Ihr kennt sie sicherlich, die alljährlichen Diskussionen darüber, dass die im Titel genannten Spiele nichts Neues bieten und immer nur kleine Verbesserungen bekommen. Wir haben uns beide Franchise mal angeschaut und beantworten die Frage, welcher Titel revolutionärer ist.
Wenn ihr zu den Spielern gehört, die sich jedes Jahr das neue FIFA aus dem Hause Electronic Arts oder das neue Call of Duty aus dem Hause Activision zulegen, dann habt ihr mit großer Sicherheit schon mindestens ein mal die, auf die Dauer sehr nervige, Bemerkung gehört, dass es doch jedes Jahr sowieso dasselbe Spiel ist. Keine Frage, dies haben auch wir schon öfter gehört und daher wollen wir uns in diesem Artikel unter der Leitfrage: „FIFA vs. Call of Duty – Welcher Titel ist revolutionärer?“ beide Spiele genauer anschauen und die Änderungen von Jahr zu Jahr analysieren.
Generelle Infos zu FIFA
Beginnen wir bei der beliebtesten Fußball-Simulation. FIFA ist unter anderem früher auch als FIFA Football oder FIFA Soccer bekannt gewesen und erschien erstmals 1993 als FIFA International Soccer. Seit jeher wird die Reihe von EA Canada entwickelt und unter EA Sports veröffentlicht. Es ist also ein Eigenprodukt von Electronic Arts und erscheint seit 1993 jährlich mit den aktuellen Kadern, Regeln und Stadien. Neben der Hauptreihe FIFA veröffentlicht EA auch in unregelmäßigen Abständen Ableger wie FIFA Street oder spezielle Versionen zu Welt- und Europameisterschaften.
Seit vielen Jahren ist FIFA auch dem Konkurrenten Pro Evolution Soccer von Konami in vielerlei Dinge überlegen und heimst sich jährlich den Titel der besten Fußball-Simulation ein. Dass dies kein Glück ist, sollte jedem bekannt sein, der beide Titel zumindest etwas verfolgt. Während Konami in PES keine wirklich großen Änderungen vornimmt, krempelt EA fast jährlich das Spiel um. Mit jedem neuen Ableger muss man sich erst wieder an das Gameplay gewöhnen und in die neuen Funktionen eintauchen, um in etwa auf den Stand zu kommen, den man beim vorherigen Teil hatte.
Die Entwicklung
Doch nun genug allgemeine Informationen, kommen wir zu den expliziten Änderungen über die Zeit. FIFA 10 brachte zum ersten mal den Be A Pro-Modus ins Spiel, den bis heute sicherlich jeder zumindest mal angetestet hat. Die Möglichkeit, nur einen einzigen Spieler zu steuern und das dann auch noch mit bis zu 6 seiner Freunde – Revolution im Genre! FIFA 11 wartete dann mit dynamischen Dribblings, verbesserte Physik-Engine und 360°-Grad auf und machte Zweikämpfe variantenreicher dank Collision Sharing. FIFA 12 bot eine verbesserte Physikengine in Echtzeit und ermöglichte eine noch präzisere Kollisionsabfrage, während ebenfalls das Dribbling präziser wurde und das Verhalten der Abwehr generalüberholt wurde.
Vor drei Jahren fand dann die First Touch Control Einzug ins Franchise, was es ermöglichte, den ersten Ballkontakt so abzustimmen, dass man sich unter Umständen einen Vorteil verschaffen kann. Auch nahm nun das Können der einzelnen Spieler Einfluss auf ihre Ballannahme oder die Mitnahme des Balls. Je besser die Eigenschaft, desto besser wird der Ball unter Kontrolle gebracht. Dies wirkte sich auch auf Flanken und Schüsse aus. In FIFA 13 wurde außerdem das Dribbel-System komplett überarbeitet, was den Verteidigern die Abwehrarbeit erleichtert hat, da sich die Offensiv-Spieler nun den Ball weiter vorlegen. Seit FIFA 13 unterscheidet das Spiel auch zwischen den Lauf- und Dribbel-Richtungen, sodass es weniger kompliziert ist, Tricks auszuführen und macht das ganze realistischer.
Bevor wir es vergessen: es gab auch Änderungen im Karriere-Modus. So war es erstmals möglich auch den Chef-Trainer bei einer Nationalmannschaft zu mimen und die Kommentatoren bezogen sich erstmals auf aktuelle Leistungen oder Umstellungen der Teams. Mit Pure Shot und einer veränderten Ballphysik näherte man sich mit FIFA 14 einem realistischeren Weg an, denn nun war es möglich die Spieler in eine optimale Schussposition zu bringen und es war nun möglich auch flatternde Schüsse abzugeben. Neben dem geschickten Abschirmen des Balls mit Protect the Ball können sich die Angreifer besser vom Verteidiger lösen und die Abwehr kann Laufwege erahnen um besser zu verteidigen. Das Dribbling wurde erneut überarbeitet und für mehr Dynamik verbessert.
Aber die wohl am sehnlichsten erwartete Änderung war die Überarbeitung der Zuschauer in den Stadien. Von unkenntlichen Pixeln zu echten Menschen mit Trikots, Banner, Fahnen und echten Fan-Gesängen. Dies wurde in FIFA 15 erneut überarbeitet und verbessert. Bei Heimspielen empfängt nun eine riesige Choreographie die Spieler im Innenraum und Fans reagieren intelligent auf das aktuelle Geschehen, zum Beispiel mit Pfeifen oder Anfeuerungen. Die Spieler reagieren nun ebenfalls emotional und ärgern sich, wenn sie die wichtigen Dinger nicht reinmachen.
Für FIFA 15 überarbeitete man bei EA außerdem noch die Torwart-KI und fügte neue Animationen ein, damit Schüsse nun noch besser und realistischer gehalten werden können. Auch Gameplay-Elemente wurden verändert und angepasst. Eine wirkliche Revolution gab es dann in diesem Jahr, als EA mit voller Stolz verkündete, dass man erstmals in einer Fußball-Simulation auch mit Frauen spielen kann. Zwölf Nationalmannschaften der Frauen schafften es ins Spiel und sorgten damit nicht nur für eine Revolution der Reihe sondern rief vor allem auch Leute auf den Plan, die sich nicht mit den weiblichen Akteuren identifizieren können. Die Kontroverse sorgte aber nur für mehr Aufsehen und war somit auch gute Promo für das Spiel.
Natürlich gab es noch weitere – vor allem wichtige – Neuerungen. Das Kommentatoren-Duo wurde bearbeitet und fortan ziert Wolff-Christoph Fuss mit Frank Buschmann das Spiel mit – meistens – passenden Kommentaren und sorgt so für frischen Wind. Animationen wurden erneuert, um so authentischer zu wirken. Das Spiel wurde verlangsamt, um mehr Realismus zu erzeugen, da die Partien nun meistens im Mittelfeld entschieden werden – und nicht mit einem langen Pass in die Spitze. Duelle wirken intensiver und Verteidiger sind eher dazu bereit, den Ball auch mal mit Vollgas auf die Tribüne zu preschen, anstatt eine Chance für den Gegner zu riskieren. Wer in FIFA noch nicht ganz so versiert ist, kann außerdem den FIFA-Trainer anschalten, der die besten Möglichkeiten direkt neben dem Spieler anzeigt und einen Kreis unter dem Spieler anschaltet, wo die aktuelle Laufrichtung dargestellt wird.
Allgemeine Infos zu Call of Duty
Call of Duty (dt. Ruf der Pflicht) wurde zuerst am 6. November 2003 in Deutschland veröffentlicht und kann heute auf elf veröffentlichte Titel zurückblicken, der Zwölfte steht mehr oder weniger kurz vor der Veröffentlichung. Der erste und zweite Teil der Reihe wurde von Infinity Ward entwickelt, die sich um den nächsten Titel 2016 kümmern werden. Treyarch übernahm ab dann in einem 2-Jahres-Rhythmus die Entwicklung und veröffentlicht im November Black Ops 3. Mittlerweile hat sich aber auch ein drittes Studio für die Entwicklung des Franchises eingebracht. Sledgehammer Games zeichnen sich für Advanced Warfare aus dem Vorjahr verantwortlich.
Die Reihe begann als Ego-Shooter im zweiten Weltkrieg und entwickelte sich über die ersten drei Teile nicht bedeutend weiter. Das Setting blieb immer dasselbe und spielerisch tat sich auch nicht viel außer Feintuning oder andere Level. Mit dem dritten Teil der Serie wurde die Grafik verbessert und es war erstmals möglich Fahrzeuge wie Motorräder, Geländewagen oder Panzer zu bedienen. Ansonsten blieb das Setting dasselbe und die Fraktionen und Waffen ebenfalls. 2007 erschien dann Call of Duty 4: Modern Warfare und Infinity Ward gelang mit diesem Teil der wohl beste Call of Duty-Ableger der Geschichte bis heute.
Die Entwicklung
Angefangen bei einem neuen Setting überarbeitete man das Spiel nahezu komplett. CoD fand den Weg in die Moderne und damit kam auch neuer Wind in die Serie, der sehr erfrischend war. Neben neuen Waffen, Möglichkeiten und einer zumindest im Ansatz zusammenhängenden Story für den Einzelspieler konnte vor allem der Multiplayer überzeugen. Die Möglichkeit sich selbst zu leveln und bei erreichen des höchsten Levels – oder für den Zusammenhang besser passend: Rang – konnte man den Prestige-Modus anwenden und nochmal bei Rang 1 beginnen, um wieder Ausrüstung und Waffen freizuschalten. Komplett neu im Franchise waren zudem die Perks, spezielle Eigenschaften die die Spieler mit Vorteilen ausstatten konnten und durchaus nützlich waren.
Mit World at War ging Treyarch wieder einen Schritt zurück und beschäftigte sich erneut mit dem zweiten Weltkrieg. World at War zeichnete sich vor allem für die übertriebene Härte aus, die in Deutschland geschnitten wurde. Schüsse und Explosionen können Gegner verstümmeln und so kann es passieren, dass einem Körperteile entgegen fliegen. Während das Setting schon relativ ausgelutscht war, konnte Treyarch dennoch mit World at War überzeugen, wobei sich Neuerungen in Grenzen hielten. Die Grafik-Engine von Modern Warfare wurde verwendet und nur dezent überarbeitet und die KI erhielt ein neues Features: sich tot stellen.
Mit Modern Warfare 2 wollte Infinity Ward an den Erfolg des Vorgängers (Modern Warfare) anknüpfen, dies gelang ihnen aber nur geringfügig. Viel Kritik lösten die Varianten der Akimbos aus, also zwei mal dieselbe Waffe tragen zu können. Dies wurde von vielen als unfair erachtet. Auch die übertrieben Killstreaks setzten dem Spielspaß oftmals ein Ende. Neuerungen gab es keine Nennenswerten. 2010 erschien mit Black Ops der erste moderne Teil, der von Treyarch entwickelt wurde. Black Ops gab den Spielern wieder einen ähnlich guten Titel wie Modern Warfare 1. Es wollte mit einer sinnvollen Story überzeugen und den Multiplayer wieder etwas verbessern.
Die Umsetzung der Story gelang zwar, dennoch war sie sehr verwirrend und stieß bei einigen Spielern doch auf Verwirrung, da die Handlung manchmal eben doch noch zu undurchsichtig war. Der Multiplayer erhielt neue Spielmodi und Waffen und eine andere Möglichkeit, Waffen und Ausrüstung freizuschalten. Bis Modern Warfare 2 erfolgte dies durch den Levelaufstieg, in Black Ops mussten CoD Points erkauft werden. Diese Währung konnte durch Aufträge erlangt werden. Neu war außerdem auch, dass man sein eigenes Emblem entwerfen und auf die Waffe schustern konnte. Neben der Waffe konnte nun auch der Spieler selbst verändert und das Aussehen an die eigenen Wünsche angepasst werden.
Da MW3 und BO2 nur Weiterführungen der bereits etablierten Titel sind, sind hier keine nennenswerten Änderungen eingetreten. Mit Ghosts startet Infiniy Ward einen vergeblichen Versuch die junge Generation mit den „coolen“ Ghost-Spezialeinheiten zu überzeugen und das Spiel zu einem Erfolg zu machen. Das Ergebnis war das schlechteste Call of Duty seit Anfang und konnte in keinerlei Hinsicht überzeugen oder als revolutionär betitelt werden. Wer Ghosts gespielt hat weiß, dass dieser Titel dem Franchise den eigentlichen Gnadenstoß verliehen hat. Schwache KI, lineare Levels, Wiederverwendung von Animationen und Zwischenszenen und dieselbe schändliche Grafik, die es seit Jahren verwendet.
Advanced Warfare war für viele Anhänger des Franchise der Lichtblick der Serie und weckte Hoffnungen auf eine Rettung, da dieser Titel vom neuen im Boot entwickelt wurde – Sledgehammer Games. Sledgehammer Games verpasste dem Franchise eine noch modernere Aufmachung in der Zukunft, wo es Exoskelette gibt, die den Träger stärker und schneller machen können. Auch eine Art Jet Pack liefern diese mit, wodurch Sprünge in große Höhen ermöglicht werden. Man holte sich Kevin Spacey ins Boot, um eine sinnvolle und überzeugende Story zu erzählen. Es gab neue Waffen, neue Multiplayer-Modi und durch die Exoskelette sollte neuer Wind in den Mehrspieler-Modus kommen. Das gelang alles relativ gut, doch einen neuen Höhepunkt setzte man der Serie damit nicht. Einzig die verbesserte Grafik sorgte für einen frischen Wind.
Black Ops 3 erscheint am 6. November für alle gängigen Konsolen und den PC und wird von vielen schon als neuer Tiefpunkt der Serie betitelt. Es geht wieder einen Schritt weiter in die Zukunft, ins Jahr 2065 in dem Technologie so wichtig ist, dass weltweit Kriege deswegen ausbrechen. Ja, die Entwickler von Treyarch meinen das ernst. Neben völlig übertriebenen Möglichkeiten mit „Zukunftstechnologie“ steht hier wohl nur eines im Vordergrund: Die Vermarktung der Marke!
Fazit
Kommen wir nun zum Fazit unseres kleinen Wettkampfes FIFA vs. Call of Duty. Wir haben die Entwicklung der Titel erläutert und ihre größten Änderungen dokumentiert. Fasst man dies nun alles zusammen, lässt sich zu beiden Reihen ein kleines Fazit aufstellen. Electronic Arts arbeitet jährlich an FIFA, an neuen Mechaniken, neuen Lizenzen, Optimierungen der aktuellen Fehler oder ständig an Verbesserungen der Grafik, der Engine, der Stimmung in den Stadien und der Präsentation der Spiele. Mit jedem weiteren Jahr kann man sich also nicht nur auf aktuelle Kader freuen, sondern auch auf ein modern wirkendes Fußball-Spiel, das verstanden hat, den Fokus auf Realismus und Präsentation zu legen. Sozusagen ist jeder einzelne Ableger eine Revolution der Fußball-Simulationen.
Das Call of Duty-Franchise hingegen kann mit kaum nennenswerten Änderungen über Jahre hinweg auftrumpfen. Das, was man als gelungen betiteln kann, ist der Sprung von Call of Duty 3 zu Modern Warfare. Modern Warfare ist immer noch der beste Ableger der Serie und bezeichnet die einzige Revolution des Franchise. Alle weiteren Ableger können vielleicht gute Spiele sein, aber es gibt keine nennenswerten Änderungen. Aussagen, wie die von Glen Schofield, General Manager bei Sledgehammer Games, vor dem Release von Modern Warfare 3, wo die Engine als Porsche betitelt wird, sind nicht nur unglaubwürdig sondern spiegeln die Politik von Activision wieder. Egal, wie die Spiele aussehen und worum es geht oder was geändert wird – Hauptsache der Release erfolgt und spült Geld in die Kassen.
Unser eindeutiger Sieger ist die Fußball-Simulation FIFA.