Das groß angekündigte Koop-Only-Spiel A Way Out ist jetzt erschienen. Doch kann es auch die Erwartungen erfüllen, die bereits im Vorfeld versprochen wurden?
Bereits im Vorfeld hat EA die große Werbetrommel geschwungen und A Way Out als das beste, und bisher nie dagewesene Koop-Only-Spiel beworben. Es sollte ein cineastisches Abenteuer sein, in dem ihr zusammen mit einem Freund die beiden Charaktere besser kennenlernt und zusammen aus einem Gefängnis ausbrecht. Doch es kam erstens anders, und zweitens als man denkt.
Knast-Buddys
Die Story von A Way Out ist recht schnell erzählt und hängt dennoch stark mit dem Koop-System des Spiels zusammen. Zu Beginn eines jeden Spiels entscheiden mein Mitspieler und ich, wer welchen Charakter spielt. Dabei stehen die zwei Hauptprotagonisten Leo und Vincent zur Auswahl. Diese zwei teilweise sehr unterschiedlichen Charaktere verbindet anfangs nicht viel miteinander. Leo sitzt bereits seit einiger Zeit im Gefängnis, Vincent hingegen ist als Frischling im Knast das Opfer schlechthin. Doch durch einen Zufall kommen die beiden miteinander in Kontakt. Sie raufen sich zusammen, um gemeinsam aus dem Gefängnis zu entkommen. Dabei stellen sie fest, dass sie mehr gemeinsam haben, als sie anfangs dachten.
Die Geschichte könnte auch so aus einem hollywoodreifen Buddyfilm stammen. Sie ist klassisch und nichts Außergewöhnliches, und dennoch bestes Ausgangsmaterial für die Koop-Erfahrung, die uns in A Way Out erwartet.
Besonders die Charaktergestaltung samt der verschiedenen Mentalitäten und Gespräche sind wirklich gut gelungen und lassen die Figuren lebendig wirken. Dennoch ist die Geschichte sehr linear aufgebaut, es gibt so gut wie keine alternativen Lösungswege für Probleme, was das ganze Spiel auf Dauer etwas langweilig macht. Es ist also wirklich mehr ein Film, wo man mal kleinere, mal größere Aufgaben übernehmen muss, als ein wirkliches Spiel.
Das Herzstück
Im Koop-Gameplay zeigt A Way Out seine wirklichen Stärken und gleichzeitig die größten Schwächen. Es ist das einzigartige Alleinstellungsmerkmal, das bereits in den Ankündigungen lang und breit ausgeführt wurde. Das Spiel ist als Koop-Spiel ausgelegt, somit könnt ihr es nur mit Freunden spielen, und nicht alleine. Und diese Thematik ist von den Entwicklern zumindest grundsätzlich recht gut umgesetzt worden. Wir können das Spiel nicht ohne unseren Mitstreiter bestreiten. Immer wieder stoßen wir an Stellen, die wir alleine nicht überwinden können. Sei es ein hoher Absatz, wo eine Räuberleiter benötigt wird, oder Fahrzeug-Abschnitte, in denen einer fährt und einer die Verfolger mit Schusswaffen unter Feuer nimmt. Und auch immer wieder treffen wir auf kleinere Minispiele wie Baseball oder Hufeisenwerfen, wo wir uns messen und etwas abschalten können. Diese Abhängigkeit der Spieler voneinander und der kleine Spaß zwischendurch ist es, was A Way Out ausmacht.
Und dennoch sind die Aufgaben viel zu einfach zu erledigen und stellen keine Herausforderung dar. Nicht mal die Schwierigkeit lässt sich erhöhen. Es gibt immer nur genau einen Weg, wie etwas zu erledigen ist, keine Alternativen. Und das genau ist mein Problem mit A Way Out, was es in meinen Augen so schlecht macht. Das Spiel ist viel zu kurz mit rund fünf bis sechs Stunden Spielspaß zu zweit, und bietet sehr wenig Wiederspielwert. Mir war von Beginn an klar, dass es sich um einen spielbaren Film handelt, doch das es am Ende ein so starres System ist, hätte ich selbst nicht gedacht. Das Koop-System ist von der Idee her genau richtig, doch die Umsetzung und der geringe Umfang machen den positiven Eindruck wieder wett. Insgesamt wirkt es so, als habe EA als Publisher von oben herab bestimmt, dass das Spiel möglichst einfach und Massenmarkt-tauglich und zudem möglichst schnell auf den Markt geworfen wird.
Keine Bugs?!
Wider Erwarten ist uns kein einziger Bug im Spiel aufgefallen. Weder kleinere Probleme, noch kritischere Fehler, die den Spielablauf komplett behindern würden. Was vielleicht auch darauf zurückzuführen ist, dass es sich hierbei um ein narratives Spiel mit weniger Problemmaterial handelt. Nichtsdestotrotz sind uns von Zeit zu Zeit einige kleinere Makel in der ansonsten guten Animation und Mimik der Charaktere aufgefallen. A Way Out spielt ungefähr in dem Zeitraum von 1960 bis 1970. Die eingesetzte Unreal-Engine verleiht dem Ganzen eine angenehme Atmosphäre und Umgebung, dennoch wirken die Texturen manchmal etwas lasch. Da kann die Unreal-Engine deutlich mehr. Was mich an der eingesetzten Technik als PC-Spieler am meisten stört, ist die mangelhafte Unterstützung von Controllern, wie es heutzutage scheinbar üblich scheint. So werden neben Maus und Tastatur am PC nur Controller der Xbox erkannt, Steam- und Playstation-Controller sind (mal wieder) außen vor gelassen worden. Jedoch lässt sich auch dieses Problem mit etwas Know-How geschickt umschiffen. Was ich EA und den Entwicklern aber auf jeden Fall hoch anrechne, ist der Fakt, dass ich das Spiel auch online mit Freunden spielen kann, wenn sich nur einer der beiden A Way Out gekauft hat. Im Idealfall teilt ihr euch die Kosten also.
Ein überraschendes Ende
Während das komplette Spiel sehr vorausschauend ablief und leider zu einer gewissen Langeweile führt, verpasst das Spiel A Way Out zum Ende eine mächtige Schelle, die gesessen hat. Schon aufgrund dieser moralisch fraglichen Spielentscheidung lohnt es sich, das Spiel bis zum Ende zu spielen. Selten, dass ein Spiel den Spieler und seinen Koop Mitspieler so aus der Bahn werfen kann.
Fazit
NeroTheStranger: Also meine Erwartungen waren zu diesem Koop-Titel komplett anders. Persönlich war der Titel eine reine Enttäuschung. Ich habe Koop Titel wie zum Beispiel Army of Two, Dying Light, Kane & Lynch, Gears of War gespielt und sie wirklich geliebt. Nachdem ich erfuhr, dass endlich wieder ein Splitscreen Titel für die Konsolen erscheint, war ich voller Vorfreude. Diese wurde leider zunehmend gedämpft. Die Geschichte ist schlecht und es findet keine gute Einführung der Charaktere statt. Der Titel versucht viel Seele und Menschlichkeit in dieses Spiel einzuführen, doch bleibt dieser am Rand liegen. Die Koop Aktionen waren simpel und zu einfach, da hätte ich mir deutlich mehr Schwierigkeit erwartet. Das gemeinsame Koop spielen wirkt so lächerlich, dass man sich die Koop Aktion einfach hätte sparen können. Unter einem Koop verstehe ich gemeinsam ein Ziel zu erreichen und den Spieler zu „zwingen“ miteinander zu kommunizieren. Doch der komplette Titel ist so kausal, dass es einfach keinen Spaß macht. Für einen Abend hat der Titel mit meinem Kumpel auf dem Sofa, neben Bier, Chips und dem Spiel etwas amüsiert. Die ganz kleinen Minispiele führten zu spaßigen Momenten und die deutlich gut inszenierten Quick Time Events zeigen massives Potential nach oben, doch reißen das Spiel nicht raus. Das überraschende Ende haute mich persönlich von den Socken und gab dem Titel doch eine gewisse positive Prise. Abschließend: A Way Out zeigt gute Ansätze, doch die negativen Punkte sind so erdrückend, dass der Titel keine Empfehlung erhält.
Koenixtiger: Als ich das erste Mal von A Way Out gehört habe, war ich von Beginn an sehr begeistert, was vielleicht daran liegen mag, dass ich schon immer gerne mit meinem besten Freund Spiele in Splitt-Screen und am besten in Koop gespielt habe. Da mir solche Spiele in den letzten Jahren meist sehr rar gestreut waren, freute ich mich dem entsprechend auf ein angenehmes Spielerlebnis. Wir starteten das Spiel voller Hoffnung und einer hohen Erwartungshaltung, doch wurden wir recht schnell enttäuscht. A Way Out ist einfach viel zu einfach und bietet keinen Schwierigkeitsgrad. Die Koop-Abschnitte sind zwar oft vorzufinden und immer mal wieder mit netten Quicktime-Events und Minigames gespickt, doch insgesamt läuft das Spiel sehr linear ab. Dadurch verliert es besonders den Wiederspielwert, und mit sechs (!) Stunden Spielzeit ist auch das einmalige Durchspielen mit einem Freund doch sehr schnell wieder vorbei. Dadurch bleibt A Way Out ein sehr kurzweiliges Spiel, was zwar dank des Koop-Zwangs seine Stärken hat, am Ende jedoch nicht wirklich überzeugen kann.