Borderlands 3 ist endlich veröffentlicht worden, doch kann der Loot-Shooter auch die hohen Erwartungen erfüllen, die an ihn gestellt werden?
Lange mussten Fans warten, bis es endlich eine offizielle Ankündigung zu Borderlands 3 gab. Es glich einer kleinen Oddyssee, bis die offizielle Ankündigung zu Beginn dieses Jahres erfolgte. Umso erfreulicher waren die Nachrichten, die im Anschluss folgten. Denn der dritte Teil der Loot-Shooter-Reihe soll alles noch besser machen, auf ein neues Level heben. Vor allem die vielen kleinen Anpassungen sind ein wichtiger Bestandteil der Spielerfahrung. Doch kann der Titel den Ankündigungen und Erwartungen auch gerecht werden? Wir haben uns intensiver damit auseinandergesetzt und was wir davon halten, erfahrt ihr hier.
Abgedreht bis zum Ende
Für die einen mag Borderlands einen eigenen Humor haben, der oft ins Schwarze trifft, manchmal peinlich ist, aber einen doch irgendwie immer zum Schmunzeln bringt. Für die anderen ist es nichts als ein Cringe-Feuerwerk, bei dem man sich alle paar Sekunden an den Kopf fasst und sich fragt, was man da überhaupt spielt. Nichtsdestotrotz ist gerade der Humor ein wichtiger Pfeiler des Erfolgs des Spiels und der spiegelt sich natürlich auch vor allem in der Geschichte wieder. Angesetzt wird am Ende des zweiten Teils.
Mit Handsome Jack hinterließ ein besonders charismatisch-sympathischer Fiesling einen bleibenden Eindruck bei vielen Fans – dessen Fußstapfen müssen nun gefüllt werden. Hier kommen die Calypso-Zwillinge Tyreen und Troy ins Spiel, die ihre Morde und Foltertaten live ins galaktische Echo-Net streamen – in feinster Influencer-Manier. Vor allem Tyreen weiß von sich zu überzeugen, denn sie kann als Sirene allen lebenden Wesen die Kraft entziehen. Das Ziel der Geschwister ist es, mithilfe einer Vault-Karte mehrere Schatzkammern aufzuspüren und sich der darin befindlichen Mächte anzueignen. Die heutige Internetkultur nehmen sie mit ihren Live-Streams zwar ordentlich auf die Schippe, kommen allerdings nie an die Präsenz des Handsome Jack heran.
Unter der Führung von Lilith und ihren Crimson Raiders stellen wir uns den völlig überzeichneten Antagonisten entgegen. Doch Lilith ist nicht die einzige bekannte Person, der wir im Verlauf des Spiels begegnen und an dessen Seite wir kämpfen. Figuren wie Patricia Tannis, Ellie, Mad Moxxi, Rhys, Maya und viele mehr feiern ihre Auftritte. Der Humor bleibt dabei immer rabenschwarz, stets auf der Schwelle zwischen peinlich und genial.
Abwechslung trotz Monotonie
Auf einem Level bleibend hingegen ist das Gameplay, das sich durchweg positiv anfühlt. Vor allem, weil die Spielwelt dieses Mal deutlich abwechslungsreicher gestaltet ist, als es noch in den Vorgängern der Fall war. Erreicht wird die Abwechslung in Borderlands 3 durch das Bereisen von verschiedenen Planeten. Wir sind also nicht einfach nur auf Pandora unterwegs, sondern auch auf Promethia, Athenas oder auch Eden-6. Jeder Planet hat dabei ein eigenes kleines Thema, wie Athenas, der als Mönchsplanet präsentiert und dargestellt wird. Wer hier jedoch eine offene Welt erwartet, die erkundet und bereist werden möchte, der täuscht sich. Nach wie vor bestehen die einzelnen Segmente aus abgetrennten Arealen, die linear verlaufen und nur bedingt zum Erkunden einladen.
Dennoch wird fleißiges Umschauen belohnt, denn nicht selten sind witzige Details, interessante Herausforderungen oder – natürlich – Loot-Kisten versteckt. Zu den Herausforderungen gehören beispielsweise das Einsammeln von Einzelteilen „verstorbener“ Claptrap-Einheiten, um unserem Kameraden ein Gegenstück basteln zu können. Oder wir müssen für Zero besondere Kopfgelder einfahren. Trotz dessen, dass man auch hier nicht viel anders macht, als sonst – nämlich ballern und looten – sorgt es dennoch für etwas entspannende Abwechslung zum restlichen Geschehen. Außerdem wartet auch immer noch die ein oder andere Nebenaufgabe auf uns, die erledigt werden möchte. Dabei sind diese nie lästig, sondern immer stets spannend und teils sogar recht lange erzählt.
Vier interessante Klassen
Um die ganzen Aufgaben auch zufriedenstellend erledigen zu können, müssen wir zu Beginn des Spiels eine der vier neuen und alten Klassen wählen. Die deutlich aufgebohrten Talentbäume und der Mix der Charaktere sorgen für eine vielfältige Abwechslung, sodass für jeden etwas dabei ist. Denn während FL4K sich als Bestienmeister betätigt und eher seine Kreaturen kämpfen lässt, ist Amara als Sirene oft an der Front. Moze verlässt sich als Schützin auf ihre reine Feuerkraft – vor allem dank des Mechs, den sie rufen kann – und zu guter Letzt gibt es noch Zane, der auf verrückt-nützliche Gadgets setzt.
Durch die vielen möglichen Variationen aus aktiven und passiven Skills ergeben sich auch einige Möglichkeiten den Charakter seinen eigenen Wünschen und Spielstilen anzupassen. Amaras Phasenschlag macht in seiner Grundform beispielsweise nur physischen Schaden, dieser kann jedoch mit einer Fähigkeit zu Korrisionsschaden geändert und um eine Nova erweitert werden. Auch die anderen drei Charaktere haben verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, die durch die Klassenmods, die ausgerüstet werden können, noch deutlich erweitert werden können. Auch durch den Shop von Crazy Earl, der besonders mächtige Waffen verkauft, sind etliche Varianten der Skillung möglich.
Und Waffen sind auch ein guter Stichpunkt, denn laut Entwicklern soll es über eine Milliarde mögliche Waffenvariationen geben, die sich alle in nichts nachstehen. Denn nicht nur besitzen die mächtigen Schießeisen nun oft zwei Feuermodi, sondern es gibt auch noch etliche spaßige und verrückte Kombinationen. Ein Gewehr, das beim Wegwerfen zu einem laufenden Gehirn wird, sich an Gegner heftet oder dessen Kugeln automatisch das nächste Ziel heimsuchen sind dabei nur einige wenige Möglichkeiten. Oftmals werden Pistolen kurzerhand zu einem Mini-Raketenwerfer, die Schadenselemente der Waffen lassen sich ändern oder auch gleich die Art der Waffe. Trotz des ganzen Waffen-Spaßes gibt es einen negativen Punkt. Das Vergleichen der Ausrüstung ist nur umständlich über das Inventar möglich. So wird die ganze Loot-Gaudi leider öfter unnötig und länger unterbrochen. Schade.
Einfachere Ballerei
Wer in Borderlands 3 die Herausforderung schlechthin sucht, wird jäh enttäuscht werden. Denn der auserkorene Loot-Shooter ist alles anderes als herausfordernd. Nimmt man alle Nebenmissionen und Herausforderungen mit, hat man nie wirkliche Probleme in den Kämpfen. Einzig in den Bossbegegnungen kann es passieren, dass man in brenzlige Lagen kommt, wenn gerade keiner der Handlanger für ein „Second Wind“ zur Verfügung steht. Eine zweite Luft, die man bekommen kann, wenn man gerade auf den Knien wandelt und so nochmal eine Chance bekommt, ohne zu sterben. Dadurch verlangen zwar die Bosse mehr als nur stumpfes Geballer, wirklich taktisch wird es aber nie.
Auch die KI der Gegner ist ein bunter Mix aus intelligentem Vorgehen und stumpfem „Ich stehe hier!“. Die meisten Feinde versuchen zwar unseren Angriffen auszuweichen und sich hinter Deckung zu verstecken, doch diese Manöver sind schnell zu durchschauen und zu durchbrechen. Laufen wir einfach zur Deckung hin, war es das dann auch schon mit der Intelligenz. Viel zu oft bleiben Gegner einfach direkt vor einem stehen und lassen sich bequem niederschießen.
Schicke Optik, kleine Mängel
Wer befürchtet hat, dass Borderlands 3 dank des Cellshading-Looks nicht viel besser als die Vorgänger aussehen wird, der hat sich geirrt. Denn Dank der Unreal Engine 4 sieht der Titel modern aus, mit scharfen Texturen und satten Effekten. Bei entsprechender Hardware kann sogar in 4K-Auflösung mit HDR-Unterstützung gezockt werden, das natürlich nochmal einen entsprechenden Optik-Boost verleiht. Performancemäßig lief das Spiel einwandfrei. Wir konnten während des Tests keinerlei Abstürze, übermäßig lange Ladezeiten oder Texturnachlader feststellen. Beim ersten Start des Spiels dauert es natürlich einen Moment, bis alles geladen ist, danach gibt es aber nichts mehr zu mäkeln.
Man könnte zwar noch erwähnen, dass das Spiel beim Starten im DirectX 12-Modus einige Minuten braucht, doch davor wird in den Einstellungen auch gewarnt – und DX11 läuft ebenfalls flüssig. Zudem hielten sich Bugs und Glitches in Grenzen und haben nie wirklich Einfluss auf das Spielgeschehen genommen. So kommt es des Öfteren vor, dass beim Löschen oder Ausrüsten eines Items das Bild des vorherigen Gegenstandes stehen bleibt, obwohl bereits ein anderes Item nachgerückt ist. Oder Gegner sind in den Umgebungstexturen verschwunden und ließen sich nicht mehr angreifen – da es dabei aber nur um Fußvolk ging, hielt auch das sich in Grenzen. Insgesamt hatten wir ein sehr rundes Erlebnis auf Pandora und den anderen Welten. Borderlands 3 erfindet zwar die Serie nicht neu, kann aber durchaus mit den punktuellen Verbesserungen überzeugen. Und es macht mehr Spaß denn je.
Fazit
„Ich muss sagen, die Ankündigung von Borderlands 3 hat mich nicht sonderlich tangiert, da ich wenig Berührpunkte mit den Vorgängern hatte. Ich habe sie höchstens mal ein paar Stunden gespielt, aber nie wirklich weit. Doch je mehr ich vom dritten Teil mitbekommen und gesehen habe, desto mehr Lust bekam ich auf den Loot-Shooter. Und nun, nachdem ich selbst Hand anlegen durfte, bin ich wirklich begeistert. Denn selbst wenn sich die Änderungen und Neuerungen in Grenzen halten und oft nur punktuell gesetzt sind, fühlt sich das Spiel frisch und clean an. Man kommt nie an den Punkt, an dem man sich fragt, wozu man das Ganze überhaupt macht oder man sich fragt wie oft man noch dasselbe machen muss. Eine große Hilfe beim Gedanken dieser Abwechslung sind die verschiedenen Welten, die wir bereisen können und müssen sowie die unglaubliche Varianz an Waffen. Es macht Spaß neue Waffen auszuprobieren, selbst wenn sie schlechter als die aktuell ausgerüsteten sind. Die überaus verrückten Kombinationen machen Laune und halten bei der Stange – neben dem Looten & Leveln. Auch das Ausprobieren verschiedener Skill-Kombinationen der Klassen macht Spaß und man kann sich als Spieler selbst verwirklichen, angepasst auf den eigenen Spielstil. Hinzukommt, dass das Spiel fantastisch aussieht und trotz kleinerer Mängel kein Einbruch entsteht. Fans von Loot, schwarzem Humor und generell des Franchises müssen unbedingt zuschlagen.„