Das Batman: Arkham Franchise hat sich mit Arkham City absolut fest in der Gaming-Szene etabliert. Der dunkle Ritter schlägt sich nun wieder in finsterer Nacht durch Gotham, um eine Sammlung der Abgrund-schwärzesten Gestalten und wahnsinnigen Bösewichte zur Strecke zu bringen. Ist das Prequel ein gerechter Nachfolger oder ein gescheitertes, vollpreisiges Add-on? Findet es in unserer Review der PC-Version raus:
Wem es durch Trailer oder andere Berichte noch nicht klar ist – Batman: Arkham Origins ist ein Prequel zur Arkham-Serie. Man spielt Bruce Wayne kurz nach seiner Entscheidung der dunkle Ritter zu werden, die Polizei hält ihn noch für ein Gerücht und die Gegner von Batman haben sich noch nicht etabliert. An einem Weihnachtsabend setzt ein großer Gangsterboss namens Black Mask ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar auf Batmans Kopf aus, da dieser seine Pläne durchkreuzte. So beginnt eine Nacht voller Schrecken, emotionaler Entscheidungen und existenzieller Erkenntnisse für den noch unerfahrenen „Helden“ der Stadt, welcher die Einordnung von sich, seinen Verbündeten und seinen Feinden völlig ändern muss um im Chaos zu überleben.
Gotham bei Nacht, gotische Architektur trifft Art Deco, der eisige Winter zieht durch die Straßen und lässt nur noch den Abschaum der Stadt heraus. Die Atmosphäre ist deprimierend und kalt, die Grafik von Origins gibt dies perfekt wieder. Die Hintergründe sind klasse und das Design der im Chaos versinkenden Stadt haben die Entwickler perfekt getroffen. Die ersten Bugs zeigten sich aber bei den Details: Einige Charaktere weigerten sich Haare zu haben, auch wenn die Schatten dazu da waren. Außerdem erschienen die Mundanimationen bei Batman sehr robotisch und unecht. Die Probleme waren also in dem Sinne reine Kopfsache. Ich glaube die nächste Generation wird aber eine völlig neue Engine brauchen, da ich sonst vermute, dass das nächste Spiel grafisch hinterher hängen wird.
Origins hat gute Ansätze: Ein unerfahrener Held, erste Treffen mit Bösewichten, das Gewicht der zu schulternden Verantwortung und das Batman-Universum voller interessanter Charaktere. Die ersten 2 bis 3 Stunden spürt man nichts davon. Black Mask könnte durch jeden Mafiaboss ersetzt werden, der Penguin macht nichts Einschlagendes und die zu Anfang sofort genannten 8 Kopfgeldjäger, welche die Belohnung für Batmans Kopf wollen sind, maximal, durchwachsen gute Charaktere. Ich war nicht investiert auch nicht in den Helden, da das Dilemma der neuen Herausforderungen und der Einsamkeit in all der Verzweiflung überhaupt nicht hervor kamen. Es war einfach wieder Batman, der seine Batman Sprüche lässt und seine Batman Moves benutzt. Nach dem Kampf mit Deathstroke (welcher ein monotoner, langweiliger Auftritt des Charakters war) kam aber langsam eine Wendung. Als Anarky, Shiva, der Mad Hatter und noch einige weitere Charaktere auftauchten, und die Geschichte endlich nicht nur dark, sondern auch persönlich wurde, da begann Origins zu glänzen. Ein wirklich dramatischer Konflikt entsteht mit dem Erscheinen des Jokers und den Aktionen von Bane, da will ich aber nicht zu viel spoilern. Wer das Feeling des letzten Story-Akts aber in Comicform mal erleben möchte: Die Knightfall Storyline ist sehr ähnlich und die Entwickler haben sich einige Inspiration daraus gezogen.
Gameplay
Das System fühlt sich nicht viel anders an, als in Arkham City. Wunderbar! Ein wenig flüssiger erscheinen die Moves und Bewegungen, einige Waffen und Moves kamen natürlich hinzu, aber hier ging es klar nach der Devise: Never Change a winning Team. Und Warner Bros. Games haben gut daran getan nichts Großes zu ändern. Die Stealth-Elemente sind gut verteilt und wie die Kampf-Parts als massiver Challenge-Mode angelegt. Hinter findet man neben zahlreichen freischaltbaren Maps die Möglichkeit als Deathstroke massenhaft Gegner zu verprügeln. Die Bosskämpfe waren wirklich sehr Hit&Miss, was hier wirklich einer Quote von 50% guten Bossfights entspricht. Deathstroke, Anarky, Deadshot und die letzte Konfrontation hatten eigentlich vielversprechende Ansätze, boten aber leider wenig Substanz. Dafür glänzten dann Feinde wie Copperhead, der Mad Hatter oder natürlich Bane. Die Steuerung mit Tastatur war möglich, aber ziemlich hakelig. Wer ein Gamepad hat, sollte es bei diesem System auf jeden Fall nutzen. Eine Sache hält den Spielspaß von Origins aber etwas zurück: Bugs. Oh und es sind einige. Von in Wände laufenden Gegnern, obwohl man direkt hinter ihnen steht bis zu endlosen Wiederholungen eines Moves (bei einem Bane-Fight z.B.), sodass der letzte Checkpoint geladen werden muss, ist alles da. In einer der Enigma-Herausforderungen gibt es einen Bug wo Batman sich strikt weigert in den einzigen, aus dem Raum führenden Lüftungsschacht zu klettern. Hier muss man Feuer mit Feuer bekämpfen, indem man sich durch rumglitchen selbst auf das Dach des Gebäudes katapultiert, um die Nebenmission zu vollenden. Aber ganz ehrlich, auch wenn sowas kurzzeitig frustriert und sich Warner Bros. den zusätzlichen Monat vielleicht noch hätte nehmen sollen, kann all sowas gepatcht werden, was auch bald passieren wird. Somit war dies kein so großer Punkt für mich.
Fazit
Batman: Arkham Origins ist ein gewaltiges Biest eines Spiels. 14 Stunden habe ich beim ersten Playthrough für die Story und einige wenige Nebenmissionen gebaucht, viele weitere wurden danach noch vollendet und der Challenge Mode wartet weiter auf Bezwingung. Weiteres Durchspielen wird durch andere Kostüme und den Game Plus Mode ermutigt, indem man alle Gadgets von Batman von Anfang hat, die Gegner aber um einiges härter zu besiegen sind und neue Kämpfe spezifisch dafür entwickelt wurden. Zu Anfang empfand ich das Spiel als unnötig, zu finster, zu sehr auf Schock-Wert setzend, als auf emotionale Story. Und mit jeder vergehenden Stunde wurde ich eines Besseren überzeugt. Wie Batman die Nacht durchstreifen musste, um die vielen Gefahren für die Bürger Gothams aufzuhalten, so fühlte auch ich mich immer mehr eingebunden und musste weiterspielen. Batman litt sichtlich, agierte intuitiv und unüberlegt und wurde müde. Und ich mit ihm zusammen. Dieses Spiel ist klasse und auch wenn die Story nicht so einprägsam wie bei Arkham City ist, ist Batman: Arkham Origns trotzdem noch als Anwärter für das Spiel des Jahres 2013 anzusehen.