ziemlich.
In Deus Ex Human Revolution beispielsweise, nach dem Epilog, startet man im HQ und wird zu einem Einsatz gerufen, bei dem mehrere Geiseln genommen wurden. Begebe ich mich zügig zum Einsatzort, habe ich die Chance alle Geiseln zu retten, verbringe ich allerdings vor dem Auftrag zu viel Zeit im HQ und fliege dann erst viel später zum Ort der Geiselnahme, bekomme ich von dortigen Einsatzkräften mitgeteilt, dass die Geiseln bereits getötet wurden. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Sowas vermittelt einem wirklich das Gefühl, etwas ändern zu können, wirklich Einfluss auf meine Umgebung nehmen zu können. Zumal sowas auch den Wiederspielwert erhöht, da man einfach anderen Events und Aufgaben sein Augenmerk widmen kann.
Aber nun genug des Niedermachens, ich möchte in diesem Artikel ja auch erklären, wie aus Fallout 4 meiner Meinung nach das perfekte Spiele hätte werden können, beziehungsweise per Mod sogar immer noch werden kann. Lest dazu auf der nächsten Seite weiter…
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