Der Wahnsinn geht wieder von vorne los. Mit Borderlands: The Pre-Sequel wollen 2K und Gearbox Software uns ein Spiel liefern, welches an die Story von Borderlands 2 anknüpft, aber auch wieder vor den Ereignissen spielt. Dabei erfahren wir interessante Dinge über die Charaktere und vor allem, was auf dem Mond von Pandora so alles abgeht.
Die Story beginnt mit drei altbekannten Charakteren, die wir noch aus dem ersten Teil der Serie kennen. Der Charakter des Spielers, hier erstmals dargestellt von der Gladiatorin Athena, wurde gefangen genommen und soll nun den Ex-Kammerjägern von ihrer Reise erzählen. Während diese Szene nach dem zweiten Teil spielt, befindet sich der Spieler nun in seinem gewählten Charakter auf der Raumstation von Hyperion.
Die Story
Wie bereits erwähnt spielt der erste Abschnitt vor den Ereignissen des zweiten Teiles. Besonders merkt man es daran, dass Handsome Jack nur Jack heißt und noch keine Maske trägt. Wir wurden als Auftragsjäger von Jack angeworben, um Hyperion dabei zu helfen für Frieden auf der Raumstation und dem Mond zu sorgen. Der Waffenhersteller und somit Konkurrent von Hyperion Dahl will nämlich die Raumstation übernehmen und damit den Mond zerstören. Der Legionskommandantin Zarpedon gelingt dies auch am Anfang und so sendet Jack uns auf den Mond Elpis, um dort zunächst Störsignale auszuschalten. Nachdem uns das gelungen ist, erhält der noch freundliche Jack wieder Kontrolle über Teile der Raumstation und je weiter die Story sich fortsetzt, desto mehr Kontrolle erlangt Jack über das schwebende „H“. Dass ihm genau diese Macht jedoch etwas verrückt werden lässt, dürfte niemanden verwundern, da Jack im zweiten Teil der Serie sich nicht unbedingt von seiner besten Seite zeigt. Mit jeder Mission fühlen wir uns als Spieler immer schlechter, während der einst friedliche Jack zum „Handsome Jack“-Bösewicht mutiert. Jedoch braucht ihr keine Angst haben, dass ihr in tiefe Depressionen stürzt, weil ihr einem Schurken zur Macht verhelft. Das ganze Spiel basiert, wie bereits die Vorgänger, auf Humor und Witzen über andere Spiele. So ließen es sich die Entwickler nicht nehmen Easter-Eggs einzubauen, wie beispielsweise ein Super Mario Level oder über Claptraps Software zu scherzen. Doch nicht nur bei der Hauptstory haben die Entwickler viel Arbeit ins Detail gesteckt. Die Nebenmissionen, welche größtenteils aus Szenarien wie „Gehe nach A, töte dort alle Gegner und bringe uns B“ bestehen, sind erstklassig erzählt und bereiten mindestens genauso viel Spaß, wie die eigentlichen Missionen.
Die Charaktere
Im Vorfeld war bereits klar, dass man es bei Borderlands: The Pre-Sequel mit altbekannten Charakteren zu tun hat, die jedoch noch nie spielbar waren. So haben wir Nisha, den Sheriff von Lynchwood. Spielern von Borderlands 2 dürfte die Frau auch als die grausame Gefährtin von Handsome Jack bekannt sein. Dank ihrer Spezialfähigkeit kann Nisha die Zeit verlangsamen und sich so in aller Ruhe um die Gegner kümmern. Die Geschichte in den Zwischensequenzen wird von der Gladiatorin Athena erzählt, die bereits im DLC von Generald Knoxx im ersten Teil der Serie einen Auftritt hatte.
Als Spezialfähigkeit nutzt Athena ihr Schild, mit dem sie Gegner angreifen oder später gar Teammitglieder heilen kann. Ein weiterer Mitstreiter von Jack ist der Enforcer Wilhelm, der im zweiten Teil als Hybrid aus Mensch und Hyperion Loader auftritt. Im Pre-Sequel steuern wir ihn jedoch noch als Mensch, dem zwei Drohnen zur Hilfe eilen können. Der Charakter, auf den die meisten jedoch gewartet haben, ist der Vierte im Bunde. Nach zwei Teilen ist es im Pre-Sequel nun endlich möglich, den kleinen tollpatschigen CL4P-TP namens „Claptrap the Fragtrap“ zu spielen. Jack programmierte den kleinen Roboter so um, dass er seine Fähigkeit verlor alle Türen zu öffnen und dafür auf ein breites Angebot an Kampftechniken zurückgreifen kann. Als Besonderheit kommt hinzu, dass er ein neues Rad erhalten hat, mit dem es nun endlich möglich ist, Treppen zu steigen. Die Kampfsoftware, die von Jack integriert wurde, befindet sich jedoch noch in der Beta-Phase. Dies zeigt sich vor allem, wenn man die Spezialfähigkeit einsetzt. Hierbei analysiert Claptrap die aktuelle Situation und führt eine zufällige Kampfroutine aus. Diese Fähigkeiten erinnern vor allem an die Fähigkeiten der bisherigen Kammerjäger aus dem ersten Teil. So kann es vorkommen, dass ihr beispielsweise einen kleinen Feuer-CL4P-TP spawnt oder mit zwei Waffen gleichzeitig einfach nur um euch feuert. Bei den Charakteren haben die Entwickler von Gearbox richtig gute Arbeit geleistet und man fühlt richtig die Beweggründe der einzelnen Charaktere, da diese auch hin und wieder einen zugeschnittenen Monolog von sich geben. Eine bessere Auswahl an Kammerjägern hätte Gearbox nicht treffen können für das Pre-Sequel.
Gameplay & Grafik
In Sachen Gameplay und Grafik hat sich leider nicht viel getan zwischen dem zweiten Teil und dem Pre-Sequel. Da die Entwickler dieselbe Engine nutzen, stellt man kaum neue grafische Wunder fest. Dies hat jedoch auch den Vorteil, dass wir die gleichen Tricks wie aus dem zweiten Teil der Serie anwenden können, um unser Spiel zu verbessern. Eine wichtige Änderung gab es jedoch beim Gameplay. Auf dem Mond herrschen andere Verhältnisse wie auf der Erde und dies spürt der Held auch sofort. So ist es notwendig, dass ihr außerhalb von luftgefüllten Räumen ein O2-Kit angelegt habt, welches euch mit Sauerstoff versorgt. Diesen Sauerstoff könnt ihr unterwegs in Räumen oder Quellen aufladen. Verbraucht wird eure O2-Anzeige vor allem durch Doppelsprünge und das anschließende Gleiten, denn auf dem Mond gibt es natürlich auch eine andere Anziehungskraft und so sind höhere und weitere Sprünge als auf Pandora möglich. Dies nutzt auch das Fahrzeugsystem mit dem Stingray, einem Hovercraft, welches springen kann, aus. Als zweites Gefährt steht euch ein Mondbuggy zur Seite, dessen Geschütz von einem Mitspieler besetzt werden kann. Ebenfalls neu sind das Element „Cryo“ und die tödlichen Laserwaffen. Ansonsten gibt es im Waffensystem kaum Neuerungen, außer dass es neue Kombinationen und damit auch neue Waffen gibt.
Atmosphäre
Doch wie fühlt das Spiel sich nun letztendlich an? Wie ein richtig gutes RPG aus der First-Person-Sicht. Die Story passt perfekt und auch die Dialoge oder Zwischensequenzen zauberten das ein oder andere Mal ein breites Grinsen auf mein Gesicht. Den Humor, den Gearbox hier an den Tag legt, findet man selten in Videospielen. Hier merkt man auch, worauf die Entwickler eher das Augenmerk gelegt hatten. Während es an anderen Stellen noch ziemlich ruckelte und Bugs sich im Minutentakt offenbarten, wurde beim Storytelling nicht gespart. Jedoch machten solche Bugs auch oft die Freude beispielsweise beim Looten kaputt, wenn durch die geringere Schwerkraft eine super-seltene Waffe aus Versehen im Abgrund verschwand.
Trotz all dem erfüllte die Fortsetzung einen sehr wichtigen Punkt: Das Spiel fühlte sich wie ein eigenständiges Spiel an. Zwar gab es immer wieder Verweise auf die anderen Teile der Serie und ein Neueinsteiger wird sich das ein oder andere Mal wundern, aber im Endeffekt ist die Story des Pre-Sequel in sich geschlossen und kann alleine stehen. Auch die praktische Einleitung ins Spiel ist gut gemacht und bedarf keines Vorwissens. Gerade wenn man ein so „kleines“ Game in die Serie einfügt, gelingt dies den Entwicklern oft nicht. Mehr Spaß hat man jedoch, wenn man die vorherigen Teile der Serie schon gespielt hat und auch auf ein Grundrepertoire an Gamingwissen zurückgreifen kann.
Mit dem Pre-Sequel bringt Gearbox Licht ins Dunkle und erzählt auf amüsante Weise, was sich zwischen dem ersten und zweiten Teil der Serie alles abgespielt hat. Besonders gefällt uns, dass die Entwickler auch die Beziehungen zwischen Handsome Jack und den Protagonisten aus dem ersten Teil näher beschreiben. Mit insgesamt rund 20 bis 30 Stunden Spielzeit kann man das Spiel zwar nicht mit dem großen Bruder „Borderlands 2“ vergleichen, jedoch erhält man eine Menge Spaß für sein Geld. Vor allem der Koop-Modus weiß zu überzeugen und knüpft an die Erfolge der ersten Teile an. Zwar hat Gearbox das Altbekannte genommen und neu angestrichen, dies jedoch so gut verpackt und aufbereitet, wie es bisher kein anderes Entwicklerstudio gepackt hat. Alles im allem jedoch ein Spiel, das mich des Öfteren zum Schmunzeln brachte und deshalb verdient ein Anwärter für das „Game of the Year“ für mich ist.