Wir schreiben das Jahr 2034. Der atomare Krieg hat die Erde zu einer Wüstenlandschaft verwandelt und die Menschheit fast ausgerottet. Die Überlebenden in Moskau haben sich in der Untergrundbahn verschanzt und verschiedene Kolonien gebildet. Wie in „Metro: 2033“ versucht ihr als Artjom das Mysterium um die vermeintlich ausgerotteten „Schwarzen“ zu lüften, wobei ihr in den Konflikt der politischen Stände geratet. Ob „Metro: Last Light“ aus den kleinen Fehlern des Vorgängers gelernt hat, erfahrt ihr in unserer Review.
Ursprünglich sollte „Metro: Last Light“ vom Publisher THQ auf den Markt gebracht werden. Da THQ aus finanziellen Gründen dicht gemacht hat, übernahm der deutsche Publisher Koch Media die Vermarktung des Spiels. Das ukrainische Entwicklerstudio 4A Games durfte das Spiel vollenden. Der Vorgänger war jedoch auch kein schlechter Titel. 2010 erschienen, punktete das Spiel mit einer tollen Atmosphäre und einer beeindruckenden Grafik. Kritisiert wurden damals jedoch die kurze Spielzeit und die lineare Story. Hat Entwickler 4A Games aus den Fehlern gelernt und den Nachfolger zu einem Meisterwerk gemacht?
In „Last Light“ wird die Geschichte des Vorgängers weitererzählt, die auf den Buchroman „Metro 2033“ von Dmitri Alexejewitsch Gluchowski basiert. Jedoch hat 4A Games die Geschichte unabhängig der Buchvorlage entwickelt und weicht also ziemlich weit davon ab. Ihr spielt wieder den Protagonisten aus dem ersten Teil, Artjom, der die Nachricht bekommt, dass angeblich ein „Schwarzer“ den Raketenangriff aus dem letzten Teil überlebt hat. Ihr werdet dann sofort geschickt, um diese Kreatur ausfindig zu machen und zu töten. Während der Konfrontation mit dem „Schwarzen“ werdet ihr ohnmächtig und von einer Neo-Faschistischen Gruppe gefangen genommen. Natürlich versucht ihr euch einen Weg in die Freiheit zu bahnen, reitet euch aber immer tiefer in die Scheiße und befindet euch dann in einem Konflikt zwischen den politisch verschiedenen Gruppen von Überlebenden. Die „Schwarzen“ werden dabei natürlich auch nicht vergessen und spielen zwischendurch immer wieder eine wichtige Rolle.
Ohne den Vorgänger gespielt zu haben, versteht man anfangs nicht alle Zusammenhänge zwischen den Charakteren, was sich im Laufe des Spiels jedoch legt. Man wird direkt in die Handlung geschmissen, was jedoch kein großer Nachteil ist. Man muss Metro 2033 vorher nicht unbedingt gespielt haben, aber wird schon niemanden umbringen. Problem bei der Storyführung ist, dass das Spiel euch einen linearen Handlungsstrang bietet, während man sich ein oder zwei Entscheidungsmöglichkeiten wünscht, die mehr als nur das Ende des Spiels beeinflussen. Insgesamt wünscht man sich irgendwo ein Stück mehr Freiheit, was wahrscheinlich daran liegt, dass man weiß, dass es über der Metro eine riesige und verwüstete Stadt gibt, die man erkünden hätte können.
Atmosphäre
Ein großes Pluspunkt kann „Last Light“ mit der Atmosphäre einsacken. Genauso, wie beim Vorgänger wird euch hier eine tolle düstere Atmosphäre geboten, die euch teilweise staunen und teilweise in die Hosen machen lässt. Ihr seid im Untergrund und werdet von kaputten Decken eingeengt, seht hier und da Schatten umher huschen, habt Respekt vor dem nächsten Gegner und nicht vielleicht sogar Angst davor, in den nächsten Raum voller Spinnweben hineinzugehen. Dann setzt ihr einen Fuß auf die Oberfläche und werdet von der Sonne geblendet, die nach kurzer Zeit hinter einer dicken Wolkendecke verschwindet. Draußen erfahrt ihr die Zerstörung der Stadt und die Gefahr, die sie mit sich bringt.
In dem Punkt hat 4A Games alles richtig gemacht und einen Änderungsversuch außen vor gelassen, was dem Spiel auf jeden Fall gut tut. Einmal seid ihr in der Metro und auf der Oberfläche unterwegs und spürt die Verwüstung und die Gefahr und im nächsten Moment seid ihr in den Untergrund-Städten, die lebendig wirken und charakteristische Interaktionen ermöglichen.
Gameplay
Mit einer Spielzeit von acht Spielstunden ist „Last Light“ nicht wirklich viel länger als sein Vorgänger. In den ersten zwei Stunden des Spiels hat man das Gefühl, dass man an einer Hand geführt wird und immer irgendeinem Charakter folgen soll, um weiterzukommen. Natürlich sollte es eine Einführung in das Spielgeschehen geben, aber irgendwann hat man halt das Gefühl, dass man einige Sachen hätte alleine machen können. Es ist auch leider nicht so, dass sich die Charakter, denen man folgen soll, schnell und agil verhalten. Stattdessen bewegen sie sich langsam und brauchen Hilfe bei jeder möglichen Interaktion. „Ich krieg‘ diese Tür hier nicht auf!“ oder „Heb‘ mich hier mal hoch.“ sind nur zwei der öfters auftretenden Aufforderungen der Begleiter. Man selbst steht dann da und denkt sich „Toll, ich würde aber auch gerne mal da hoch.“
Zum Glück ändert sich dann bald und man ist fast komplett auf sich alleine gestellt. Man wird von einer Gefangenschaft einmal ziemlich sinnlos frei gelassen und trifft hier und da auf alte Bekannte, die einen mit Ausrüstung unter die Arme greifen. Trifft man dann auf menschliche Gegner, hat man zwei verschiedene Möglichkeiten: Stealthy oder Head-First.
Nochmal auf Deutsch: Entweder man schleicht an den Gegnern vorbei, um sie leise aus der Dunkelheit auszuschalten, oder man eröffnet das Feuer und sieht zu, dass man gegen eine größere Anzahl an Gegnern fertig wird. Durch die Vielzahl an Waffen, die man zur Verfügung hat, sind auch gepanzerte Gegner keine wirkliche Bedrohung, sodass die Schusspassagen teilweise zu leicht ausfallen und in stupides Deckung nehmen und schießen. Die KI verhält sich dabei teilweise gut, aber auch teilweise unverständlich. Was viel mehr Spaß macht, ist das Schleichen. Das fällt allerdings auch ziemlich einfach aus, da man im Schatten fast unsichtbar für die Gegner ist, jedoch überlegt man sich Taktiken und Strategien, wie man einen Gegner am besten umbringt, ohne den anderen darauf aufmerksam zu machen. Ganz egal, ob im Nahkampf, mit dem Wurfmesser, oder mit der Handfeuerwaffe mit Schalldämpfer – man hat am Ende eines Raumes voller erledigter Gegner das glorreiche Gefühl, dass man so leise war, wie eine Maus – nur etwas tödlicher, versteht sich. Die Kämpfe gegen die Monster bestehen aus Standart-Shooter Passagen, bei denen man die ganze Munition in die Kreaturen hineinstopft und darauf hofft, nicht zu sterben. Durch Medipacks, beziehungsweise Medispritzen kann man sich im Notfall auch heilen.
Grafik & Leveldesign
Die Optik von „Last Light“ kann sich sehen lassen. Die Grafik ist zeitgemäß und zeigt gestochen scharfe Konturen und passt einfach zur düsteren Atmosphäre. In Sachen Gesichtsanimationen muss das Spiel jedoch ein paar Punkte einstecken. Die Charaktere können herzzerreißende Geschichten erzählen, ohne eine Wimper zu zucken und das haben bisher schon einige Spiele besser gemacht. Ansonsten weißt „Last Light“ keine wirklichen technischen Grafikschwächen auf, die einen ins Auge springen. Das Leveldesign ist nachvollziehbar und recht abwechslungsreich gestaltet, sodass man selten das Gefühl hat, dass man einen Ort zweimal besucht hätte.
Auch die verschiedenen Untergrund-Basen haben ihren eigenen Aufbau und somit einen eigene Charakter, der auch noch durch die Bewohner definiert wird. Trotzdem hat man durch das Spiel hindurch das Gefühl, man wird an einem roten Faden von A nach B geführt. Mit einigen komisch erscheinenden levelabgrenzenden Blockaden wird der Eindruck der linearen Storyführung noch mehr gefestigt. Schade eigentlich!
Sound
An die russischen Akzente der Charaktere muss man sich erstmal gewöhnen. Anfangs hören sie sich unnatürlich und aufgesetzt an, aber irgendwann gewöhnt man sich daran und findet den Akzent irgendwie sympatisch. Der Protagonist selbst spricht im Spiel nie, sondern nur in den Ladesequenzen, die mit Tagebucheinträge ähnlichen Elementen gefüllt werden, was in den Konversationen zwischen den Charakteren und Artjom ziemlich komisch wirkt. Die Waffensounds hören sich allesamt gut an und geben auch den nötigen Rums. Die Musik trägt zur düsteren Atmosphäre bei und lässt sich gut hören.
„Metro Last Light“ macht viele Sachen richtig, um ein verdammt guter Post-Apokalyptischer Shooter zu sein – und das ist er auch. Mit der herausragenden Atmosphäre, der spannenden Handlung und der außerordentlich guten Grafik kann sich der Nachfolger von „Metro 2033“ wirklich sehen lassen. Leider macht das Spiel nicht alles perfekt die lineare Storyführung und die oftmals einheitlichen Gameplay-Passagen trüben den sonst so genialen Spielspaß. „Last Light“ ist ein Shooter, der sich wirklich gut spielen lässt, vor allem, wenn man den Vorgänger gemocht hat und den post-apokalyptischen Flair liebt – auf jeden Fall ein Spiel, das sich von sonstigem Shooter-Einheitsbrei eindeutig abhebt.