
Assassin‘s Creed 3 es geht weiter
Die Saga um Ezio hatte zum Ende des Prologs jeweils einen Moment ungläubigen Staunens. Ein Moment, in dem man unwillkürlich die Luft anhielt und einfach nur genoss. Es war einer dieser fantastisch inszenierten Momente in denen Motiv, Licht und Musik perfekt zueinanderpassten.
Mit Ezio erlebten wir diese Momente beim ersten Blick über die Dächer von Florenz, Rom oder Konstantinopel. Mit dem Ende der Ezio Sage hatten wir erwartet, dass auch die großartigen Momente enden. Boston, tiefste Provinz, peripherer Raum des entstehenden Commonwealth, was ist das schon. Kein Vergleich mit den Metropolen, in denen sich Ezio umhertrieb. Ein Kaff mitten im kolonialen Urwald. Ein schmutziges Höllenloch, wie übrigens alle Orte Ende des 18. Jahrhunderts in der Neuen Welt. Dachten wir, bis wir Boston zum ersten Mal sahen.
Wir stehen, nach langer Reise, im Ausguck eines Schiffes, auf dem Weg von London nach Boston. Vor uns liegt die Massachusetts-Bay mit der Stadt Boston, die sich majestätisch aus dem Frühnebel erhebt. Musik, eine Kamerafahrt über die Dächer und es ist egal wo es spielt oder wann es spielt: Es ist ein echtes Assassin‘s Creed!
Story
Assasins Creed 3verlässt die Alte Welt und betritt in mehr als einer Hinsicht Neuland in Nordamerika. Ezios Nachfolger heißt Connor und ist ein halb waschechter Indianer. Sein Vater ist ausgerechnet der örtliche Templer Kommandeur und über Umwege gelangt der junge Connor in die Assassinen Ausbildung. Schon früh stellt er fest, dass seine Ziele und die der unzufriedenen Sektierer in Boston, darunter auch einige spätere Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika. Auf seinen Reisen besucht er nicht nur die verschiedensten Schauplätze der amerikanischen Revolution, zum Beispiel die Boston Tea Party, sondern treibt sich auch als Schiffsführer in der Karibik herum und sammelt Erfahrungen im Bereich Seeraub.
Das Spiel wird regelmäßig von Zwischensequenzen unterbrochen, die eine detailreiche und interessante Geschichte erzählen. Zu allem Überfluss sind die Zwischensequenzen noch exzellent animiert. Der Plot, den Assassin‘s Creed 3 erzählt ist wohl der beste und detailreichste in der Reihe. Die Figuren sind authentisch und die Handlungen sind nachvollziehbar. Kurzum, die Narrativität ist hervorragend. Wer jetzt befürchtet, einer komplexen Geschichte in einem Computerspiel nicht folgen zu können, der sei beruhigt. Es funktioniert ohne Probleme.
Gameplay
Assassin‘s Creed 3 bringt im Gameplay einige Neuerungen mit. Die Spielwelt ist weiter geöffnet worden, die Kletterfähigkeiten sind ausgeweitet worden, Jagdfähigkeiten sind hinzugefügt worden und mit dem Meer ist ein weiterer Spielmodus hinzugekommen.
Wie angekündigt, kommt das Spiel in einem Open World Look daher. Assassin‘s Creed verfügte schon vorher über große Karten (vlg. Das Rom aus Brotherhood), doch nun sollte der Raum zwischen den Missionen mit Leben gefüllt werden. Die offene Welt präsentiert sich nun als, zugegeben, sehr große Karte der Wildnis, in der Indianer, Siedler, allerlei Getier und Patrouillen der Rotröcke anzutreffen sind. Doch wenn Connor eine Stadt, z.B. Boston betreten will, muss die Karte von Boston erst geladen werden. Verständlich, doch Openworld ist was anderes. Nichtsdestotrotz kommen die Karten in beachtlicher Pracht und Größe daher.
Die Größe, der Karten benötigt man auch, denn Connor hat, einen ausgewachsenen Bewegungsdrang. Er beklettert alles, ob Haus, Kirche, Felswände oder Mammutbäume, nichts ist vor ihm sicher. Besonders cool, die Entwickler haben eine weitere Bewegungsebene für Connor in den Baumwipfeln eingeführt. Er kann also elegant wie eine Ballerina von Baumkrone zu Baumkrone springen und auch größere Entfernungen unbemerkt überwinden, ohne den Boden zu berühren.
Soviel Klettern macht hungrig, da trifft es sich, dass Connor sich im Wald gut auskennt, ob Spurenlesen oder Fallenstellen. Er kann alles, was Rambo auch könnte, um in der Wildnis zu überleben. Doch Connor überlebt nicht nur, er lebt gut. Er kann alles Bejagen, was im Wald kreucht und fleucht, ob Hase, Fuchs, Hirsch oder Bär (weniger zu empfehlen), alles kann erlegt werden, wenn man über die entsprechende Technik verfügt. Doch nicht nur töten ist wichtig, Connor verfügt über die Fähigkeiten sein Wild auszunehmen und weiter zu verarbeiten.
Die Trailerbilder von Seeschlachten sorgten seinerseits für einige Überraschung. Diese Wiederholte sich, als man im Spiel auf einige Missionen stieß, die man zu Wasser absolvieren durfte. Connor wird nach einen kurzen Tutorial in die Lage versetzt ein vollgetakeltes Schiff zu kommandieren. Sie ist schnell und durchaus schlagkräftig, wie die britischen Marinestreitkräfte rasch herausfinden werden.
Grafik
Die Grafik ist im Vergleich zum Vorgänger noch mal aufgebohrt worden und die Animationen sind deutlich verbessert worden. Connor beim Klettern zu zuschauen ist ein Genuss. Die Animationen der Gesichter in den Dialogen und Scriptsequenzen ist großes Kino. Auch die Umgebung wirkt lebendig doch man kann sich trotzdem nicht dem Eindruck erwehren, dass die Engine ihren Zenit überwunden hat. Man darf nicht vergessen, hier kommt die gleiche Grafikengine zum Einsatz wie bei Assassin‘s Creed 2, Brotherhood und Revelations.
Fazit
Assassin‘s Creed 3 erzählt wohl die beste Geschichte der kompletten Reihe. Die Entwickler verstehen es dabei, den Spieler moralisch zu involvieren. Der Kampf gegen die Templer wird in einigen Missionen zum Spieler für eine persönliche Angelegenheit. Dabei bleiben die Handlungen der Charaktere immer nachvollziehbar. Das Spiel ist hervorragend aufgearbeitet. Dies sieht man an der umfassenden Hintergrunddatenbank, in der man unzählige historische Details nachlesen kann. Die Stimmung des Spiels wird, wie bei den Serien Vorgängern, hervorragend eingefangen. Assassin‘s Creed ist eines der besten Spiele des vergangen Jahres und ein absolutes „Must have“. Da fällt der „uPlay“ Zwang kaum noch ins Gewicht. Keine Kauf Empfehlung sondern ein klarer Kauf „Befehl“!