Die Videospielmesse gamescom spaltet Jahr für Jahr die Meinungen der Leute, dennoch wird es von Jahr zu Jahr besser, doch woran liegt das?
Vor fünf Jahren, im Jahr 2011, gab es nach der gamescom, der immer noch größten Spielemesse Europas, einen riesigen Aufschrei, nachdem der private Fernsehsender RTL einen Beitrag zur Messe ausgestrahlt hat, in dem eines der sogenannten Messebabes, also Leuten, die nur für das Auge an den Ständen stehen und nichts mit dem Unternehmen oder dem Spiel zu tun haben, ein Interview zu den Gamern an sich gab. Man bezichtigte, alle Gamer wären ungepflegt, hässlich und hätten keinen Sinn für das reale Leben übrig, in einem Atemzug. Dass das nicht gut ankam, kann sich jeder von uns vorstellen. Die Reaktionen auf den Beitrag waren heftig. Es wurde dazu aufgerufen, RTL zu boykottieren, man veröffentlichte den Namen des Models und schrieb ihr, naja, sagen wir einfach mal nicht so nette Nachrichten über die sozialen Medien.
Gibt es Kritik?
Wie man sich bereits denken kann, geriet die ganze Gamerschaft damit in ein dunkles Licht. Viele sahen die geäußerten Vorurteile und Verallgemeinerungen als Wahrheit an und so zog sich die Debatte auch einige Monate. Natürlich blickte man anschließend auch immer mit mindestens einem Auge, sofern man nicht gerade wegen der Spiele an der Messe interessiert war, auf die darauffolgenden gamescom-Veranstaltungen. Allerspätestens in diesem Jahr wusste man dann auch, dass es anders geht und durchaus mit positiven Dingen, Schlagzeilen landen kann. Damit wären wir auch schon beim Titel dieses Artikels, die gamescom hat im Fachjargon ein Level Up hingelegt. Doch dazu später mehr.
Fragt man einen der Gamer vor Ort, ob es Sachen gibt, die man an der gamescom bemängelt, hört man vor allem eines sehr oft: Die Messe ist einfach zu voll. Das schlägt vor allem an den Tagen zu Buche, an denen das Gelände für die Öffentlichkeit die Pforten öffnet. Es gibt kaum Platz, in dem man sich mit Freiheit bewegen kann, es herrscht eher ein Gedränge, als ein angenehmer Messe-Aufenthalt. Das wird besonders in den Hallen selbst deutlich. Oft ist es nur möglich, sich wie ein Pinguin fortzubewegen, ein kleiner Schritt nach dem anderen. Dennoch wird ein jeder mit positiven Gefühlen auf die gamescom zurückblicken, denn im Fokus stehen selbstredend die Spiele, und das mit dem Platz ist Jammern auf hohem Niveau.
Das Licht im Schatten
Doch bei allem Gemecker über die Freiheit, es geht stets gesittet zu. Niemand schubst ernsthaft, niemand rempelt sich gegenseitig an und von größeren Streitigkeiten hat man bisher nichts mitbekommen. Es ist eben doch noch eine große Familie, die sich Jahr für Jahr auf dem Gelände der Koelnmesse trifft. Dass es auch eine Familie in der Familie gibt, wurde aller spätestens in diesem Jahr klar, als sich der wohl bekannteste Gaming-YouTuber, und mit der größte Kanal Deutschlands, Gronkh mit einem Vertreter von „Aktion Deutschland Hilft“ auf der Messe traf, präsentierten sie einen Scheck mit einer Summe von 40.000 Euro, die zugunsten der Hochwasserhilfe in Deutschland gesammelt wurden. Erik Range, so sein bürgerlicher Name, sammelte einen großen Teil der Summe in seinem Twitch-Livestream von seinen Zuschauern ein, die bewusst für diesen Zweck spendeten und rundete die Endsumme letztlich auf 40.000 Euro auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass er zu Spenden für den guten Zweck, bereits bei dem schweren Erdbeben in Nepal rief er inoffiziell zu Spenden während seinem Livestream auf und sammelte so 20.000 Euro für Menschen, die in kurzer Zeit vieles bis alles verloren haben. Einen weiteren Höhepunkt gab es dann zum Ende des letzten Jahres, als er mit vielen weiteren YouTubern wie den PietSmiets, Pandorya, MrMoreGame und vielen Weiteren einen offiziellen Spendenstream namens Friendly-Fire einweihte, das in diesem Jahr auch wieder stattfinden sollte. Gemeinsam mit zeitgleich rund 60.000 Zuschauern sammelte man über 100.000 Euro für den guten Zweck. Das Beachtliche dabei ist aber die Tatsache, dass alle die mitgemacht haben und vor allem Gronkh immer wieder darauf bestehen, dass der Fokus auf der Hilfe liegt und nicht, wie bei vielen anderen Aktionen, auf der Publicity.
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Gamer sind anstrengend
Aber bei allem Schönen, womit man vielleicht ein bisschen Aufmerksamkeit bekommt, gibt es wohl auch eine kleine Schattenseite der Medaille. Fragt man nämlich Spieler, was sie so richtig ärgert, in Puncto Videospielbranche, geht das große Gemecker umher. Vielen ist die moderne DLC-Politik ein Dorn im Auge, anderen erscheinen zu viele Fortsetzungen von einem Franchise und wieder anderen geht es auf den Zeiger, dass man sich mit echtem Geld einen totalen Vorteil im Spiel verschaffen kann – Stichwort Pay2Win. Auf einen Teil der Probleme sind wir bereits vor einiger Zeit, in diesem Artikel, eingegangen.
Doch nicht nur Hobby-Spieler können meckern, sondern auch Journalisten und solche, die es gerne mal werden wollen. Ein Beispiel liefert uns ein Artikel einer größeren deutschsprachigen Seite zur gamescom 2015. Es wurde ein langer, langer Artikel verfasst, in dem über die Messe und deren Organisation, sowie teilweise über die Publisher gemeckert wurde. Das Gelände der Messe sei viel zu verwinkelt und unvorteilhaft für die Presse. Direkt werden Vergleiche zu anderen Standorten gezogen, diese seien ja hervorragend für so ein Ereignis. Außerdem hätte man nicht genügend Zeit, um zwischen den Terminen das Wichtigste aus den Gesprächen mit PR-Leuten zu ziehen und außerdem müsse man oft Termine verlegen, um doch noch pünktlich zu sein. Das ist wirklich Jammern auf hohem Niveau, denn, auch wenn man sich manchmal etwas beeilen muss, so ist eben ein großes Event. So war die gamescom. So ist die gamescom.
Fazit
Auch wenn es immer mal wieder Dinge gibt, über die man sich streiten kann, oder, über die gemeckert wird, gibt es dennoch positive Dinge, die alles in ein ganz anderes Licht rücken. Man mag über die Messe wirklich denken, was man möchte, aber als Beobachter kann man ihr nicht die positiven Aspekte aberkennen. Trotz allem Negativen, die Leute, die sich auf dem Gelände der Koelnmesse Jahr für Jahr treffen, sind wirklich eine große Familie. Und die besonderen Menschen der LaFamilia rund um Gronkh, sind ein besonderer Fall für sich. Nichts desto trotz gab es in den vergangen Jahren immer mal wieder Themen, die Schlagzeilen machten, nicht zuletzt die erneut aufgeflammte Killerspiel-Debatte, die immer mit solchen Ereignissen in Verbindung gebracht wird. Dennoch hat die gamescom, in meinen Augen, ein Level Up hingelegt und wird dies mit großer Sicherheit auch so beibehalten, und wenn es nur damit geht, dass Gronkh für solche großartigen und menschlichen Momente sorgt.
Was ist eure Meinung zur (diesjährigen) gamescom?