Bei Durins Barte, was ist das? Ist das Spiel Mittelerde – Mordors Schatten wirklich ein Teil der Herr der Ringe Geschichte oder nicht? Während unserer Review stellen wir euch das Spiel vor und klären auf, in wie weit Mordors Schatten was mit Herr der Ringe zu tun hat. Ebenfalls enthüllen wir, ob das neue Spiel von Warner Bros. und Monolith Software das Potential eines AAA-Titels besitzt. Mittelerde – Mordors Schatten wurde auf dem Computer gespielt und demnach beurteilt.
Story
Als Waldläufer Talion gehört ihr zu einer Armee, die am schwarzen Tor (Eingang in die Lande Mordors) Wache hält. Zum Wohle Gondors und Mittelerde beschützen die Männer und Frauen auf dem schwarzen Tor das Land vor Orks und anderem Gesindel. Zeitlich ist es für die Orientierung zwischen den Geschichten von Der kleine Hobbit und Der Herr der Ringe anzusiedeln. Talion der Waldläufer lebt mit seiner Frau und seinem Sohn am schwarzen Tor, bis auf einmal eine große Orkhorde unter der Führung der schwarzen Hand das schwarze Tor angreift. Die schwarze Hand ist so gesehen kommissarisch die Stellvertretung Saurons und errichtet auf dessen Befehl eine große und mächtige Orkarmee. Während des Überfalles werden Talion und seine Familie gefangen genommen und hingerichtet.
Doch der Tod Talion bleibt nicht von Dauer, denn dieser wird von einem Geist befallen, der ihm die Rache seiner Familie anbietet. Als neu erwachter Krieger begebt ihr euch ins dunkle Land Mordors, um sich dort den Schergen Saurons zu stellen. Wer und warum der Geist sich Talions bemächtigt hat, möchten wir an dieser Stelle nicht verraten. Zu der Frage, ob Mittelerde – Mordors Schatten einen Bezug zu Der Herr der Ringe hat, können wir ein klares Ja geben, denn in Mordors Schatten wird man in die Geschichte der Entstehung des einen Ringes gezogen. Für nicht Herr der Ringe Fans können wir beruhigt sagen, dass die Geschichte so entwickelt wurde, dass das Hintergrundwissen einen klaren Vorteil zur Geschichte bringt, aber nicht zwingend notwendig ist.
Nemesis System
Bevor wir auf das Gameplay und weitere Details eingehen, möchten wir zunächst das Nemesis System vorstellen. Eine der Neuheiten, die die Entwickler ins Leben gerufen haben, ist das ständig wechselnde Nemesis System. Unter diesem System kann sich der Spieler ein Ranking unter den Orks vorstellen. Während die Häuptlinge, genau fünf, das Kommando über die Elitekämpfer und den erfahrenen, untergeordneten Anführer besitzen, sind die Untergruppen die, die auf dem Schlachtfeld das Kommando über die Horden von Orks halten. Da jeder Ork selbst in das Ranking möchte, werden die namenhaften Orks in Machtpunkte unterteilt. Die Häuptlinge besitzen aktuell die größte Macht, doch dieser Prozess ist in einem ständigen Wechsel und führt dazu, dass niedere Orks mehr Macht erlangen können. Wie ändert sich die Machtordnung? Falls ein Ork oder ein niederer Orkanführer den Protagonisten zum Beispiel tötet, steigt dieser mit den Machtpunkten auf.
Ebenfalls gibt es noch andere Möglichkeiten, die zur Machtsteigerung führen, doch dies geht zu tief ins Detail und deshalb lassen wir es an dieser Stelle aus. Ziel während des ganzen Spieles ist es, an die Häuptlinge (die fünf Großen) zu kommen, um diese zu stürzen. Doch um ganz nach oben zu kommen muss der Protagonist Talion erst ganz unten anfangen. Damit sich die Machtverhältnisse verändern und man auch an die Häuptlinge geraten kann, muss der Spieler Informationen sammeln und viele Orkanführer einen Kopf kürzer machen, bevor es langsam aber sicher nach oben geht. Da das Nemesis System teilweise unabhängig vom Spieler abläuft, kommt es häufig dazu, dass die leeren Ranking Plätze durch neue Orkanführer ersetzt werden. Durch die vielen unterschiedlichen Möglichkeiten, die Rangordnung zu stören, bekommt das Nemesis System einen äußerst positiven und unterhaltsamen Part im Spiel von Mordors Schatten. Erstklassig ausgedacht führt es jedoch bedauerlicherweise auch zur ständigen Wiederholung der Ergebnisses. Nach einmaligem Durchspielen wird die Lust auf ein wiederholtes Spielen nicht beziehungsweise wenig gereizt.
Gameplay und Kampfsystem
Der Spieler spielt in der Third Person Perspektive, dadurch erhält man einen deutlich besseren Überblick über das Level sowie die Kampfanimationen. Gespielt wird über Tastatur und Maus, kann alternativ aber auch durch ein Gamepad ausgetauscht werden. Das Kampfsystem ähnelt sehr dem Partnerspiel Batman: Während man mit der linken Maustaste zuschlägt, können Angriffe mit der rechten Maustaste geblockt werden. Anhand einer ungebrochenen Comboserie können Spezialangriffe durchgeführt werden, wie zum Beispiel die sofortige Hinrichtung oder Aufzehrung der gegnerischen Orks. Das Kampfsystem über die linke und rechte Maustaste läuft flüssig aus dem Handgelenk und es macht einfach nur Spaß die Orks zu verdreschen.
Zum Ausweichen nutzt man die Leertaste. Das ganze Kampfsystem erinnert sehr an die Batman Spiele, was an sich nicht schlecht ist, denn Mordors Schatten stammt aus dem Hause desselben Publishers. Ab und zu kommt es zu problematischen Kameraführungen, wodurch der Gegner hinter dem Charakter nicht gesehen werden kann. Im Verlauf des Spiels gibt es 20 Hauptaufträge und viele Nebenmissionen und um diese alle gemeinsam zu erfüllen kommt der Spieler schon auf seine 25 Stunden Spielzeit. Dadurch sieht man, dass Mordors Schatten ein großes Action Rollenspiel ist und viel anzubieten hat. Die Herausforderungen wiederholen sich jedoch in diesem Falle zu oft, was an der Lust am Spiel etwas kratzen könnte. Zur Fortbewegung gibt es entweder die guten alten Füße, das Reittier Caragor (man muss ihm zunächst seinen Willen aufzwingen) oder freigespielte Türme des Eregion, die ein „Schnelles Reisen“ auf den zwei unterschiedlichen Open-World Karten ermöglichen. Gelegentlich hakt der Protagonist beim Wechsel vom Laufen zum Klettern, ansonsten sind jedoch keine größeren Probleme im Gameplay und Kampfsystem zu nennen.
Fähigkeiten und Gadgets
Da Mordors Schatten ein Action Rollenspiel ist, wäre es schon peinlich, wenn man nicht auf die Fähigkeiten eingehen würde. Spielintern gibt es einige Möglichkeiten den Gegner zur Strecke zu bringen. Der Protagonist besitzt drei unterschiedliche Waffen, bedauerlicherweise wird der Spieler sich auch mit diesen anfreunden müssen, denn weitere Waffen gibt es nicht. Neben dem Schwert namens Urfael gibt es noch den Dolch namens Acharn und einen Bogen namens Azkár. Um die Fähigkeiten der Waffen zu erweitern kommen einige Möglichkeiten zusammen.
Neben questbedingten Anforderungen, kann der Spieler auch durch Fähigkeitspunkten die Kraft der Waffen erweitern. Zudem können die Waffen mit unterschiedlichen Runen belegt werden. Um die Runen erhalten zu können müssen Ork-Anführer dafür glauben. Nach ihrem Tod erscheint eine willkürliche Rune, die dann aufgehoben und auf einen Runenplatz gesetzt beziehungsweise ausgetauscht werden kann. Einige der Fähigkeiten sind an die Hauptquest bedingt, so erhält man zum Beispiel „Beherrschen“ erst recht spät im Spiel. Weitere Fähigkeiten sind nicht an die Fähigkeitspunkte geknüpft, sondern der Spieler muss ebenfalls Machtpunkte sammeln. Diese erhält man durch bestimme Nebenquests und der erfolgreichen Tötung eines Orkanführers. Mit den freigespielten Fähigkeiten sind einige Gadgets möglich. Zum Beispiel wird ein Lagerfeuer zur Sprengfalle ausgenutzt, oder man zwingt einem Ork seinen Willen auf, der einem dann folgt und für einen kämpft. Ein weiteres Gadget ist der Geiststoss, dadurch wird der Feind betäubt und eine gewaltige Komboserie kann durchgeführt werden. Da das Spiel viele Möglichkeiten anbietet Fähigkeitspunkte zu erhalten wird es nicht schwer sein, alle Fähigkeiten freizuspielen. Heilen kann sich der Charakter entweder durch erfolgreiche Kampfsequenzen in Kombination der Runenfähigkeit oder durch Pflanzen, die über die ganze Landschaft verteilt sind.
Art-Design und Sound-Kulisse
Das Spiel bietet einen Tag- und Nachtrhythmus an, der sich entweder auf Wunsch des Spielers auf den Türmen von Eregion oder durch das Wechseln der Tageszeit je nach Ladevorgang der jeweiligen Quest verändert. Einen fließenden Tageswechsel konnten wir während der Review nicht erkennen. Der Regeneffekt im Spiel wirkt gut und die Kleidung der Charaktere schimmert schön durch den Regen. Das Art-Design der Spielwelt sieht düster aus, doch in dem Falle recht schön. Da man sich in Mordor aufhält, ist es klar, dass es den Landschaften eher an blühenden Schönheiten fehlt. Die Ork-Festungen sehen im Aufbau unterschiedlich aus und gehören zu den gefährlichsten Orten, denn dort können sich unzählige Ork-Horden aufhalten.
Die Charaktere sind schön designed und verfeinern den Detailreichtum. Leider sehen dafür die Ork-Soldaten fast alle gleich aus. Es gibt unterschiedliche Klassen, doch diese trifft man im Laufe des Spieles immer wieder, wodurch sich die Charaktermodelle ständig wiederholen. Bei voller Anforderungsleistung macht das Gesamtbild dennoch einen guten Eindruck und leidet nicht unter Frame-Einbrüchen oder Pixelfehlern.
Die Musik- und die Soundkulisse gehören zu den Goldstücken in Mordors Schatten. Was wäre ein Spiel mit schlechter Musik oder Sounddesign. Die deutsche Synchronisation klingt gut und zeigt, dass sich die Entwickler richtig Mühe gemacht haben. Die Orks hingegen kontern mit ihrer schrillen oder rotzigen Stimme und erfüllen die nötigen Kriterien einer guten Ork-Stimme, die man nicht anders aus den Herrn der Ringe Filmen kennt. Die Hintergrundmusik wirkt gut eingestimmt und zieht euch tiefer in das Leben eines Waldläufers. Im Großen und Ganzen ist die Soundbasis sehr gut aufgestellt und verfeinert das Spielerlebnis.
Mit einer geschätzten Spielzeit von 25-30 Stunden bietet Mittelerde – Mordors Schatten eine hohe und lange Spielzeit. Das Spiel kann sich definitiv mit Batman und Assassin´s Creed messen und braucht sich nicht zu verstecken. Wer ein Third Person Stealth-Action Spiel sucht wird mit Mordors Schatten nicht enttäuscht werden. Es beinhaltet eine gut durchdachte Geschichte, die einen in die Welt von Mittelerde zieht und nicht mehr loslässt. Der Reiz, es weiter zu spielen, um die ganze Geschichte zu erfahren, bleibt konstant, führt aber leider auch dazu, dass die Lust auf ein erneutes Durchspielen kaum aufkommt. Einmal durchgespielt, kann man sich noch mit den Nebenquests beschäftigen, doch diese sind nach einiger Zeit auch mal ausgelutscht. Art-Design und Gameplay gehen Hand in Hand und überzeugen positiv, obwohl man seine Wurzeln recht schnell erkennt und sieht, aus welchem Hause Mordors Schatten stammt. Das unterschiedliche Gameplay in Kombination mit den Fähigkeiten führt zu einem hohen Fun-Faktor, es macht einfach nur Spaß die Orks in ihre Schranken zu weisen und diese auf manchmal grausame Weise abzuschlachten. Wer Abwechslung sucht und kein Problem mit dem Herr der Ringe Setting hat, der wird hier nicht enttäuscht. Trotz einiger kleiner Fehler gehört Mordors Schatten zu einem guten und erwachsenen Spiel, das einiges an Innovation anbieten kann.