Mit Mirror’s Edge Catalyst kehrt die Runnerin Faith wieder zurück, um sich gegen die herrschende Mächte der Stadt zu stellen. Hat DICE den Reboot des Titels gut gemeistert oder wird er wohl kaum mit seinem Vorgänger mithalten können? Wir haben das Spiel für euch genauer unter die Lupe genommen.
Fast acht Jahre ist es bereits her als wir das erste Mal als Faith über die Dächer der Stadt gesprungen sind, um damals die Unschuld unserer Schwester Kate zu beweisen, die dummerweise in den Tod des bekannten Politikers Robert Pope verwickelt wurde. 2016 präsentieren DICE und EA einen Reboot des Titels, der sich wieder um unsere Runnerin Faith dreht. Wie spielt sich der Titel allerdings? Und was auch noch viel wichtiger ist: Kann man Mirror’s Edge Catalyst wirklich als Reboot bezeichnen? Mit diesen und weiteren Fragen haben wir uns in unserer Review auseinandergesetzt.
Story
von vorne
DICE und EA bezeichnen Mirror’s Edge Catalyst als einen Reboot des Spiels. Als ich jedoch mit dem Spielen begonnen habe, war ich vielmehr dazu verleitet mir Catalyst als chronologischen Nachfolger der kleinen Reihe vorzustellen. Wer den ersten Titel gespielt hat, wird sicherlich auch sagen können, dass der Gefängnisaufenthalt von Faith, mit dem die Story in Catalyst beginnt, gut mit dem Ende von Mirror’s Edge passt. Im Laufe des Spiels merkt man jedoch immer mehr, dass es sich hier tatsächlich um einen Reboot handelt, bei dem die Story auch abgeändert wurde.
Es ist der letzte Tag unseres Aufenthaltes im Gefängnis, bevor wir, die Runnerin Faith O’Connor, in die Freiheit entlassen werden. Kaum verlassen wir das Gebäude werden wir auch schon von einem Jungen namens Icarus abgefangen, der uns einen BeatLink verpasst und danach zu unserem Bekannten Noah geleitet. Auch wenn wir nun frei sind, erwarten uns trotzdem Gefahren, denn sobald wir auf uns aufmerksam machen, sind die KSec-Polizisten, angeführt von Gabriel Kruger, hinter uns her. Gleichzeitig haben wir dann auch noch Schulden zu begleichen, denn Dogen verlangt langsam aber sicher sein Geld wieder zurück, welches wir vor unserem Gefängnisaufenthalt ausgeliehen haben. Ziemlich schnell finden wir auch schon eine Möglichkeit, wie wir das Problem lösen können.
Mirror’s Edge Catalyst erzählt eine Geschichte, die vor allem auf einer emotionaleren Ebene angesiedelt ist. Insbesondere Flashbacks aus Faiths Vergangenheit und Auseinandersetzungen mit den anderen Charakteren zeigen, dass man sich um große Emotionen bemüht hat. Dies gelingt allerdings nur teilweise. Wir fühlen uns zwar schon an der ein oder anderen Stelle mitgerissen und entwickeln einen Hass gegenüber den KSec-Leuten, aber so ganz abkaufen wollen wir dem Spiel dann doch nicht alles. Insbesondere nicht, wenn sich einzelne Handlungsstränge fast schon voraussagen lassen, sodass man seine Tränendrüsen getrost aus lassen kann. Vielleicht liegt es einfach auch nur daran, dass viele der Charaktere erst noch einen Schauspielkurs besuchten müssten, damit man ihnen was abkaufen kann. Hier wird deutlich, bei welchen Personen sich DICE Mühe gegeben hat und wer stattdessen wie ein lebloses Etwas wirkt, das nur ab und an den Mund öffnet (Lippensynchronisation gelingt auch besser) und sich bewegt. Die Story erachte ich daher als „in Ordnung“.
Daneben können wir auch noch Nebenmissionen erledigen, die uns von Nomad, Birdman und Plastic gestellt werden. Sonderlich viele sind das allerdings nicht und teilweise sind diese auch nicht sonderlich kreativ. Warum verlangt man von uns nach zwei Vögeln zu suchen (Immerhin hat Faith bei der Vorstellung des Auftrages grinsen müssen)? Und warum wird nicht erklärt, was sie bei sich getragen haben und was es damit auf sich hat? Ein paar klare Antworten wären an dieser Stelle ganz schön gewesen.
Open World
Das erste Mal können wir uns bei Mirror’s Edge frei in der Gegend herumbewegen, was auch ziemlich gut tut. Wir können hinlaufen wo wir wollen und durch im Laufe der Zeit freigeschaltete Gadgets auch auf unterschiedliche Art und Weise an unser Ziel kommen.
Das Erkunden der Stadt ohne wirkliches Ziel lohnt sich auch, denn überall in den Bezirken sind Sprachaufnahmen von den Bewohnern der Stadt, Dokumente, versteckte Koffer und sogenannte Grid Leaks versteckt, die man aufsammeln kann. Je nach Fortschritt bei den Storymissionen werden weitere Aufgaben freigeschaltet. Dazu zählen auch das Zerstören von riesigen Türmen und das Hacken in großen Grid-Einrichtungen, wofür anschließend Schnellreiseoptionen für das Gebiet freigeschaltet werden, das Befördern eines Päckchens oder das Weiterleiten eines Briefes. Diese Aufgaben kann man gerne zwischendurch erledigen, wenn man während der Hauptmissionen auf sie stößt. Einen besonders großen Anreiz, sich direkt auf die Suche nach den Gegenständen zu machen, gibt es jedoch, mit Ausnahme von den Sprachaufnahmen, nicht.
Als Faith sind wir nicht die einzige Runnerin in der Stadt. Immer wieder sehen wir auch andere Kumpanen, die entweder ganz entspannt da sitzen oder fleißig am Trainieren sind. Sonderlich gesprächig sind sie dabei jedoch nicht. Teilweise kann man sogar eine Stimme hören, doch das Gesicht zeigt eindeutig, dass der Mund dabei nicht geöffnet wurde. Hier hat man die Arbeit stark vernachlässigt. Eine etwas schlauere KI mit Personen, die vielleicht auch ein paar Sätze mehr herausbringen können, wären schön gewesen. Im späteren Verlauf zeigt sich nämlich (Wir wollen hier nicht spoilern), dass DICE sowas durchaus kann. Ich hätte auch gerne noch den ein oder anderen Runner gesehen, der aktiv am „Runnen“ ist.
Multiplayer
Wie auch im Vorgänger bietet Mirror’s Edge Catalyst zwar keinen richtigen Multiplayer, der es uns ermöglicht gemeinsam durch die City of Glass zu laufen, aber das ist soweit auch gar nicht einmal so schlimm.
Darum gibt es dafür das, worum es sich eigentlich immer dreht: Rennen. An den unterschiedlichsten Orten finden sich Gelegenheiten, um Time Trials zu absolvieren und so schnell wie möglich einen Parcours zu durchlaufen. Wer selbst kreativ sein möchte, kann auch einen eigenen Time Trial erstellen. Damit beginnt der große Wettbewerb der Spieler, wer welche Strecke am schnellsten schafft. Zudem können an interessanten Stellen auf der Karte auch sogenannte Beat L.E.s aufgestellt werden, die zeigen sollen, wo sich besonders schöne oder interessante Orte befinden. Das sind die einzigen Funktionen, die sich für den kleinen „Multiplayer“ anbieten. Wenn man jedoch bedenkt, was die City of Glass noch so alles für Nebenmissionen zu bieten hat, dürfte man sich an dieser Stelle fragen, warum sie nicht auch für den Multiplayer zugänglich gemacht wurden. Es wäre ganz cool gewesen auch eigene Liefermissionen, etc. zu kreieren.
Gameplay
Hinsichtlich des Gameplays haben sich einige Dinge verändert. Das Kampfsystem wurde mit Catalyst etwas ausgebaut. Während wir beim Vorgänger lediglich nur ein, zwei Attacken ausführen konnten, geht es im Nachfolger etwas mehr ab. Wir können Angriffen ausweichen, KSec-Polizisten gegeneinander stoßen lassen, sie treten und hauen, von den Dächern runterschubsen und in einigen Fällen auch richtige Kombos ausüben, die schließlich meist in der Third-Person-Ansicht dargestellt werden. Das sieht dann meistens auch mehr als beeindruckend aus. Insgesamt gibt es vier unterschiedliche Arten von Gegnern, die alle dementsprechend unterschiedlich schnell erledigt werden können. Wenn wir uns aber vor allem die Umwelt dabei zu Nutze machen, können wir den Kampf schnell für uns gewinnen. Trotzdem findet mehr oder minder eher ein Buttongesmashe statt, was wir spätestens dann zu spüren kriegen, wenn ein KSec-Polizist immer wieder mit derselben Attacke auf uns eindrescht und wir gar nichts dagegen unternehmen können. Übrigens: Werden wir einmal hart erwischt, dauert es gefühlt eine Ewigkeit, bis sich Faith wieder aufraffen kann. Stehen wir wieder auf den Beinen, kann man damit rechnen gleich den nächsten Tritt zu bekommen. Das kann mitunter wirklich frustrieren. Trotz allem macht der Kampf auf diese Art und Weise sehr viel Spaß.
In Mirror’s Edge Catalyst geht es natürlich auch ums Laufen, Klettern und Springen. Faith gehorcht uns auch weitestgehend und reagiert auf unsere Anweisung. An manchen Stellen scheint sie allerdings etwas zu flott unterwegs zu sein, denn hin und wieder kann es einmal vorkommen, dass wir irgendwo hinabstürzen, weil Faith nach Erreichen einer Plattform nicht einfach stehen bleibt, sondern sich so ungeschickt weiterbewegt, dass wir wieder runterfallen. Das kann mitunter auch frustrieren. Bis auf diesen kleinen Makel tut es jedoch wieder richtig gut im Parcours-Stil durch die Gegend zu laufen.
Faith besitzt nicht direkt am Anfang alle Fähigkeiten. Durch das Erledigen von Aufgaben erhalten wir Erfahrungspunkte und können damit leveln, um anschließend Upgrades durchzuführen. Es existieren insgesamt drei unterschiedliche Bereiche, in die wir investieren können: Kampf, Ausrüstung und Bewegung. Im Bewegungsbaum können wir Fähigkeiten freischalten, die uns gleichzeitig neue Möglichkeiten bei unseren Runs anbieten. Sei es ein Abrollen, wenn wir einen größeren Sprung wagen oder die altbewährten Walljumps. Im ersten Ableger konnten wir das alles eigentlich schon, aber gut, es ist ja schließlich ein Reboot.
Hinter dem Zweig „Kampf“ verbergen sich Fähigkeiten, mit denen wir unsere Lebensanzeige vergrößern, neue Kampftechniken erlernen und stärkere Angriffe gegenüber den unterschiedlichen Gegnern vollführen können. Auf diesen Baum sollte man sich auch ganz besonders konzentrieren, denn das Skillen ist hier dringend erforderlich, um gut gegen die Gegner ankommen zu können. Um den letzten Baum, Ausrüstung, braucht man sich zunächst keine allzu großen Gedanken zu machen, da man durch die Story die ersten Dinge freigeschaltet bekommt. Der Mag-Rope erweist sich dabei als besonders nützlich, denn damit können wir wie Spiderman über große Schluchten schwingen und uns auch einfach in eine höhere Position hochziehen. Durch die Erweiterung „Störung“ ist es außerdem möglich unsere Gegner zu schocken, sodass wir sie widerstandslos angreifen können.
Grafik und Sound
Mirror’s Edge Catalyst bietet eine genauso gute musikalische Untermalung wie sein Vorgänger. Zu der stimmigen Musik macht es auch einfach umso mehr Spaß durch die Gegend zu laufen. Auch wenn die Lippensynchronisation an der ein oder anderen Stelle etwas verrutscht ist, haben die Synchronsprecher eine gute Arbeit geleistet. Die Stimmen wirken ziemlich authentisch und sind gut auf den Charakter abgestimmt. Für Faith hören wir die starke Stimme einer Frau, während wir bei Plastic eine Stimme haben, die etwas verpeilt ist.
Als Engine kommt natürlich wieder die altbewährte Frostbyte Engine zum Einsatz. Die City of Glass sieht damit auch ziemlich schön aus und die Qualität sticht auch in den Cut-Scenes hervor. Damit kann das Spiel bei den heutigen Standards auch ganz gut mithalten. Was allerdings weniger schön aussieht, sind die Darstellungen von Explosionen und Ähnlichem. Fliegt ein Gebäude in die Luft sieht es vielmehr so aus als würde man sich Bilder einer Explosion ansehen. Der Prozess läuft nicht flüssig ab und sonderlich spektakulär sieht das auch nicht aus. Schade, DICE, aber in Battlefield habt ihr sowas besser hinbekommen.
Fazit
Mirror’s Edge Catalyst entführt uns nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder zurück zu unserer Runnerin Faith. Es macht unheimlich viel Spaß in unserer alt gewohnten Rolle durch die City of Glass zu laufen, springen und zu klettern. Das wird durch die neuen Gadgets und auch den Ausbau des Kampfsystems umso mehr unterstrichen. Allerdings kann es hin und wieder auch zu Frustrationen kommen, wenn wir von irgendwelchen Positionen aus herunterfallen oder einfach nichts gegen unsere Feinde ausrichten können, weil sie wie in einem Buttongesmashe auf uns einprügeln. Die Story ist definitiv emotionaler und dafür hat man sich auch die richtigen Synchronsprecher rausgesucht, die die Geschichte gut erzählen können. Dafür mangelt es an einigen Stellen den Charakteren an Emotionen und Leben, um ihnen auch wirklich alles abkaufen zu können. Trotz allem dürfte das Spiel jedem Runner und auch denjenigen, die es gerne mal sein wollen, gefallen. Wir sprechen hier also eine Kaufempfehlung aus.