The Surge ist endlich erschienen und möchte unsere Fähigkeiten ordentlich auf die Probe stellen. Ob dies gelingt und das Spiel dabei überhaupt noch Spaß macht, verraten wir euch in unserem Test.
Seit dem 16. Mai 2017 gibt es mit The Surge endlich wieder Nachschub für die frustresistenten Spieler unter uns. Deck 13, das Frankfurter Entwicklerstudio, möchte uns mit knallharten Kämpfen und einen erhöhten Schwierigkeitsgrad einiges abverlangen. Dabei sind die Verantwortlichen kein unbeschriebenes Blatt im Action-RPG Genre. Bereits 2014 servierten sie uns mit Lords of the Fallen ein Spiel, welches, trotz einiger Kritikpunkte, durchaus zu überzeugen wusste. Für ihren neuesten Geniestreich haben sie sich wieder einmal viel vorgenommen. Gleichzeitig möchte man aber auch zeigen, dass man aus den Fehlern und dem Feedback der Vergangenheit gelernt hat. Wir haben The Surge nun ausgiebig getestet und verraten euch, ob Deck 13 ihr Wort halten konnten.
Rettet die Zukunft
Die Geschichte von The Surge spielt in ferner Zukunft, wobei die Geschehnisse gar nicht mal so weit hergeholt sind. Die Menschheit steht vor einem großen Problem, denn unser Planet droht langsam aber sicher kaputtgewirtschaftet zu werden.
Neben Naturkatastrophen und teilweise daraus resultierenden Hungersnöten, leidet der Planet zusätzlich aber auch an der maßlosen Überbevölkerung des Menschen. Der schlimmste Punkt jedoch ist, dass auch die Erdatmosphäre sehr gelitten hat und kurz vor ihrer Zerstörung steht.
Doch gibt es in diesen düsteren Zeiten auch einen Lichtblick in Form von Jonah Guttenberg, CEO des globalen Unternehmens CREO. Mit Project Resolve möchte er nach und nach aus unserem Planeten wieder eine lebenswerte Welt machen. Als ersten Schritt schießt er Raketen in den Himmel, welche die Erdatmosphäre wieder verbessern. Um dieses Vorhaben jedoch weltweit durchführen zu können benötigt er Personal, sehr viel Personal.
Das ist unser Stichwort. In The Surge schlüpfen wir in die Haut von Warren, welcher sich der CREO Familie angeschlossen hat. Doch bereits an seinem ersten Tag muss er beziehungsweise demnach auch wir feststellen, dass just zu seinem Dienstantritt an seinem neuen Arbeitsplatz etwas ganz gehörig schief gelaufen sein muss. Kein Willkommenskomitee, kein Vorarbeiter oder Schichtleiter, zumindest keiner, der uns wohlgesonnen gegenüber steht, begrüßt uns. Stattdessen werden wir bereits nach wenigen Minuten von außer Kontrolle geratenen Maschinen attackiert. Und auch die Arbeitskollegen scheinen nicht alle Latten am Zaun zu haben und nach unserem Leben zu dürsten.
Was ist hier nur passiert? Dem werden wir natürlich auf den Grund gehen und vielleicht finden wir ja auch einen Weg, dass alles wieder so wird, wie es früher war.
Knallharter Kampf um Überleben
Eins sei schon einmal vorweg gesagt, The Surge ist knallhart. Nicht unfair hart sondern eher gnadenlos hart. Jeder Fehler, jede noch so unüberlegte Aktion wird meist mit einem erheblichen Verlust von Lebenspunkten, wenn nicht sogar mit dem virtuellen Tod bestraft. Höchst wahrscheinlich fühlt sich der ein oder andere nun sehr an die Souls Reihe erinnert. Dem kann ich nur beipflichten. Ich persönlich habe bereits viele hunderte Stunden meiner Lebenszeit in die Souls Reihe oder aber in den Playstation 4 Exklusivtitel Bloodborne, sowie etliche Stunden in den Deck 13 Titel Lords of the Fallen gesteckt. Ich bin zwar bei weitem nicht der beste Spieler, trotzdem kann ich mit Recht behaupten, ein gewisses Know-How in diesem Genre erspielt zu haben.
Die Ähnlichkeiten zu The Surge sind nicht von der Hand zu weisen. Grob gesagt spielen sich die Kämpfe wie eine Mischung aus Dark Souls und Bloodborne. Allerdings haben die Verantwortlichen bei Deck 13 einige Anpassung und Veränderungen vorgenommen, durch die sich das Kampfsystem von der Konkurrenz abhebt. Selbstverständlich können wir weiterhin ordentlich Prügel austeilen. Zusätzlich können wir gegnerischen Angriffen auch ausweichen, indem wir uns ducken oder über diese drüber weg springen. Jedoch benötigen diese Ausweichmanöver Fingerspitzengefühl und das richtige Timing.
In der Offensive gibt es nun statt leichte und schwere Attacken nur horizontale und vertikale Angriffe. Dies klingt zwar im ersten Moment nicht sonderlich spektakulär, ergibt aber durchaus Sinn, betrachtet man die nächste große Besonderheit von The Surge, das Limb-targeting System. Wir visieren nicht nur einfach den Gegner, sondern immer ein bestimmtes Körperteil an. Bei vielen Gegnern gibt es dabei auch immer Körperregionen, welche ungeschützt sind und demnach weniger Schaden abhalten. Dabei ist es wiederum entscheidend, welche Attacken wir ausführen. Visieren wir beispielsweise ein Bein an und attackieren mit einer vertikalen Attacke von oben und unten, machen wir weniger Schaden als von unten nach oben, da vorrangig andere möglicherweise stärker geschützte Körperpartien getroffen werden. Haben wir während des Kampfes genug Energie aufgebaut, bekommen wir zudem noch die Möglichkeit, das gerade anvisierte Körperteil mit einem gut inszenierten Finisher abzutrennen und den Kampf zu beenden.
Die Jagd nach Blaupausen
Das Kampfsystem hat Deck 13 wirklich super hinbekommen. Die Nahkämpfe sind fordernd, machen Spaß und spielen sich sehr intuitiv. Außerdem sieht das Abtrennen der jeweiligen Körperteile nicht nur verdammt cool aus, es ist auch verdammt wichtig.
Auf diese Weise bekommen wir nämlich neue Ausrüstungsgegenstände. Abgetrennte Waffen können dabei direkt ausgerüstet werden, für die Rüstungen hingegen bekommen wir lediglich eine Blaupause ins Inventar. Haben wir genug Materialien, so können wir den jeweiligen Rüstungsgegenstand dann an einer Servicestation anfertigen lassen und anschließend verwenden. Auch das Aufwerten der Ausrüstungsgegenstände erfolgt an den eben genannten Servicestationen. Dabei haben alle Waffen und Rüstungen, wie man es in diesem Genre gewohnt ist, unterschiedlich Werte, durch die wir unseren Charakter verbessern und in bestimmte Spielweisen lenken können.
Des Weiteren gibt es noch die sogenannten Implantate, durch welche wir viele weitere Funktionen und Verbesserungen freischalten können. Neben dem Erhöhen unserer Lebensenergie können die Implantate aber auch für Heilung sorgen oder aber die Waffenfertigkeit verbessern. Unsere Implantate lassen sich jedoch nur an einer MedBay austauschen. Hier können wir aber auch durch den von den getöteten Gegnern erhaltenen Schrott, quasi das Gegenstück zu den Seelen aus der Souls Reihe, in unseren Rig investieren und die Kernenergie erhöhen, welche letztendlich bestimmt, welche und wie viele Ausrüstungsgegenstände und Implantate wir verwenden können.
Kann man das nicht auch abkürzen?
Deck 13 hat sich nicht nur beim Kampf- und Lootsystem sehr viel Mühe gegeben. Auch die Spielwelt sieht fantastisch aus. Von Außenarealen mit zerstörten Raketenresten und langsam verfallenden Lagerhallen, über verwinkelte Industrieanlagen bis hin zu mysteriös wirkenden Forschungslaboren ist alles vertreten. Es ist wirklich bewundernswert, wie sie es hinbekommen haben, dass sich die Gebiete zwar optisch stark unterscheiden, man jedoch keine unglaubwürdigen Schauplatzsprünge vollführt. Allerdings offenbart sich hier auch ein Kritikpunkt. In den teils sehr engen Gängen leidet die Übersicht teils sehr stark. Trotz Third-Person Ansicht steckt die Kamera hier teilweise in der Spielfigur und versperrt uns die freie Sicht. Trotzdem ist es wirklich toll, was noch alles aus der FLEDGE-Engine rauszuholen ist. Wobei auch schon das nun etwas betagte Lords of the Fallen bereits sehr gut aussah.
Auch das Leveldesign ist wirklich gut gelungen und bietet an genau den richtigen Stellen die lebensrettenden Abkürzungen zur MedBay. Allerdings bieten die vielen Gebiete auch hervorragend Platz, um Gegner fies zu verstecken, welche uns dann hinterrücks attackieren und im schlimmsten Fall zum letzten Speicherpunkt prügeln können. Apropos Gegner, auch hier weiß das Spiel zu gefallen und bietet uns eine Vielzahl an verschiedenen Gegnertypen. Neben menschlichen Gegnern, welche im Laufe des Spiels immer neue und bessere Ausrüstungen und Waffen tragen, begegnen uns auch jede Menge verschiedene Maschinen, welche alle andere Angriffsmuster und vor allem auch Schwachpunkte besitzen.
Auch in Sachen Bosskämpfe serviert uns Deck 13 keine Standardkost. Die meist in verschiedene Phasen aufgeteilten Kämpfe sind anspruchsvoll und verdammt gut in Szene gesetzt. Und seien wir mal ehrlich, was gibt es besseres, als einen schwierigen Boss nach unzähligen Anläufen endlich bezwungen zu haben. Richtig, nichts. Und genau dieses tolle und unbeschreibliche Gefühl vermitteln uns auch die Bosskämpfe von The Surge.
Das Drumherum
In The Surge wird natürlich auch, wie eingangs erwähnt, eine Geschichte erzählt. Diese wird zwar relativ gut erzählt und durch viele Audiologs unterstützt, zieht uns jedoch nicht so in seinen Bann wie gehofft.
Uns kam es eher so vor, als diene sie lediglich dazu, grob das nächste Ziel vorzugeben. Zusätzlich wird auch versucht, über die Dialogauswahl mit bestimmten NPC’s ein wenig Variation mit rein zu bringen. An und für sich ist dies auch eine sehr gute Herangehensweise und bietet uns an manchen Stellen auch die Chance eine Nebenaufgabe anzunehmen. Allerdings lassen uns die Schicksale der NPC’s zum größtenteils ziemlich kalt. Genau wie über unsere Hauptfigur Warren, erfahren wir leider wenig bis gar nichts über deren Hintergründe. Der einzige NPC, welcher uns zu einem gewissen Teil in Erinnerung geblieben ist, war Dean Hobbs und das wahrscheinlich auch nur aufgrund seines ziemlich witzigen Akzents.
Insgesamt ist zumindest die deutsche Synchronisation wirklich gut geworden. Auch einige sehr bekannte Stimmen konnte Deck 13 für The Surge gewinnen. Warren wird beispielsweise von der deutschen Synchronstimme von Matt Damon vertont und Jonah Guttenberg’s Stimme kennt man sonst als Synchronstimme für Simon Baker. Grundsätzlich ist die Vertonung der Charaktere sowie die gesamte Soundkulisse wirklich gut gelungen und trägt deshalb einen großen Teil zur tollen Atmosphäre bei.
Fazit
Wie damals bereits bei Lords of the Fallen muss sich natürlich auch The Surge mit dem Genrekönig Dark Souls messen. Dabei macht es jedoch eine erstaunlich gute Figur. Die Grafik und das Leveldesign sind wirklich gut und auch das, in diesem Genre noch nicht so verbrauchte, Sci-Fi Setting ist ziemlich interessant. Am meisten konnte jedoch das Kampfsystem überzeugen. Die Kämpfe sind fordernd und machen unglaublich Spaß und das Limb-targeting System sorgt für noch mehr Abwechslung bei der Item Suche. Dazu gesellen sich natürlich noch die spannenden Bosskämpfe, bei denen man teils sehr taktisch vorgehen und die Angriffsmuster der Boss genauestens studieren muss.
Natürlich ist auch The Surge nicht komplett ohne Fehler. An manchen Stellen muss man einfach feststellen, dass die Third-Person Kamera für extrem enge Gänge nicht so geeignet ist. Des Weiteren hätte die Story ruhig ein wenig mehr Dramatik beziehungsweise einige überraschende Wendungen enthalten können. In diesem Zuge hätte auch den Nebencharakteren etwas mehr Tiefe nicht geschadet.
Nichtsdestotrotz ist The Surge ein wirklich tolles Spiel geworden, welches sich definitiv nicht vor der Souls Reihe verstecken muss. Im Gegenteil, die Tatsache, dass wir uns nicht zum X-ten Mal durch ein fiktives Mittelalter Szenario kämpfen müssen, ist ein großer Pluspunkt. Solltet ihr also auf eine echte Herausforderung stehen, frustresistent sein und einen Faible für ein düsteres Sci-Fi Setting haben, ist The Surge auf jeden Fall einen tieferen Blick wert.