Mit Warhammer: Chaosbane stand ein vielversprechender Titel auf der Liste der diesjährigen Releases, doch überzeugen kann der Titel nicht.
In Warhammer: Chaosbane treffen das Spielprinzip von Diablo und die Lizenz von Warhammer aufeinander. Das erste, was einem dabei in den Sinn kommt, ist, dass es sich dabei doch sicherlich um ein todsicheres Ding handelt, oder? Um die Antwort schon einmal vorweg zu nehmen: Nein, leider nicht. Trotz einer starken Lizenz und einem großen Vorbild, dessen Spielprinzip eigentlich relativ einfach ist, hat der Titel seine Schwächen. Und davon leider nicht gerade wenige. Looten & Leveln geht immer – sollte man meinen. Leider treten im Spiel bereits nach etwa einer Stunde die ersten Ermüdungserscheinungen auf und ziehen sich bis zum Ende.
Story
Im Großen Krieg gegen das Chaos wurde die Alte Welt, das Reich der Menschen, komplett verwüstet. Nun müssen wir uns dem Chaos entgegenstellen und sie zurückschlagen. Was auf den ersten Blick ziemlich generisch klingt, erfüllt im Nachhinein auch den generischen Charakter. Erzählt wird die vier Kapitel umfassende Geschichte in langweiligen Dialogen und Zwischensequenzen. Gerade Letztere könnten schlimmer nicht sein. Der Sprecher wirkt, als würde die Audiospur mit 200% Beschleunigung wiedergegeben werden. Bereits nach zehn Sekunden ist man so gestresst davon, dass man sich die Sequenzen lieber nicht anschaut.
Im Spiel selbst verschlägt es uns in die Kanalisation mit stockfinsteren Kerkern, in verschneite Wälder und Dörfer und in eine Dämonendimension. An sich sind die Level zwar hübsch anzusehen, allerdings auch alles andere als abwechslungsreich. Seid ihr durch einen Dungeon gelaufen, kennt ihr bereits alle Elemente, aus denen die nächsten Level bestehen werden. Für das Erkunden der Areale wird man nicht mit Lore-Schnipseln, Überraschungen oder Zufallsereignissen belohnt – wie es das große Vorbild Diablo handhabt. Es beschränkt sich leider nur aufs Monstertöten und einfachste Quests, die wir lösen müssen. Am Ende des Dungeons landen wir wieder in einem der drei Hubs – unter anderem die Stadt Nuln. In denen ist aber leider auch nicht viel mehr los, bis auf ein Händler und eine handvoll Questgeber. Es folgt ein Gespräch und weiter geht’s mit den eintönigen Dungeons.
Keine Revolution
Was den Leuten bei Eko Software jedoch gut gelungen ist, sind die vier verschiedenen Klassen. Die sind zwar alles andere als originell und beschränken sich mit zwei Nahkämpfern, einer Elfen-Jägerin und einer Magierin auf den typischen Standard, dennoch sind sie gelungen. Jede Klasse hat natürlich ihre eigenen Fähigkeiten und Kampftalente, es gibt aber auch noch eine spezielle Fähigkeit, die mit der Leertaste ausgelöst wird. Der Zwergen-Slayer hat beispielsweise einen Kettenhaken, mit dem er sich aus brenzligen Situationen befreien, oder zum Angriff übergehen kann. Leider können die Skills in keiner Weise wuchtiges Feeling aufbringen, sodass sich jeder Skill gleich – und vor allem nicht besonders – anfühlt.
Anders als bei anderen Genrevertretern lassen sich die Skills nicht unbedingt immer wahllos austauschen. Eko Software setzt auf ein Punkte-System, das nur eine begrenzte Anzahl an Punkten zur Verfügung stellt. Jeder Skill kostet eine gewisse Anzahl dieser Punkte – und höhere Varianten noch mehr. Vermutlich will man so „überstarke“ Charaktere verhindern, aber auch genau das nimmt dem Ganzen eine große Menge Spaß. Denken wir nur mal an Diablo 3, wenn wir mit unserem Multishot-Demonhunter einfach alles und jeden wegrasieren. Schade, hier ist sicher mehr drin (gewesen). Selbst die Feinde sind so eintönig wie langweilig. Es gibt im Spiel nicht einmal eine Namensanzeige, sodass wir nicht wissen, gegen wen oder was wir überhaupt kämpfen. Und von Elite-Gegnern wollen wir an dieser Stelle gar nicht anfangen. Die sind in etwa so selten wie Blümchen in Doom.
Das einzig Positive an den Gegern sind die Boss-Gegner am Ende eines Kapitels. Hier ist teilweise sogar auf dem einfachen Schwierigkeitsgrad etwas Taktik gefragt. Stumpfes Draufhauen führt nicht selten zum Tod. Leider können auch diese das sonst langweilige Gameplay nicht auf ein Level heben, bei dem man wirklich Spaß empfindet. Denn selbst der Loot, das wohl Wichtigste am ganzen Spiel, kann uns nicht mehr als ein „okay“ abgewinnen. Es gibt zwar regelmäßig neuen weißen, blauen, gelben oder roten Loot und sie machen unseren Helden auch Stück für Stück besser, doch wirklich etwas ändern tut sich gefühlt nicht. Der Slayer ist auf Äxte festgeschrieben und kann keine andere Waffengattung nehmen. Und auch sonst verändert sich der Charakter nicht großartig. Ob er nun einen kurzen roten Bart, oder einen langen blonden Bart trägt – wen interessiert’s?
Chaosbane: Ein Stummfilm(?)
Während man von anderen Genrevertretern meist stimmige Musik gewöhnt ist, die einem die Immersion erleichtert, trifft man bei Warhammer: Chaosbane maximal auf den sanftesten Streicher, den es gibt. Ruhige Musik in düsteren Ecken? Nope. Treibende, dpannungsaufbauende Musik im (Boss-)Kampf? Nope. Niente. Nada. Alles, was wir auf die Ohren bekommen sind hin und wieder ein Geräusch der Gegner, ein platter Spruch unseres Charakters oder eben das reduzierteste Streichquartett der Welt. Lediglich Interface und Steuerung können noch ein paar positive Worte hervorlocken. Wer Diablo gespielt hat, wird mit der Maus-Tastatur-Steuerung überhaupt keine Probleme haben. Aber auch unerfahrene Hack-n-Slayer sollten keine Probleme haben. Auch mit dem Gamepad lässt sich das Spiel prima bedienen.
Das Interface ist dabei immer übersichtlich und wirkt zu keinem Zeitpunkt überladen. Man hat immer die wichtigsten Sachen auf einem Blick und muss nie lange suchen, wenn man etwas Wissen möchte. Es gibt zwar einen Online-Modus, dieser lässt sich allerdings in einem Wort zusammenfassen: Katastrophe. Neben ständigen Verbindungsabbrüchen, unendlichen schwarzen Bildschirmen und sogar Questsbugs, die Charaktere unbrauchbar machen, sorgt auch das Matchmaking für Ärger. Trotz der Suche nach einem „sehr schweren“ Spiel, landeten wir bei Bossen, die keine vier Treffer aushielten. Der lokale Koop-Modus hingegen funktioniert da deutlich besser. Hier gibt es sogar einen besonderen Kniff: Die Menüs werden auf ein Viertel geschrumpft. So kann man trotz Inventarstöbern weiterspielen. Sehr gute Idee!
BioWare wäre stolz!
Das Einzige, was das Spiel jetzt noch retten könnte, wäre ein Endgame mit großem Suchtpotenzial. So eins, bei dem man immer weiter und weiter machen möchte, die Zeit vergisst und am Ende ist es wieder 4 Uhr nachts. Sollte man zumindest meinen. Doch ihr ahnt es bereits: Fehlanzeige! Über ein simples Menü lassen sich bloß zwei Spielmodi starten. Entweder geht es in die Erkundung und man läuft bereits bekannte Areale ab und sucht den Ausgang. Oder man spielt Bosskämpfe erneut. Eigentlich soll es noch einen dritten Modus mit dem Namen „Invasion“ geben, doch der ist bis dato nicht freigeschaltet. Anthem hat einen ähnlich großen Endgame-Umfang. BioWare wäre sicherlich stolz.
Ebenfalls bedenklich: Bereits zur Veröffentlichung von Warhammer: Chaosbane gab es diverse DLCs, die Vorteile gegen echtes Geld bringen. So lassen sich Boni für zusätzliche Erfahrungspunkte, Edelsteine oder zusätzliches Gold freischalten. In der 70 Euro teuren Sonderedition gibt es zudem einen Season Pass – inklusive der genannten Booster. Zwar soll es auch mehrere kostenlose Erweiterungen geben, dennoch schmeckt das Ganze etwas fad. Vor allem, wenn man sich den Zustand des Spiels ansieht.
Fazit
„Mit dem Spielprinzip „Looten & Leveln“ macht man eigentlich selten etwas Falsch – und wenn doch, dann richtig. Und genau das passiert Eko Software leider bei Warhammer: Chaosbane. Hat man die erste Stunde des Spiels hinter sich, wird alles, was danach folgt eher Qual als Spaß. An allen Ecken und Enden merkt man, dass hier zwar eine durchaus funktionierende Idee im Hintergrund steckt, aber nur oberflächlich am Potenzial gekratzt wird. Es ist leider nichts Halbes und nichts Ganzes. Warhammer: Chaosbane weiß nicht, ob es etwas Eigenes sein will, oder doch lieber den sicheren Pfad geht und Diablo mit Warhammer-Lizenz umsetzt. Wer hier ein solides Action-RPG mit Langzeitmotivation, stabilem Online-Koop und interessanter Geschichte erwartet, wird bitter enttäuscht. Etwas Taktik bei Bosskämpfen, die Klassen, das Interface, die Steuerung und der lokale Koop sind die einzigen positiven Dinge, die man wirklich hervorheben kann. Viel Potenzial, wenig Ergebnis. Leider.„