Mit einem Schwert und einer Spitzhacke ums Überleben kämpfen? Das ist Schnee von gestern, denn in Factorio bedient man sich stattdessen der technischen Kräfte und Waffengewalt. Macht das allerdings auch trotzdem genau so viel Spaß?
Es war vielmehr ein Zufall, dass wir auf den Titel Factorio gestoßen sind. Das Spiel befindet sich im Early Access und ist seit dem 25. Februar auf dem Markt. Somit hat es schon einige Monate auf dem Buckel. Die äußerst positiven Bewertungen machen allerdings ziemlich neugierig. Haben die Entwickler Wube Software hier etwa ein wahres Meisterwerk im Bereich der Aufbau- und Survivalsimulation geschaffen? Wir haben uns das Ganze einmal etwas näher angesehen und für euch unter die Lupe genommen.
Story
Factorio bietet dreierlei Möglichkeiten an, wie man sich an das Spiel heranwagen kann. Zunächst gibt es eine kleine Kampagne, bestehend aus drei Abschnitten, die für den Einstieg ganz gut sind und euch zeigen, wie Factorio eigentlich funktioniert und was man da so machen kann. Im freien Spielmodus beginnt dann aber die richtige Geschichte: Als Männchen irgendwo im Nirgendwo sehnt ihr euch sehr danach einmal das Weltall zu erkunden. Dazu müsst ihr natürlich eine Rakete bauen. Eure Mission ist somit klar. Es gibt keine Nebenquest und keine weiteren Anweisungen. Jetzt gibt es nur noch euch und die Welt, in der ihr euch befindet. Bei der dritten Option könnt ihr das Ganze sogar im Multiplayer mit bis zu vier Spielern spielen und so eine Funktion macht sich immer gut.
Gameplay
Factorio spielt sich, wie jede andere Aufbausimulation, aus der Vogelperspektive. Doch anders als in den anderen Titeln habt ihr hier ein richtiges Männchen vor euch, welches ihr auch steuern müsst, um effektiv arbeiten zu können. Wer sein Männchen nicht bewegt, kann somit auch keine Gebiete erkunden und wer nicht nah genug an einem Steinvorkommen steht, kann die Ressource auch nicht abbauen. Das macht Factorio auf jeden Fall dynamischer und auch lebendiger, da ihr somit direkt den Charakter sehen könnt, der für das verantwortlich gemacht werden kann, was hier entwickelt wird.
Fehlanzeige!
Damit ihr an euer Ziel gelangt, habt ihr vorher noch eine Menge zu erledigen. So einfach lässt sich eine Rakete dann doch nicht bauen. Sehr lange lauft ihr aber nicht nur mit einer Spitzhacke durch die Gegend und baut die Ressourcen, wie Kohle, Stein, Eisen und Kupfer im alten Minecraft-Marnier mit Handwerkzeug ab.
Sehr schnell entwickelt ihr Schmelzöfen, Greifarme, Erzförderer und mehr, die euren Job komplett ohne euch bewerkstelligen können. Wer die Kampagne auslässt, kann sich nur die Informationen schnappen, die bei der Erstellung der Welt angezeigt werden. Danach ist man vollkommen auf sich allein gestellt. Das kann anfangs noch für die ein oder andere Hürde sorgen, aber relativ schnell findet ihr auf eigener Faust heraus, wie die einzelnen Gerätschaften funktionieren und was sie dazu benötigen.
Wie eure Welt bereits zu Beginn aussehen soll, könnt ihr vorher beeinflussen. Vor jeder Generierung könnt ihr die Häufigkeit der Vorkommen der einzelnen Ressourcen, die Größe der Karte und weitere Einstellungen vornehmen, bevor sich eine Welt aufbaut, die es sogleich zu erkunden gilt. Oben rechts habt ihr eine Karte, die euer Umfeld quasi schon erkundet hat, denn dort könnt ihr bereits anhand bunter Punkte sehen, wo sich Ressourcen, aber auch Gefahren befinden. Ein richtiger Abenteurer hätte es sich an dieser Stelle vermutlich lieber gewünscht, dass man die Welt selber erkunden muss und auch kann. An sich ist die Welt in einer ähnlichen Art aufgebaut, wie in Minecraft: Sobald ihr euch weit genug von eurem Standpunkt aus fortbewegt, wird ein neuer Abschnitt der Welt generiert, wo weitere Ressourcen auf euch warten. Diese sind dann vorher nicht auf der Karte zu erkennen.
Gegner
nicht allein…
Ganz allein in dieser Welt seid ihr nicht. Irgendwann werdet ihr beim Erkunden der Karte auf ein Nest stoßen, das nur so von Biestern wimmelt. Je nachdem, wie ihr die Einstellungen bei den Gegner vorgenommen habt, werden sie euch entweder bei Sichtkontakt angreifen oder das erst tun, wenn ihr den ersten Schuss setzt. Schuss? Ganz genau! In Factorio wird nicht mit Schwertern gekämpft. Das wäre bei den technologischen Errungenschaften, die man im Spiel erreichen kann, auch mehr als merkwürdig. Stattdessen lauft ihr mit Pistolen herum. Um diese auszulösen, muss lediglich die Leertaste lange gedrückt gehalten werden. Das Spiel sorgt dann dafür, dass somit der am nächsten liegende Gegner angeschossen wird. Die Munition ist aber auch nicht unendlich vorhanden. Auch hier muss immer wieder neue gecraftet werden, um dauerhaft vor den Gegnern gewappnet zu sein. Für eure Siedlung können beim Forschen auch Geschütztürme freigeschaltet werden, die dann im umliegenden Gebiet platziert werden. Tagsüber trauen sich die Biester selten an euch heran. Dafür muss man sich nachts umso mehr vor ihnen in Acht nehmen. Also sollte man insbesondere am helllichten Tag damit beginnen Mauern und Waffen zu errichten, damit keine Eindringlinge in die Siedlung finden können.
Technologie
In Factorio ist es ein entscheidender Punkt seine Technologien weiterzuentwickeln. Anders wird man es nicht schaffen können alle Materialien für den Bau einer Rakete zusammenzukriegen. Es existiert eine Art Technologiebaum, der einen Überblick über alle möglichen Fortschritte gibt. Ihr könnt Ausrüstung für euch zum Schutz, zum Bau von Mauern, zur Verbesserung des Militärs usw. entwickeln. Daneben muss die Produktion auch voranschreiten, weswegen ihr in Logistik, Optik und weitere Dinge investieren müsst. Dadurch können Fließbänder durch schnellere Fließbänder und mit Kohle befeuerte Greifarme durch elektrische ersetzt werden, um nur einige Beispiele zu nennen. Um die Forschung voranzutreiben, müsst ihr zunächst ein Labor errichten und darin die Zutaten hineinlegen, die für den jeweiligen „Skill“ erforderlich sind. Je nachdem, um was es sich handelt, muss dementsprechend lang gewartet werden, bis der Forschungsprozess beendet ist. In welcher Reihenfolge ihr die Forschungen macht, bleibt euch überlassen. An dieser Stelle sei allerdings noch einmal darauf hingewiesen, dass euch diesbezüglich nichts erklärt wird. Wie das alles mit dem Forschen genau funktioniert, müsst ihr schon selbst herausfinden.
Praktisch bei der voranschreitenden Technologie ist das einfache Ersetzen mit der alten Technologie. So können wir einen elektrischen Greifarm beispielsweise direkt auf den befeuerten Greifarm platzieren, ohne dabei irgendwelche Ressourcen zu verlieren oder die Produktion kurzzeitig anhalten zu müssen. Das macht das Erforschen umso bequemer. Im Allgemeinen könnt ihr alle Dinge problemlos wieder abbauen und nehmt dabei gleichzeitig die noch darin liegenden Ressourcen auf. Das ist äußerst praktisch. Man muss sich nicht in der realen Welt mit Technik befassen, um Factorio zu verstehen. Ich selbst als kompletter Technik-Noob habe es auch geschafft mich in das Spiel hineinzufuchsen und die Mechanismen zu kapieren. Bei dem einen wird es vermutlich etwas schneller gehen als bei dem anderen.
Anreiz
Bei solchen Aufbausimulationen stellt sich oftmals die Frage, was der Anreiz ist. Warum sollte man sich den Titel holen und ihn stundenlang spielen? Hat man einmal mit Factorio angefangen, sehnt man sich danach alle Vorgänge so schnell wie möglich zu automatisieren.
Erzförderer und elektrische Förderer übernehmen das Zerhacken der Ressourcen. Auf Fließbändern werden die Erze weiter transportiert und Greifarme sorgen schließlich dafür, dass sie (sofern möglich) in Öfen gebracht werden, um zu schmelzen. Irgendwann sind die Öfen allerdings bis oben hin voll. Bei vierzig bis fünfzig Öfen, die überall verstreut auf der Karte vorliegen, kann man schnell den Überblick verlieren und nicht mehr wissen, wo noch Platz ist und wo nicht. Also werden weitere Greifarme hinter die Öfen platziert, die die fertigen Platten in Kisten stecken. Dann taucht auch schon das nächste Problem auf: Die Öfen benötigen Kohle. Also muss man auch dafür sorgen, dass die Öfen automatisch mit neuer Kohle gefüttert werden. Dazu muss zu dem Zeitpunkt oftmals auch noch der Stromkreis beachtet werden, sodass man ein wenig überlegen muss, wie die Öfen, Greifarme und Fließbänder stehen müssen, damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. Dann kommt es auch schon einmal vor, dass an der einen Stelle wieder etwas abgebaut werden muss. Für die Verbesserung der Produktion tun wir dies allerdings gerne.
Grafik und Sound
Zur Grafik gibt es eigentlich herzlich wenig zu sagen. Sie ist nicht sonderlich neu, aber auch nicht komplett veraltet. Wirklich entscheidend ist das aber auch nicht, denn bei einem solchen Genre sollte man auch eigentlich nicht den Fokus auf die Grafik legen.
Der Sound unterteilt sich quasi in zwei unterschiedlichen Arten: Einmal haben wir die Soundeffekte, die lauter werden, je näher wir den arbeitenden Maschinen kommen und zwischendrin taucht auch einmal Musik aus dem Off auf (Kurze Erklärung: Damit ist die Hintergrundmusik gemeint). Die Soundeffekte gestalten sich ziemlich realistisch und unterstreichen das Gefühl sich mitten in einem Industriegebiet zu befinden. Gleichzeitig sorgt die Musik für eine entspannte Atmosphäre – solange wir nicht von irgendwelchen Biestern angegriffen werden. Die Musik ist allerdings nicht durchgängig zu hören, sodass wir auch hin und wieder einmal stille Momente haben.
Fazit
Factorio ist ein Aufbau-Spiel, das jeden Spieler in seinen Bann ziehen kann, ohne dass vorher ein gewisses Technikwissen vorhanden sein muss. Anfangs wird man vermutlich noch seine Startschwierigkeiten haben und sich zunächst hineinfuchsen müssen, aber wenn man diese Hürde überwunden hat, kann es gut sein, dass man direkt an das Spiel gefesselt ist und alles daran setzt die Produktion so schnell wie möglich voranzutreiben. Das Spiel bietet umfangreiche Möglichkeiten genau dies auch in die Tat umzusetzen. Wer zu Beginn trotzdem noch unentschlossen ist, kann sich die Demo von Factorio kostenlos auf Steam herunterladen. Diese zeigt allerdings nur einen Bruchteil dessen, was es im Hauptspiel gibt. Wenn man aber schon von der Demo begeistert sein sollte, dann wird es sicherlich auch kein Trauerspiel sein die Vollversion zu kaufen, denn diese ist bereits für 20 € zu haben. Obendrauf befindet sich das Spiel auch noch im Early Access, was für uns also bedeutet, dass wir mit neuem Content rechnen können. Wir sprechen an dieser Stelle also eine klare Kaufempfehlung aus.