Nach dem eher mäßigen Erfolg von Alien: Colonial Marines aus dem Jahr 2013 versucht sich Publisher Sega erneut daran, das Alien-Franchise auf die heimischen Rechner und Konsolen zu bringen. Ob Alien: Isolation wie versprochen das Blut in den Adern gefrieren lässt oder am Vorgänger anknüpft erfahrt ihr in unserer Review.
Neue DNA fließt durch die Alien-Adern: Während SEGA bereits seit 2008 die Rechte des virtuellen Alien-Franchises hält, geben sich die Entwickler die Klinke mit jedem neuen Titel in die Hand. Nachdem Gearbox Software (vor allem bekannt durch die Arbeit an Half-Life , Counterstrike und der Entwicklung von Borderlands) mit Alien: Colonial Mariens bestenfalls Futter für zwischendurch geliefert hat, soll The Creative Assembly (bisher fast ausschließlich für die Total-War-Reihe verantwortlich) ein königliches Festmahl anrichten. Hautspeise: Ihr. Hinter Alien: Isolation versteckt sich nämlich kein typischer Ableger der Serie, die sich bisher in erster Linie als Ansammlung von Shootern verstand. Stattdessen setzen SEGA und The Creative Assembly auf furchteinflößend inszenierten Survival-Horror. Nur ihr, die dunkeln Gänge des Raumschiffs und ein nach euerm Blut dürstendes Alien. Viel Spaß beim Sterben.
Die Story
Genauer: In der Haut von Amanda Ripley macht ihr euch auf die Suche nach den Spuren eurer Mutter, die (selbstverständlich) niemand geringeres ist als Ellen Ripley – die Protagonistin der Alien-Filmserie. Ihr erreicht die Station, mit der jeglicher Kontakt unmöglich scheint. Mit zwei Kollegen im Schlepptau versucht ihr via Außeneinsatz das andere Raumschiff zu erreichen. Eine Explosion später gelangt ihr gerade noch so zu einem der Eingänge – jedoch getrennt vom Rest des Teams. Immer noch unwissend, was euch innerhalb der Raumstation erwartet. Alien: Isolation spielt an den Filmen gemessen 15 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils. Die Nostromo und ihre Besatzung ist in den Tiefen des Weltalls verschollen, von den wahren Geschehnissen an Bord des Raumschiffs gibt es keinen Beweis. Bis jetzt zumindest. Der Flugschreiber der Nostomo ist nämlich aufgetaucht und könnte nun Aufschluss darauf geben, was damals passiert ist. Ein Team wird direkt zur Raumstation Sevastapol geschickt, in der sich die Blackbox derzeit befindet. Ihr übernehmt dafür die Rolle eines Mitgliedes des Teams.
Atmosphäre
Die Hilfestellungen seitens des Spiels sind sparsam, was der Atmosphäre des Survival-Horror-Titels noch einen oben drauf setzt. Später gibt es kleinere Gadgets, die euch bei der Wegfindung helfen – mit dem Xenomorph-Alien auf den Fersen scheinen die jedoch auch wenig hilfreich.Wir wissen es natürlich besser und freuen uns beinahe schon auf das erste Zusammentreffen mit dem großen, bösen Alien, das aber zunächst einmal auf sich warten lässt. Vorher heißt es sich durch die beklemmenden Gänge der Raumstation einen Weg zu suchen und kleinere Teilaufgaben zu erledigen, die nicht nur unser Überleben, sondern im besten Fall die Kommunikation zum eigenen Schiff ermöglichen. Euer HUD ist dabei so minimalistisch, wie es nur geht: Nur eine kleine Lebensanzeige ziert die linke untere Ecke des Bildschirmes, gelegentlich wird kurz euer aktueller Auftrag eingeblendet.
Zudem müsst ihr anfangs selbst herausfinden, wo es hingeht und vor allem wie es weitergeht. Alien: Isolation hält also, was der Titel verspricht: Ihr fühlt euch generell isoliert und auf euch selbst gestellt. Selbst wenn ihr mal auf einen mehr oder minder freundlichen Überlebenden der Raumstation trefft wird schnell klar, dass ihr bald wieder alleine unterwegs sein werdet. Apropos Menschen: Ihr seid bei weitem nicht die einzige humanoide Seele an Bord der Sevastopol. Mit den meisten anderen NPCs ist jedoch etwa so gut Kirschen essen, wie das Alien mit sich kuscheln lässt. Gefangenschaft, Isolation und die ständige Flucht vor einem „Killer“, wie der Xenomorph häufig genannt wird, haben wohl aus noch niemanden einen guten Charakter gemacht. Es wird schnell deutlich, dass nicht nur das Alien Schuld an euren zahlreichen Todesfällen tragen wird.
Gameplay
Das Alien ist übrigens in den meisten Fällen eher wie ein dunkler Schleier, der über euch liegt. Ständig und in scheinbar zufälligen Augenblicken hört ihr es in den Wänden, im Boden, in der Decke. Blickt ihr auf euren Bewegungsmelder, zeigt dieser eine leichte Quelle an, die ihren Ursprung offensichtlich in den Lüftungsschächten der Raumstation hat. Jetzt heißt es Ruhe bewahren. Wir werden langsamer, jeder Fuß wird vorsichtig vor den anderen gesetzt. Unser Schießeisen ist das letzte, was wir jetzt benutzen wollen. Denn kaum wird ein zu lautes Geräusch gemacht kann es auch schon passieren, dass das Alien aus der nächsten Deckenlucke herabsteigt und alles tötet, was es zu sehen bekommt. Meistens heißt es dann nur noch schnell weg, ab im Schrank einschließen oder unter den nächsten Tisch verkriechen. Verstecken ist jedoch nur eine kurzweilige Lösung – irgendwann müsst ihr wieder zurück auf die Gänge. Und vielleicht wartet das Monster ja immer noch auf euch.
Mit Hacken und Manipulieren wartet jedoch auch der erste große Wermutstropfen im bis hierhin so stimmigen Alien: Isolation. Vor allem in kleineren Bereichen des Raumschiffs ist es sowieso schon schwer dem Feind aus dem Weg zu gehen. Die Minispiele zum Umgehen von Sicherheitscodes oder das Umverteilen von Strom auf andere Systeme des Schiffs benötigen einige Zeit – vor allem wenn das Adrenalin mal wieder in die Höhe steigt – und sorgen so für den einen oder anderen zusätzlichen Tod. Außerdem wiederholen sich die Aufgaben ständig: Code entziffern, Tür aufbrechen, Terminal hacken. Das ist zwar logisch, tut der Atmosphäre jedoch meistens nichts Gutes. Um nicht im Minutentakt das Zeitliche zu segnen macht ihr euch die Gänge und Technik des Schiffs zu eigen. Hier wird eine Tür gehackt, dort ein Alarmsystem manipuliert und der Lüftungsschacht zur Flucht genutzt. Wie ihr vorgeht bleibt fast immer euch überlassen. Eines solltet ihr jedoch auch im Kampf gegen Menschen und Androiden bedenken: Je lauter ihr vorgeht, desto höher ist die Chance, dass das Alien auf euch aufmerksam wird. Man überlegt sich also besser zweimal, ob man sich den Weg frei ballert oder eher einen anderen Weg finden sollte.
Schwierigkeit & KI
Auch die Androiden strotzen nicht vor Intelligenz, was jedoch mit gutem Willen auf die Story zurückzuführen ist. Für besondere Härte – und so auch für die ein oder andere Fruststelle – sorgt das Alien durch absolut unvorhersehbare Bewegungen. Selbst nach langem Beobachten ist kein Muster im Vorgehen des außerirdischen Lebewesens zu erkennen. Es kommt und geht wie es will, sucht wo es will und scheint immer ungefähr zu wissen, wo wir gerade sind. Kaum verlassen wir unseren sicheren Schrank in der Annahme, dass das Alien gerade an einer anderen Stelle nach Nahrung lechzt, schon schießt es zurück durch die Tür, die es gerade verlassen hat und tötet uns auf neue, brutale Art und Weise. Durch diese Willkür balanciert uns das Spiel nicht selten auf einem schmalen Grat zwischen Adrenalin und Frust. Dass der Tod in Alien: Isolation ein ständiger Begleiter ist, ist von Beginn an klar. Ihr haltet nur wenige Treffer aus, Medikits müssen selbst hergestellt oder gefunden werden, sogar die Umgebung kann euch in Form von Feuer oder Strom Schaden zufügen. Von einem Zusammentreffen mit dem Alien ganz zu schweigen. Scheinbar leidet bei all dem Weltraumterror nicht nur die Freundlichkeit, sondern auch die Intelligenz. Die KI in Alien: Isolation wirkt fast durchgehend unausgereift und unfertig. Nicht nur einmal haben wir uns seitlich an einen NPC angeschlichen und ihn ohne Probleme und unbemerkt ausgeschaltet, obwohl er in unsere Richtung geguckt hat.