Mit dem Spiel EVOLVE will Entwicklerstudio Turtle Rock mal etwas Neues im Genre des Shooters etablieren und setzt auf die scheinbar unfaire Situation von 4 gegen 1-Spielern. Allerdings muss man sagen, dass der eine Spieler in die Form eines großen Monsters schlüpft und so auch die vier Jäger einiges zu tun haben, um glorreich vom Spielfeld zu gehen. Doch was bietet EVOLVE den Spielern und erfüllt es die großen Erwartungen, die von den Fans an das Spiel gestellt wurden?
Story
Zu der Story lässt sich leider nicht viel sagen. Das liegt aber nicht daran, dass ich sie nicht verstanden habe, sondern dass es einfach keine wirkliche Story gibt. Die Entwickler haben sich gedacht, dass man bei diesem Spiel auf eine Story verzichten kann und sich stattdessen komplett auf den Multiplayer-Part konzentriert. An und für sich ist das Schade, aber es gibt immerhin einen Solo-Modus, bei dem man mit KI-gesteuerten Bots spielen darf. Zudem werden vor den Missionen einzelne Fetzen einer kleinen Geschichte erzählt, die man aber innerhalb von ein paar Sekunden wiedergeben kann.
Kolonien von Menschen werden von den großen bösen Monstern angegriffen und ihr, als die Hunter, müsst nun dafür sorgen, dass die Monster in die Hölle zurückgehen, aus der sie anscheinend gekommen sind. Dass man dort nicht mal ansatzweise versucht hat eine kleine Storyline in das Spiel einzubauen ist beinahe etwas enttäuschend, doch man kann es den Entwicklern verzeihen, da die Story in diesem Spiel auch nicht der größte Grund zum Spielen des Games ist.
Wenn man aber etwas an dem „Singleplayer“, also dem Solo-Modus kritisieren kann, dann ist es vermutlich die, vor allem für Einsteiger, sehr harte KI des Monsters, bzw. der Jäger. Ich konnte in den ersten Runden kaum einen Sieg einfahren und auch mein Team hat mich nicht wirklich gut unterstützt, was für viel Frust sorgte und mir auch eine Weile die Lust an dem Spiel etwas trübte. Da ich persönlich dachte, dass man im Solo-Modus das Spiel erst mal lernen kann, bevor man sich in den Multiplayer traut, war das eine Enttäuschung für mich, da man auch nicht die Härte der KI einstellen kann.
Multiplayer/Ko-Op
Kommen wir zum Herzstück des Spiels. In EVOLVE bekommt man insgesamt 4 Spielmodi geboten. Die beste Umsetzung der Spielidee bietet meiner Meinung nach der „Jagd“-Modus, in dem die Jäger (wie es ihr Name bereits impliziert) das Monster jagen müssen, bzw. das Monster alle Jäger vernichten muss. Der zweite Modus ist der „Verteidigungs“-Modus, bei dem die Jäger das Stromrelais vor der Zerstörung durch das Monster retten müssen. Im „Nest“-Modus müssen die Jäger auf der Map Eier von dem Monster zerstören, bevor dieses sie ausbrütet und dadurch einen Gehilfen in Form eines schwächeren Monsters bekommt. Zu guter Letzt gibt es noch den „Rettung“-Modus, in dem die Hunter die armen Kolonisten retten müssen, bevor sich das Monster einen kleinen Snack gönnt. Dabei fällt auf, dass der Jagd Modus auf jeden Fall der best geeignetste Modus für dieses Spielprinzip ist, während es in den anderen Modi nicht mehr primär um den Kampf zwischen Monster und Jäger geht. Doch dazu kommen wir noch später, wenn wir uns das Gameplay etwas näher ansehen. Natürlich könnte man nun das Spiel dafür anprangern, dass es nur 4 Spielmodi + einen „Evakuation“-Modus gibt, in dem man alle Spielmodi in 5 Runden hintereinander spielt, doch man muss auch dazu sagen, dass es auch nicht großartig mehr Möglichkeiten gibt, die in diesem Spiel Sinn machen würden. Von dem her kann man dort eigentlich keine großartige Kritik ansetzen.
Gameplay
Kommen wir nun zu dem Punkt, wo es eigentlich am meisten zu beanstanden gibt. Grundsätzlich spielt sich Evolve als ein Jäger wie viele andere Ego-Shooter, doch der Teufel liegt natürlich – wie so oft – im Detail. Zunächst gibt es auf der Seite der Jäger insgesamt zwölf Charaktere, also drei pro Klasse. Am Anfang des Spiels hat man allerdings bei jeder Klasse nur einen Charakter, die anderen muss man dann mit verschiedenen Aufgaben freischalten. Positiv anzumerken ist hierbei, dass sich die Charaktere der jeweiligen Klasse in keinem Fall ähneln.
Nur die Aufgaben, die der Charakter im Team erledigen soll, sind gleich. Unterschiede liegen aber in der Ausrüstung und so hat zum Beispiel einer der Charaktere des Tanks eine Blitzkanone, der Andere dafür einen Flammenwerfer und jeder Charakter verlangt einen ganz eigenen Spielstil. Insgesamt gibt es vier Klassen. Der Medic hat die Aufgabe sein Team ständig zu heilen, der Trapper konzentriert sich darauf Fallen zu legen und das Monster bei Kontakt in einer mobilen Arena – einem Kraftfeld, das halbkugelförmig das Areal abgrenzt – zu fangen.
Der Support hat ein Schild, mit dem er den Schaden von seinen Teammitgliedern abhalten kann, wenn er den Strahl auf sie richtet. Damit kann er dann gerade den Spieler schützen, dem das Monster die Hand geben will – und das mit der Hand ist vom Monster nicht höflich gemeint. Zudem kann der Supporter einen Orbitalschlag anfordern oder sich kurzzeitig unsichtbar machen, um z.B. seine Teammitglieder wiederzubeleben. Als letzte Klasse gibt es dann den Aussault, der nur dazu geboren wurde, um Schaden anzurichten. Mit einem Sturmgewehr und einer Energiekanone bewaffnet versucht er dem Monster gehörig den Hintern zu versohlen und weicht dabei nur selten aus, denn er hat auch eine hohe Anzahl an HP. Zudem kann er mit seinen Elektrominen dem Monster auch ohne seine Anwesenheit etwas Angst einjagen.
Kommen wir nun zum Monster. Das standardmäßige Monster ist der Goliath, der wie sein biblisches Vorbild auch ein riesiges Monster ist. Dieser kann Feuer spucken, einen großen Felsen nach seinen Jägern werfen, einen schnellen Sprung ausführen oder einen aufgeladenen Sprint hinlegen. Dabei setzt das Spiel darauf, dass man die Skills des Monsters mit den Zahlentasten auslösen muss und das fühlt sich leider sehr undynamisch an und ist meiner Meinung nach ein klares Manko. Als weiteres Monster gibt es noch die Krake, die sich im Gegenteil zum Goliath schwebend fortbewegen kann. Diese setzt auf Elektro-Fähigkeiten wie einen Blitzeinschlag, einen Angriff, der den Gegner wegschleudert und auf Energieminen, die die Krake beschwören kann.
Was in diesem Spiel aber bei weitem das Beste ist, ist das Balancing. Vor allem in dem Spielmodus Hunt kommt das zur Geltung, denn das Monster kann sich durch das Töten und Verzehren der heimischen Tiere auf dem Planeten „evolven“, also weiterentwickeln. Insgesamt gibt es drei Stufen und das ist auch das entscheidende an dem Spiel. Während das Monster in der ersten Stufe noch sehr schwach und verletzlich ist, ist es in der dritten Stufe beinahe unmöglich als Jäger den Sieg davon zu tragen. Durch diese Verschiebung der Macht gibt es einen großen Anreiz für die Jäger das Monster schnell zu fangen, während natürlich das Monster versucht so lange wie möglich den Jägern aus dem Weg zu gehen, um sich weiterentwickeln zu können. Einen Abzug gibt es aber für den Solo-Modus, denn ich persönlich hatte während des Testens vor allem am Anfang sehr große Schwierigkeiten den Sieg davon zu tragen, was nicht zuletzt auch dadurch bekräftigt wurde, dass die KI der Mitspielerbots nicht unbedingt immer das macht, was für das Team gerade am sinnvollsten ist.
Zudem ist das Monster auch als KI-gesteuerte Einheit sehr stark und dadurch wird es Anfängern im Shooter-Genre sehr schwer fallen am Anfang des Spiels Erfolge davon zu tragen. Man kann sich also als Anfänger auf viel Frust zu Beginn einstellen. Was allerdings gerade für die Neulinge gut ist, ist das Matchmaking. Dort kann man nämlich eine Priorität der Klassenwahl angeben, also praktisch eine absteigende Reihenfolge, welche Klasse man am liebsten und welche man ungerne spielt. Das ist vor allem am Anfang gut, wenn man alle Klassen mal kennen lernen will und es somit nicht dazu kommt, dass die beliebteren Klassen immer an den schnellsten gehen, denn bei dem Matchmaking von EVOLVE werden einfach die Leute so zusammengeworfen, dass möglichst jeder seine Wunschklasse auswählen kann. Dieses System würde vielen Spielen gut tun und ist auch jeden Fall ein Pluspunkt.
Doch wie läuft die erfolgreiche Jagd nach dem großen bösen Monster ab? Zunächst bekommt das Monster 30 Sekunden Vorsprung vor den Jägern und hat dann die Aufgabe Tiere zu töten und zu konsumieren, damit es evolven kann. Währenddessen müssen die Jäger nach dem Monster suchen. Das funktioniert zum Beispiel über die Fußspuren, die das Monster hinterlässt oder auch über den „Spürhund“ von Maggie (dem Trapper-Charakter). Außerdem können die Jäger Fallen legen, die das Monster verraten oder verlangsamen, um schneller an das Monster heranzukommen. Wenn man dann endlich das Monster gefunden hat, dann kann man es in der mobilen Arena des Trappers einfangen und dann (hoffentlich) zur Strecke bringen. Man muss sagen, dass dieses System sehr gut funktioniert und so auch für mehrere Stunden Spaß macht, doch wie in eigentlich allen Punkten des Spiels braucht es auch viel Übung diese Kunst zu beherrschen und man sollte sich auf jeden Fall etwas mehr Zeit einplanen, um das ganze zu lernen.
Alles in allem kann man sagen, dass EVOLVE zwar neuen Wind in die Shooter-Branche bringt, doch z.B. die Angriffe der Monster laufen zu statisch ab und jegliche Dynamik wie Kombos etc. fehlen, was dem Spiel eindeutig geholfen hätte. Bei den Jägern bekommt man auch keine wirkliche Überraschung, man spielt sie eigentlich wie die Soldaten aus jedem anderen Shooter, doch durch die vielen Gadgets fühlt sich das dennoch sehr gut an und sorgt auch nach mehreren Stunden für Spaß.
Grafik & Sound
Im Bereich der Grafik muss man sagen, dass das Spiel zwar an sich gut aussieht, doch ein großer Geheimtipp liegt in EVOLVE nicht verborgen. Vor allem die Maps bieten doch wenig Abwechslung und so ähneln sie sich ziemlich stark, was dafür sorgt, dass es nicht wirklich diese „Highlight-Maps“ gibt, die man immer und immer wieder spielen möchte. Die Map auf der man sich bewegt wirkt trotzdem belebt und natürlich, was vor allem durch die herumlaufenden Kreaturen so gut wirkt. Auf den Maps gibt es verschiedene Arten von KI-gesteuerten Tieren.
Manche davon sind feindseelig gestimmt, andere hingegen bemerken beinahe nicht, dass man da ist oder sie laufen panisch davon, wenn man z.B. mit dem Monster an ihnen vorbeiläuft. Man kann also Pluspunkte für die Atmosphäre geben, doch die Grafik hat mich nicht wirklich geflashed, was aber auch nicht heißen soll, dass sie schlecht ist.
Soundtechnisch muss man das Spiel aber sehr loben! Vor allem in der Jagd auf das Monster ist es hilfreich, wenn man durch die Schrittgeräusche des Monsters eine relativ genaue Ortung durchführen kann und so einigermaßen oft auch auf die Fußspuren oder gar den „Jagdhund“ verzichten kann. Ansonsten bekommt man bei EVOLVE die typischen Waffensounds und einige Geräusche aus der Umwelt geliefert, die eigentlich nicht sonderlich erwähnenswert aber dennoch gut sind.
EVOLVE bietet im Shooter-Genre einen neuen Ansatz und bringt als eines der wenigen Spiele die Situation, dass ein Spieler gegen vier andere Spieler antreten muss. Durch ein sehr gut ausgewogenes Balancing, das sich während der Runde verändert, kommt für beide Parteien gleichzeitig das Gefühl auf, ihre Aufgabe so schnell wie möglich zu erledigen und das erzeugt ein einmaliges Spielgefühl. Allerdings hätte man sich mehr Mühe mit der Steuerung des Monsters geben können, denn die Kämpfe wirken doch manchmal etwas statisch und undynamisch, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass man keine Kombinationsmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Skills des Monsters eingebaut hat. Grafisch präsentiert sich das Spiel sehr schick, doch wirklich herausragend ist das auch nicht, wobei man natürlich hier von einem hohen grafischen Niveau sprechen kann.
Was aber sehr schlimm in diesem Spiel ist, ist meiner Meinung nach das Reinkommen in das Spiel, denn außer dem kleinen Tutorial am Anfang gibt es wenig Rücksicht auf Neulinge und die KI schlägt im Solo-Modus, in dem man ja eigentlich trainieren möchte, gnadenlos zu und macht es so Neulingen sehr schwer gute Runden zu spielen.
Alles in allem kann man sagen, dass EVOLVE ein gutes Spiel für erfahrenere Shooter-Freunde ist, für Anfänger gibt es aber bestimmt besser geeignete Shooter, um in dieses Genre einzusteigen, wenn man Interesse daran hat.