Die Entwickler der Witcher-Reihe, CD Projekt RED, hatten mit dem dritten Teil rund um den Hexer Geralt großen Erfolg bei allen Rollenspiel-Fans. Da ist es natürlich naheliegend, dass sich die großen Publisher für das Unternehmen interessieren.
Ein anonym verbleibender Mitarbeiter hat die Kollegen von DSOGaming kontaktiert und als Beweis seiner Identität eine Gehaltsabrechnung vom Entwickler vorgelegt. Damit ist eindeutig bewiesen, dass zumindest der Mitarbeiter wirklich von CD Projekt stammt. Doch nun zum eigentlichen Gerücht, denn der anonyme Angestellte hat gesagt, dass momentan Vertreter von Electronic Arts im Hause sind und diese mit der oberen Führungsriege sprechen. Da für die nahe Zukunft keine Releases geplant sind, sei ein Deal für das Publishen eines Spiels eigentlich nicht realistisch. Daraus schließt er, dass es sich nur um eine Übernahme seitens EA handeln kann und dies gleichzeitig als schlechte Nachrichten für alle Fans betitelt.
“I’m employee of CDProjekt Red and I have some bad news to share with you. Our management is probably talking with Electronic Arts about potential take over. Electronic Arts representatives are currently visiting our studio and meeting with top management. We are not going to release any game soon, so for sure it’s not about any publishing deal, so the only possible reason for EA guys being here is that they want to buy us.”
Aus der Sicht des großen Publishers sind die Gründe nachvollziehbar, denn mit The Witcher 3: Wild Hunt gelang den Polen ein sehr erfolgreiches Spiel mit hohen Verkaufszahlen und großer Beliebtheit. Nach den ersten sechs Wochen hat sich das Spiel über 6 Millionen Mal verkauft und 130 Millionen Dollar eingespielt und ist somit abzüglich der Entwicklungskosten von 85 Millionen Dollar auf ca. 45 Millionen Dollar Gewinn gekommen. Das weckt natürlich das Interesse der großen Spiele-Publisher und gerade Electronic Arts braucht noch ein wenig Nachhilfe in guten Rollenspielen, denn die Dragon Age-Serie ist nicht als Maßstab für das Genre bekannt. Währen der erste Teil und Inquisition noch recht beliebt und gut umgesetzt sind, hakt es beim zweiten Teil doch sehr stark.
Mit CD Projekt RED an Bord hätte man also eine sehr erfahrene Gruppe im Bereich langfristige und gute Rollenspiele und ein Unternehmen, das den Gewinn nicht für unnötig vorgezogene Projekte rauswirft, nur weil das letzte Projekt ein großer Erfolg war. Diese Philosophie kennen wir doch schon von einigen größeren Unternehmen, die bloß das große Geld wittern. Somit könnte sich auch eine generelle Image-Verbesserung für Electronic Arts einschleichen. Aus wirtschaftlichen Gründen wäre eine solche Übernahme natürlich für alle Beteiligten das Beste, da die Entwickler dann durchaus mehr Geld zur Verfügung haben würden.
Dagegen sprechen aber auch einige Dinge, vor allem weil die Polen eine doch sehr deutlich abweichende DLC-Politik verfolgen als die Unternehmen, die für EA arbeiten. Gerade die Aussage von den Entwicklern, dass kostenlose DLCs ein Standard und keine Ausnahme sein sollten, verdeutlicht diese Unterschiede. Mit Hearts of Stone erscheint Mitte Oktober der erste zusätzliche Inhalt für The Witcher 3, der Kosten verursachen wird, während im Vorfeld 16 Inhalte gratis zur Verfügung gestellt wurden. Doch auch die Tatsache, dass Hearts of Stone nicht nur ein Zusatz ist, sondern über 10 Stunden neue Spielzeit bringen soll, unterscheidet sich von den meisten DLCs anderer Entwickler und Publisher, die nur geringfügig neue Inhalte bieten.
Auch aus der Sicht der Entwickler macht diese Übernahme nicht wirklich viel Sinn, da sie ihre Spiele schon erfolgreich ohne großen Publisher veröffentlichen und das, wie bereits erwähnt, mit großem Erfolg. Auch wären die Entwickler wohl in ihrer Arbeit eingeschränkt, denn der Publisher würde Vorgaben für Spiele geben und ein engeres Zeitfenster setzen, sodass es wohl nicht ganz so umfangreiche Spiele werden würden. Gerade als Spieleentwickler ist es immer schön, wenn man seine eigenen Ideen einbringen und diese in einem Spiel verwirklichen kann und sich so viel Zeit lassen kann, wie man sie für ein gutes Spiel eben braucht.
Ein weiterer Punkt wäre wohl die wohl oder übel folgende Verlegung der Spiele auf Origin. Seien wir ehrlich, Origin erfreut sich keiner großen Beliebtheit in der Gaming-Szene. Dass jeder sein eigenes Ding mit Plattformen machen möchte, stört sowieso schon einen Großteil der Spieler. Nur der Vollständigkeit halber erwähnen wir an dieser Stelle alle Plattformen. Ubisoft vertreibt eigene Spiele oft nur noch über Uplay, EA hat Origin und EA Access, wobei sich Access eher auf das Testen von Spielen vor dem Release beschränkt und CD Projekt RED hat mit Good Old Games bereits selbst eine eigene Plattform. Nichtsdestotrotz vertreibt CD Projekt ihre Spiele auch über Steam. GOG unterscheidet sich aber deutlich von den anderen Plattformen, da hier nur Spiele ohne Kopierschutzmaßnahmen vertrieben werden.
Dass die Polen nicht an einer Übernahme durch einen großen Publisher interessiert sind, liest man mittlerweile auch auf Twitter, denn dort hat sich einer der Mitarbeiter über dieses Gerücht geäußert und es dementiert. Er bezeichnet den Informanten sogar als jemanden, der mehr über das Unternehmen weiß als alle anderen, denn Marcin Iwinski, einer der Gründer, hat weder Gespräche bestätigt noch das Gerücht an sich. Demnach können alle, die EA nicht so gerne haben, aufatmen.
@astreamz Just bumped into Marcin Iwiński – it was new to him. I guess the „informer“ has better insight than the @CDPROJEKTRED founder. 🙂
— Marcin Momot (@Marcin360) 14. September 2015