Wir alle haben ein Genre, von dem wir unseren Shooter-Kollegen eher weniger erzählen. Für mich sind dies RPG’s, in allen Farben und Formen. Sicher denkt der eine oder andere Hardcore Battlefield-Spieler nun: „Päh RPG’s, lieber Fratzengeballer!“. Alles Quatsch sag ich! Sich einmal genüsslich 80 Stunden zurücklehnen und über wenige Tage einen RPG Marathon veranstalten ist genauso gut. Sich in fremde Welten zu begeben und eine Geschichte zu erleben, die Hollywood nicht hätte besser schreiben können, ist mindestens genauso unterhaltsam.
Zwischen dem ganzen Hype um Assassins Creed und Far Cry 4 kam klammheimlich Dragon Age: Inquisition (DA:I) auf meinen PC und packte mich von der ersten Minute an. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich ein richtiger Fantasy-Sucker bin, Kritik kann ich immer üben. Doch war dies fast nicht von Nöten, bis auf kleine Mechaniken, die nervend sind, machte DA:I alles richtig. Optik, Story, Musik, Action, Blut, Boobs – alles vorhanden.
Story/Lore
Mit einer grünen glühenden Hand fängt alles an. Ihr wacht auf und habt keinen Plan, was eigentlich abgeht. Die Welt um euch herum ist bedroht von einem Bösewicht, dem Kristalle aus der Nase wachsen. Es ist nun an euch die Welt zu retten. Um euch nicht zuviel zu verraten, halten wir uns mit den Spoilern an dieser Stelle zurück, denn die Twists, die DA:I mitbringt, muss man selber erleben. Es sei aber gesagt, dass die Story ohne Probleme einer bekannten dreiteiligen Fantasy-Filmreihe Konkurrenz machen kann. Unzählige Charaktere mit detaillierter Hintergrundgeschichte, Moral und Liebesinteressen bietet euch DA:I. Neben einer tiefgründigen Welt mit Lore an jeder Ecke erwarten euch auch dynamische Handlungsstränge, die ihr selber je nach Gesprächsoption auslöst. Es ist an euch, zu entscheiden, wie ihr die Inquisition gegen das Böse führt. Eure Handlungen werden die Story prägen und verändern.
Optik
Es ist hübsch, wahrlich. Von Rüstungen über Waffen, Grünzeug zu Monstern und Charakteren, optisch macht DA:I wieder alles richtig. Auch wenn wir vielleicht nicht auf Ultra und 120 FPS durch die Welten ziehen, ist es technisch erste Sahne und kann sicher auch noch in ein paar Jahren überzeugen. Ob Vegetationen in dschungelartigen Ausläufern, sandige Wüsten, verregnete Küsten oder ein fauliger Sumpf bei Nacht, die Szenerie ist herrlich umgesetzt. Die Arbeit und Technologie, welche in die Optik der Charaktere geflossen ist, muss immens sein, denn diese sind eine wahre Pracht, fast schon fotorealistisch auf Ultra-Settings. Auch das Optionsmenü lässt euch alles individuell genug einstellen, um die Optik euren Voraussetzungen anzupassen.
Gameplay
Es ist euch relativ freigestellt, wie ihr euer Gameplay definiert. Sicher hat auch DA:I seine Limitierungen, aber die Möglichkeiten euren Charakter individuell auszubauen und zu formen sind reichlich. So bestimmt auch ihr wie ihr das Spiel angehen wollt. Ob Schwerter, Dolche oder Kettenblitze – die Kämpfe sind immer unterhaltsam und der Taktikmodus lässt euch die nächsten Schritte in der Schlacht gegen knifflige Gegner planen. So bereist ihr die Welt auch nicht nur zu Fuß, denn Reittiere gibt es auch noch, diese sogar in teils witzigen Varianten. Auch wenn die Reitanimation etwas mehr Liebe hätte vertragen können, ist es einfach darüber hinwegzusehen. Loot in Hülle und Fülle ist natürlich auch vorhanden und nach einem schweren Kampf die Epics aus dem Kadaver des Gegner zu ziehen fühlt sich schon nicht so schlecht an. Je nach Spielstil ist eigentlich für jeden etwas dabei.
Sound
Sicher gibt es genug unter uns, deren erster Schritt in einem neuen Spiel der Weg ins Optionsmenü ist, um die Musik zu muten. STOPP!, bitte nicht in DA:I. Über die reine Audioqualität brauchen wir nicht sprechen, diese ist gut. Es ist eher der Inhalt. Klar, das Klingen der Schwerter und Brutzeln der verschiedenen Feuerzauber gehören dazu, doch wo DA:I richtig strahlt ist die Musik. Trevor Morris, welcher auch schon die musikalische Untermalung einiger TV-Produktionen übernahm, unter anderem Vikings, liefert mit DA:I wohl sein bisher bestes Werk.
Jedes Areal hat seine eigene Stimmung und die passende Musik dazu. Eine Szene machte den Soundtrack wirklich großartig, als alle Hoffnung verloren war und das Camp der Überlebenden plötzlich anfängt ein hoffnungsvolles Lied zu singen, was einem so richtig unter die Haut geht. Genial!
Die Welt
Weg von der linearen Progression und hin zu OpenWorld (mit Ladescreens). Meist habt ihr einen zentralen Punkt von dem ihr eure Abenteuer bestreitet. Von hier reist ihr auf einer sich ständig verändernden Karte in die verschiedensten Gebiete. Wie schon angesprochen ist von Städten, Sümpfen, Wüsten, Küsten und Dschungeln alles dabei, was das Abenteurerherz höher schlagen lässt. Die Gebiete sind ausreichend groß und komplett frei begehbar. Wer sich Zeit nimmt mit dem Erkunden und nicht nur von Quest zu Quest rennt, wird oft überrascht sein, denn in diesen Welten steckt wahnsinnig viel Detail.
Seien es Schätze, Höhlen, oder Artefakte die es zu finden gilt, es ist wahrlich genug vorhanden um etliche Stunden in fast jedem Areal zu verbringen. Bis ihr irgendwo falsch abbiegt und euch ein monströser Drache das Leben mit altertümlichem Napalm aushaucht.
Dragon Age: Inquisition ist wahrlich das Schmuckstück des Jahres. Es hat alles, was wir uns als RPG-Liebhaber wünschen: eine extrem detailreiche Story/Lore, zeitgemäße Optik, eine fantastische Welt, alles begleitet von einem großartigem Soundtrack. Meine Kritikpunkte halten sich wirklich in Grenzen, obwohl ich sonst an allem herummeckere. Lediglich die Anzahl der Ladebildschirme, unnötige Umwege beim Reisen und die fehlende Romanzenoption für Leliana (:P) sind meine Kritikpunkte. Ich muss wirklich eine klare Kaufempfehlung für Freunde von Unterhaltung aussprechen. Ich sage nicht nur RPG-Fans, denn dieses Spiel kann alle begeistern, die Sinn für fantastische Unterhaltung haben.